Spur der Flammen. Roman
attraktiven Mann an der Haustür gute Nacht zu sagen, sich dann zurückzuziehen und den Mann aus dem Gedächtnis zu streichen oder aber mit diesem Mann über Tage oder Wochen auf engstem Raum um die halbe Welt zu reisen. Dennoch, sie hatte ihr Versprechen gegeben, die Tontafeln zu finden und nach Hause zu bringen. Sie brauchte nur ein wenig Willenskraft, um dem Charme des Detective zu widerstehen. Kein Problem!
Als Candice so herausfordernd vor ihm stand, bemerkte Glenn, dass ihre rauchige Stimme noch dunkler wurde, und er fühlte sich unbehaglich in seiner Haut, musste an heiße Nächte und zerwühlte Betten denken. Aus ebendiesem Grunde konnte er nicht zulassen, dass sie mitkam – sie würde ihn auf die schlimmste Art und Weise ablenken. Er hatte irgendwo auf der anderen Seite des Globus eine Verabredung mit der Gefahr, und er musste alle seine Kräfte und Sinne beieinander haben. Wenn sie nun einmal entschlossen war zu fahren, dann war er ebenso entschlossen, sobald sie in Damaskus eingetroffen waren, einen Weg zu finden, sie zur Rückreise in die Staaten zu bewegen – notfalls mit Gewalt.
Kapitel 11
S ie trafen sich im Geheimen.
In der vierzigsten Etage eines Büroturms, hoch über den glitzernden Lichtern von Houston, versammelten sich zweiundzwanzig Menschen unter dem Mantel der Nacht. Es war eine ernste Gesellschaft, die sich nach Büroschluss hier einfand und gemessen durch die Lobby schritt, wo der reguläre Wachmann durch eine Vertrauensperson ersetzt worden war. Sie verloren keine Zeit mit belanglosem Geplänkel oder Smalltalk, sondern nahmen ihren Platz an dem langen Konferenztisch ein, der von Deckenleuchten erhellt wurde. Ein jeder trug eine Aktenmappe unter dem Arm, jeder war darauf vorbereitet, Bericht zu erstatten. Die Ledersessel rund um den Tisch standen im Halbdunkel. Nur gelegentlich verriet das Aufblitzen von Gold, Platin oder Edelsteinen an Handgelenken oder Fingern den Reichtum dieser Leute und im weiteren Sinne ihren Einfluss. Nicht alle waren Amerikaner. Die Mehrzahl war aus der ganzen Welt eingeflogen. Sie kamen auch nicht jedes Mal in diesem Hochhaus oder in den Vereinigten Staaten zusammen, aber nachdem sie nun schon einmal im Lande waren, fiel diesmal der Vorsitz an Philo Thibodeau, zu dessen Petrochemiekonzern dieser Büroturm gehörte.
Er stand am Kopfende des Tisches, sein weißes Haar war von einem Punktstrahler in helles Licht getaucht. Er trug ein weißes Sakko über Hemd und Hose in Weiß. Alles an ihm war makellos wie immer. Philo pflegte sich mehrmals am Tag umzuziehen. Obwohl die übrigen Teilnehmer sich Wasser oder Kaffee eingegossen hatten, stand kein Glas vor Philo. Er aß oder trank niemals in Gesellschaft von anderen. Niemand, nicht einmal seine Frau hatte Philo Thibodeau je einen Schluck trinken oder einen Happen zu sich nehmen sehen.
Er wandte sich nun dem Mann zu seiner Rechten zu: »Mr.Greene, wir beginnen bei Ihnen.«
Der Mann schlug seinen Aktenordner auf, räusperte sich und begann seinen Bericht vorzutragen. »Es geht um Roger Fieldstone, unter Arrest, weil er Gegenstände aus dem Getty-Museum in Malibu gestohlen hat. Sein Fall wird nächste Woche vor dem Obersten Gericht von Los Angeles verhandelt.«
Thibodeau schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Diese Angelegenheit muss schnell bereinigt werden. Welcher Richter hat den Vorsitz? Einer von unseren Leuten?«
Der Mann blätterte in seinen Notizen. »Richter Norma Brown.«
»Ah ja, eine gute Frau. Ich werde sie anrufen. Weisen Sie Fieldstone eine andere Aufgabe zu. Das war schlampige Arbeit. Diesmal sollte es etwas Unbedeutenderes sein. Versuchen Sie es mit dem Spektrometer-Labor.«
Der nächste Bericht kam von einem Mann, dessen Hände so schwarz wie Dominosteine waren. »Wir sind einem Buch auf der Spur, das angeblich von einem der ersten Anthropologen stammt, der Ostafrika erforscht hat. Es soll Beschreibungen religiöser Rituale enthalten, die er heimlich beobachtet hat. Ich treffe mich nächste Woche mit dem Verkäufer.«
»Ausgezeichnet, Mr.Kimbata«, lobte Thibodeau. »Der Nächste.«
So ging es einmal rund um den Tisch. Jeder Anwesende gab seinen Bericht ab und sprach dabei mit einem von seiner Muttersprache geprägten Akzent. Ein gebeugter Mann mit Brillengläsern, die so dick wie Flaschenböden schimmerten, berichtete: »Im letzten
Antiquities Quarterly
wird eine Stele aus dem minoischen Kreta mit eingemeißelter Linear-B-Schrift angeboten.«
Thibodeau hob die Hand. »Ich habe mich
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