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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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dem Fall bitte ich dich, sie für mich fortzusetzen. Sollte ich in Syrien begraben werden, bitte ich dich, was immer ich angefangen habe, für mich dort fortzuführen.
    Vergib mir, mein Sohn, ich schreibe mit äußerster Dringlichkeit, denn ich befinde mich in großer Gefahr. Und auch du schwebst in Gefahr. Es gibt Dinge von absoluter Wichtigkeit, die du wissen musst, aber zuerst muss ich Frieden mit dir schließen.«
    Glenn schossen die Tränen in die Augen, als er die Worte seines Vaters im erlöschenden Tageslicht las. Candice knipste die Schreibtischlampe an.
    »Mittlerweile wirst du meine Sachen im Safe durchgegangen sein und aus dem Brief von Sergei Baskow erfahren haben, dass sich der
Stern von Babylon
in Dschebel Mara befindet. Da ich fest glaube, dass der Stern dich zur Achtzehnten Dynastie im alten Ägypten und zu erstaunlichen Entdeckungen führen wird, rate ich dir, die Hilfe von Dr.Armstrong in Anspruch zu nehmen. Vielleicht erinnerst du dich an den Namen, sie hat mir bei dem Salomo-Projekt assistiert. Sie ist ein guter Mensch und eine erstklassige Ägyptologin. Überdies ist sie vertrauenswürdig.«
    Schatten krochen in das Zimmer, schoben sich näher, als ob sie lauschen wollten. »Wir glauben, das Alter bringt Weisheit«, hatte John Masters geschrieben. »Zumindest hatte ich das immer geglaubt. Aber dem ist nicht so. Was das Alter bringt, ist die Erkenntnis, dass es uns an Weisheit
mangelt

    Glenn hielt inne. Räusperte sich. Trat näher an die Lampe heran.
    »Ich kann mir nur vage vorstellen, was nach dem Tod deiner Mutter in dir vorging. Ich war einfach zu verzweifelt, um dich zu trösten. Wie oft hatte ich mir gewünscht, den Mut dazu oder mehr Mitgefühl aufzubringen. Aber wann immer wir zusammenkamen, brachen die Dinge auseinander. Zeit meines Lebens habe ich Zerbrochenes zusammengefügt, und das tust du nun ebenfalls, mein Sohn, als Polizist. Und dennoch können wir das, was zwischen uns zerbrochen ist, nicht zusammenflicken. Du glaubst womöglich, es sei mir peinlich, dass du Polizist geworden bist«, las Glenn mit angespannter Miene vor. »Dem ist nicht so. Ich bin stolz auf dich. Aber ich bin zu starrköpfig, das auszusprechen. Wenn du diesen Brief liest, bedeutet das nicht, dass ich den ersten Schritt zu unserer Versöhnung gemacht hätte. Es bedeutet, dass ich tot bin. Und du sollst wissen, mein Sohn, dass ich dich von ganzem Herzen liebe, dass ich dich immer geliebt habe und so stolz auf dich bin, dass mir die Worte für meine wahren Gefühle fehlen.«
    Glenn schlug die Hände vors Gesicht. Candice wartete.
    Wieder prasselte der Regen an die Fensterscheiben. Glenn trat noch näher an die Lampe, der Brief zitterte in seinen Händen. »Und nun zum geschäftlichen Teil. Mein Sohn, ich habe dir ein ganzes Potpourri voller Geheimnisse aufgetischt, das aus Antworten ohne Fragen besteht. Und es gibt noch etwas, was du nicht weißt: Ich habe dich all die Jahre vor etwas beschützt. Ich hätte dir schon vor langem von Morven und der Luminanz erzählen sollen.«
    Candice riss die Augen auf.
Die Luminanz!
    »Es ist an der Zeit, dass du die Wahrheit erfährst. Aus Gründen deiner eigenen Sicherheit habe ich sie all die Jahre von dir fern gehalten. Du hast nie erfahren, worin die eigentliche Arbeit deiner Mutter bestand.« Glenn hielt inne, die Stirn gerunzelt.
Die eigentliche Arbeit?
    »Du musst es selber nachlesen«, fuhr sein Vater fort. »In ihrem Tagebuch. Ich habe es dir nie gezeigt. Nach ihrem Tod habe ich es weggepackt. Es liegt in ihrem Nachttisch, wo sie es immer aufbewahrt hat. Lies es, mein Sohn. Du sollst wissen, mit wem du es zu tun hast, gegen welche Kräfte du ankämpfen wirst.«
    Glenn blickte zur Zimmerdecke auf, als ob er durch die Balken, den Gips und die Teppiche das Tagebuch in seiner Schublade erspähen könnte.
    Er las weiter. »Philo Thibodeau ist wahnsinnig. Er hat Nostradamus verinnerlicht und erachtet die Prophezeiungen des Siebten Kapitels, der dreiundachtzigsten Strophe, für wahr. Philo darf den
Stern von Babylon
nicht in die Hände bekommen. Er würde ihn für böse Zwecke missbrauchen. Ich spreche von nichts Geringerem als Armageddon, denn ich glaube, er hegt Pläne für eine große Vernichtung …«
    Glenn hielt inne.
    »Lesen Sie weiter«, bat Candice.
    »Das war alles. An dieser Stelle wurde er unterbrochen.« Glenn starrte auf das letzte Wort und die Leerstelle dahinter, in der es an der Tür geläutet haben musste und sein Mörder das Haus betrat.
    Candice

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