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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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Taschentuch hinhielt. »Und alles andere.«
    Ich ging mit einem unguten Gefühl hinein und wischte den Wasserhahn ab und den Rücken der Türklinke.
    Draußen lehnte Cam am Wagen, rauchte und sah zu den Nebengebäuden hinüber. Die Farm strahlte plötzlich etwas Bedrohliches aus: Ein Mann war hier ermordet worden. Exekutiert.
    »Ein erschossener Kerl in einem Tank«, sagte Cam. »Ändert die Art und Weise, wie man so einen Ort anschaut.«
    Wir blickten uns an. Ohne etwas zu sagen, gingen wir hinüber zur Futterscheune, wichen den Pfützen aus.
    Das große Tor öffnete sich unter Protest.
    Eingestürzte Wände aus Heuballen, teilweise aufgegangen. Ein großer Haufen, wo früher ein breiter Gang gewesen war.
    Cam ging zu dem Haufen, griff einen der aufgegangenen Ballen, zog ihn vom Haufen, dann noch einen und noch einen.
    Ich gesellte mich zu ihm, zog Heu weg, Heu, das überall in meine Kleidung eindrang.
    Cam hielt inne.
    Ich hielt inne.
    Cam hob seinen rechten Fuß und trat ins Heu.
    Etwas Festes.
    Noch ein Arm voll Heu.
    Die Rücklichter eines Wagens, eines dunkelgrauen Wagens.
    Innerhalb von Sekunden hatte Cam die Heckklappe freigelegt, probierte, verschlossen.
    Der Griff der Fahrertür, noch mehr Wühlen im Heu, Cam zog sie auf.
    Der Leichnam fiel seitwärts heraus, fiel ins Heu, brachte durchdringenden Verwesungsgeruch mit sich.
    Einen Augenblick dachte ich, mir würde schlecht, ich schluckte, machte einen Schritt rückwärts.
    Cam sah ins Auto.
    »Hier ist noch einer drin«, sagte er. »Kopfschuss.«
    »Mit beginnender Glatze?«
    »Nein.«
    Ich scharrte noch mehr Heu weg vom Hinterteil des Wagens, trat zurück, fand einen Stift und schrieb mir die Nummer in die linke Handfläche.
    »Gehen wir raus hier.«
    »Erst das Heu wieder drauf«, sagte Cam.
    Schwerer Regen, ein Vorhang aus Wasser senkte sich herab, als wir wieder in die Sligo Lane einbogen. »Netter Regen«, sagte Cam. »Hätte es gehasst, diese Reifen wechseln zu müssen. Japanische Reifen.«
    Ich saß schweigend neben ihm, versuchte friedliche Gedanken zu denken, bis ich fühlte, dass mein Herzschlag sich normalisierte. Dann zog ich das winzige Handy heraus, suchte nach der Taste mit der Eins, fand sie, hielt inne.
    Nein.
    Ich steckte das Telefon wieder weg.
    »Wenn dir noch was einfällt«, sagte Cam, »sag's mir nicht. Wir fahren jetzt nach Hause.«
    Die Fahrt nach Hause war einschläfernd, den ganzen Weg genau unterhalb der Geschwindigkeitsbegrenzung. Cam setzte mich zwei Blocks von Taub's entfernt ab.
    »Danke für die Begleitung«, sagte ich. »Nicht gerade die beste Art von Ausflug.«
    »Hätte schlimmer sein können«, antwortete Cam. »Beim letzten Ausflug, auf dem ich dich begleitet habe, hat mich ein Kerl mit einem Sturmgewehr geschlagen. Oft. Und getreten auch noch.«
    »Da ist was dran«, sagte ich.
    »Wie auch immer, ich war sowieso nie auf diesem Ausflug.«
    »Es sei denn, du bist allein gefahren«, sagte ich.

harlie war zurück und humpelte umher. Ich arbeitete eine Stunde lang an der Purbrick-Bibliothek, dann trat ich beiseite, wandte mich ab, schaltete das winzige Handy ein und drückte eins-zwei.
    Es klingelte drei oder vier Mal.
    »Ja.«
    »Dave?«
    »Ja.«
    »Erkennen Sie die Stimme?«
    »Ja.«
    »Kann ich Namen nennen?«
    »Ja.«
    »Ich habe Canetti gefunden. Tot. In einem Wassertank erschossen, auf einem Grundstück bei Warrnambool, das Gary gehört.«
    »Oh, Scheiße«, sagte Dave.
    »Da waren noch zwei Tote, zwei Typen in einem grauen Camry.«
    »Himmel. Nicht Gary?«
    »Nein.«
    »Haben Sie nach Ausweisen geguckt?«
    »Ich habe Hemmungen, meine Hand in die Jacken von Leuten zu stecken, die schon eine ganze Weile tot sind. Wie ist das bei Ihnen?«
    »Ein Punkt für Sie. Haben Sie das Kennzeichen?«
    Ich las es von meiner Handfläche ab.
    »Wahrscheinlich ein Mietwagen«, sagte er. »Von weit weg. Hätte nicht gedacht, dass Gary das Zeug dazu hat.«
    »Gary? Alle drei?«
    »Vielleicht mit Unterstützung. Ich weiß nicht, von wem. Sie hätten nicht allein da hingehen sollen. Sehr riskant. Bleiben Sie wachsam.«
    »Was glauben Sie denn?«
    »Wir haben es hier mit Profis zu tun, Jack. Sie hatten das Handy nicht eingeschaltet.«
    »Hatte zu tun.«
    »Ich wollte Ihnen etwas sagen. Dean hat am 3. April einen Wagen in South Melbourne gemietet. Per Telefon. Der Wagen ist nie zurückgekommen. Gestern ist er wieder aufgetaucht. Am 5. April hat ihn ein Kerl für ihn am Hyatt geparkt. Am selben Tag ist er vom Parkplatz geklaut worden.

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