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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Himmel …
    Während sie wieder in der rotundenartigen Halle stand, die Hände in die Hüften gestemmt, und sich fragte, wie weit sie überhaupt in dieses Haus vordringen durfte, glaubte sie, ein unterdrücktes Gemurmel zu vernehmen. Als sie bemerkte, dass der Polizist nicht mehr an ihrer Seite war, ging sie zum Fuß der Treppe und schaute hinauf. Da oben, im Schatten, sah sie ihn stehen. Zu ihrer Überraschung sprach er in sein Handy.
    Sie konnte nichts verstehen, fragte sich aber, warum er da oben stand. Wonach suchte er?
    Aus dem Wohnzimmer fiel ein schwacher Lichtschein.
    Candice näherte sich der offen stehenden Tür und fühlte sich instinktiv von dem Bild angezogen, das über dem Kaminsims hing. Im klassischen Stil eines Ingres oder David gemalt, stellte es Pandora dar, nach der griechischen Mythologie eine Erdgöttin, erhaben und gertenschlank, in einem fließenden Gewand, die mit einer wehmütigen Geste auf das Gefäß deutete, das Zeus ihr mitgegeben hatte.
    Candice reckte sich hoch und schob vorsichtig das Bild zur Seite.
    Nein, dahinter war kein Schlüssel verborgen, auch kein Safe, der einen Schlüssel versteckt halten konnte.
    Sie richtete das Bild wieder gerade und trat einige Schritte zurück, um es zu betrachten. Das
musste
die Pandora sein, von der der Professor gesprochen hatte. Sie konnte sich auch nicht erinnern, dass er während ihrer Zusammenarbeit irgendwelche Haustiere erwähnt hätte.
    Da bemerkte Candice den ausgestreckten Arm der Pandora. Obwohl sie auf das Gefäß deutete, das Zeus ihr mitgegeben hatte, ein Gefäß, worin alle Übel der Welt enthalten waren, konnte der blasse Fingerzeig auch so interpretiert werden, dass er aus der Leinwand und über den rechten Rahmen hinaus auf eine kunstvoll gefertigte Holzkiste auf einem Marmorsims verwies. Candice erkannte darin den Zigarrenhumidor, den der Professor auf Reisen stets bei sich zu tragen pflegte. Vor dieser Wand wirkte er irgendwie deplatziert.
    Sie hob den Deckel. Ihre Augen wurden groß. Der Humidor enthielt keine Zigarren, nur ein altes Buch.
    Als sie Schritte hinter sich vernahm, holte Candice rasch das Buch heraus und hielt es dem Polizisten hin. »Ich glaube, das ist es, wonach der Professor verlangt hat.« Sie deutete auf das Bild.
    »Pandora hat mir den Weg gewiesen.«
    Er sagte nichts dazu, und während sie im Schatten stand, und die Blitze den Raum mit all seinen Antiquitäten und antiken Schätzen erhellten, fragte sie: »Kann ich das mitnehmen? Ich bringe es morgen früh gleich dem Professor. Soll ich eine Quittung unterschreiben?«
    »Ich vertraue Ihnen auch so«, meinte der Polizist.
    Während sie die Haustür verriegelten und in den schwarzen Regen blickten, fragte Candice: »Was haben Sie da oben auf dem Treppenabsatz gemacht? Haben Sie etwas herausgefunden?«
    Er hielt den Blick geradeaus in die Sturmnacht gerichtet. »Ich habe nur noch einmal auf dem Teppich nachgesehen, wo er gestolpert ist.«
    »Ich dachte, ich hörte Sie mit jemandem telefonieren.«
    »Mit dem Ehemann der Haushälterin. Sie hatte die Ambulanz angerufen. Ich wollte sie sprechen, aber sie hat ein Beruhigungsmittel bekommen.«
    Candice sah ihn nachdenklich an. Seine Kinnmuskeln spielten, seine Stimme hatte einen härteren Klang. Da durchfuhr sie ein alarmierender Gedanke. »Es war kein Unfall, nicht wahr? Wurde deswegen ein Detective mit dem Fall betraut?«
    »Ich wurde nicht mit dem Fall betraut. Und es war ein Unfall.«
    »Aber warum wurde ein Polizist ausgeschickt, mich zu holen?«
    Endlich sah er sie mit seinen umschatteten Augen an. »Ich dachte, Sie wüssten es. John Masters ist mein Vater.«

Kapitel 2
    D as Klingeln des Telefons weckte sie.
    Im Dämmerlicht des frühen Morgens spähte Candice auf die Uhr. Zu früh für den Anruf aus San Francisco, den sie so sehnlich erwartete, und der ihr bestätigen würde, dass sie den Auftrag in der Tasche hatte und ihre berufliche Zukunft gesichert war.
    Sie strich sich das Haar aus der Stirn und griff nach dem Hörer.
    »Hallo?«
    Schweigen.
    »Hallo? Wer ist denn da?«
    Klick.
    Einen Moment lang starrte sie den Hörer an, dann war sie hellwach. Über die Auskunft holte sie die Telefonnummer des Krankenhauses ein, ließ sich mit der Intensivstation verbinden und erkundigte sich nach dem Befinden des Professors. Insgeheim beschwor sie alle guten Mächte, dass es dem alten Mann schon besser ginge und er bereits mit den Schwestern flirtete. Ein brillanter Kopf, der die Grundlagen religiösen Glaubens

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