Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
fröstelte. Mit den nachmittäglichen Schatten war ein kalter Hauch gekommen. Er legte sich über das Haus wie kriechender Nebel. »Was meinte er wohl mit ›große Vernichtung‹?« Sie stellte sich den
Stern von Babylon
wie eine furchtbare Waffe vor, die von irgendeinem nahöstlichen Diktator in der Wüste zurückgelassen worden war. Sie wandte sich Glenn zu, dessen Gesicht im Schatten lag. »Was steht auf den Tontafeln, die Ihr Vater so verzweifelt sucht?« Unwillkürlich griff sie sich mit der Hand an den Hals: Jemand hätte sie für diese Tafeln beinahe umgebracht. »Etwas Biblisches? Eine Prophezeiung womöglich?«
Das Ende der Welt.
    Glenn ließ den Brief auf den Schreibtisch fallen und verließ wortlos das Zimmer. Candice hörte ihn in den ersten Stock hinauflaufen, hörte ihn herumsuchen, dann kam er zurück mit einem Buch in der Hand. Dem Tagebuch seiner Mutter.
    Es war ein wunderschönes Buch, exquisit gestaltet. Der Einband aus schimmernder, smaragdgrüner Seide, die Seiten aus kostbarem Bütten mit Goldrand und einem roten Seidenband als Buchzeichen. Der Verschluss war eine magnetische Lasche. Glenn schlug das Buch an einer beliebigen Stelle auf und blickte auf die Handschrift seiner Mutter:
Es gibt keinen Tod.
    Er schlug das Buch wieder zu. Nicht jetzt, noch nicht. Dies hier war mehr als ein Buch, es war der Weg zu seinen Gefühlen, zu seinem Herzen. Und sein Herz war seine Achillesferse, die er mit seinem Leben beschützte.
    Candice spürte seinen inneren Widerstand. Welchen anderen Weg gab es, dem Rätsel auf die Spur zu kommen?
    »Die Prophezeiungen des Nostradamus«, überlegte sie. »Vielleicht können die uns weiterhelfen.«
    Glenn sah sie erleichtert an und nahm ihre Idee sofort auf. Nach einigem Grübeln erinnerte er sich an einen bestimmten alten Folianten seines Vaters. Er ging in die Bibliothek, griff zielsicher den ledergebundenen Band heraus und begann sogleich, ihn durchzublättern. Die Kapitel, Centurien genannt, waren jeweils in einhundert gereimte Vierzeiler unterteilt. Nachdem er das siebte Kapitel gefunden hatte, blätterte er rasch weiter, kam aber nur bis Vierzeiler zweiundvierzig. Dort endete der Text.
    Glenn legte das Buch nieder. Auf einmal war er sich sehr sicher: Es war Zeit zum Handeln. Er griff zum Handy: »Der Mörder meines Vaters ist nicht länger in den Staaten, weil es hier nichts mehr für ihn zu tun gibt. Er wird versuchen, Elias Konstantine durch Überredung oder Gewalt dazu zu bringen, ihn nach Dschebel Mara zu bringen. Dort werde ich ihn finden.«
    »Wir werden ihn finden«, korrigierte ihn Candice.
    Glenn starrte sie an. »Bitte?«
    »Ich komme mit. Das habe ich Ihrem Vater versprochen.«
    Als ihm klar wurde, was sie da sagte, überkam Glenn ein Gefühl der Panik. Gegen diese weit aufgerissenen, tränenfeuchten Augen war er nicht gefeit. Er
durfte nicht
zulassen, dass Candice mit nach Syrien reiste.
    Er suchte nach Worten, die überzeugend klangen. »Ich kann das nicht zulassen. Das Risiko ist zu hoch. Wenn Philo Thibodeau der Mann ist, den ich suche, dann ist er ein reicher, mächtiger Mann, dem jeder Einfluss und alle Möglichkeiten zur Verfügung stehen.«
    »Das bedeutet zwei gegen einen.« Als Candice merkte, dass Glenn hart blieb, fügte sie hinzu: »Ich werde eine Hilfe sein, kein Hindernis, Detective. Schließlich bin ich Archäologin. Wie wollen Sie den
Stern von Babylon
finden?«
    Er musste professionell und cool bleiben. »So, wie ich auch einen Mörder finde. Ich verfolge Spuren.«
    »Wie wollen Sie nach Syrien hineinkommen? Es dauert Wochen, bis man ein Visum bekommt.«
    »Ein Behelfsvisum durch Interpol. Gegenseitige Amtshilfe. Machen wir ständig.« Er hob das Handy: »Hier ist Masters. Ich muss mit Captain Boyle sprechen. Es ist dringend.« Während er wartete, wandte er sich wieder Candice zu. »Überlassen Sie mir das, Dr.Armstrong. Bis Sie Ihr Visum bekommen, habe ich den Täter schon gefasst.«
    Nun zog Candice ihr eigenes Handy hervor. Als ob sie sich duellierten.
    »Was haben Sie vor?«
    »Ich rufe Ian Hawthorne an. Wie er mir sagte, fährt er nach Jordanien zurück. Er leitet dort eine Ausgrabung. Er kann mich als seine Mitarbeiterin ins Land schleusen. Von Amman ist es dann nur noch ein Katzensprung bis nach Damaskus.«
    »Dr.Armstrong …«
    Als Hawthorne sich meldete, sagte Candice: »Ian, hier ist Candice. Ich sollte dich anrufen, wenn du mir einen Gefallen erweisen könntest. Nun, jetzt ist es so weit.«
    Glenns Gesicht verfinsterte

Weitere Kostenlose Bücher