Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman
Gestern haben die Cops die Karosserie gefunden, demontiert in einem Schuppen draußen in Brooklyn.«
Pause.
»Auf jeden Fall ist auch der Kerl, der den Wagen geparkt hat, nie wieder zurückgekommen. Gestern habe ich den Auto-Leuten ein paar Fotos gezeigt. Wahrscheinlich unser Freund. Und dann ist da noch der Tageskilometerzähler. Ein bisschen mehr als Hin- und Rückweg von dem Ort, wo er im Meer geparkt hat.«
Canetti hatte das Auto gemietet. Zwei Tage später hatte Gary es in Melbourne stehen lassen.
»Das wird allmählich brenzlig«, sagte Dave. »Es besteht die Gefahr, dass die andere Seite jetzt Ihretwegen nervös wird und beschließt, etwas zu unternehmen.«
»Was ist mit den Opfern draußen im Busch?«
»Erwarten Sie nicht, etwas darüber in den Nachrichten zu sehen. Gary. Arbeiten Sie an Gary. Und schalten Sie das Handy ein.«
Ich legte das Telefon weg. Aber nicht schnell genug.
Charlie kam hinter dem Pfeiler hervor, rieb meterlange papierdünne Hobelspäne zwischen den Fingern.
»So«, sagte er. »Mr. Wichtiger-Anwalt hat ein neues Walkie-Talkie. Sogar noch kleiner. Sollte eigentlich mit einem einfachen Werkstück vorankommen, ist schon drei Tage im Verzug. Aber nein. Er versteckt sich hinter dem Pfeiler, um ein Gespräch mit seinem kleinen Telefon zu führen.«
»Anwaltsgeschäfte«, sagte ich. »Ein wichtiger Klient.«
Er blickte mich traurig an. »Ha«, sagte er. »Pferdegeschäfte, das ist es, was ich glaube.« Vor sich hin murmelnd hinkte er davon.
Ich wünschte, es wären Pferdegeschäfte.
ie begrüßte mich an der Tür in einem knielangen Bademantel, der ihre langen, schlanken Beine zeigte. Ihr Haar war wieder feucht.
Wir standen im Eingang, beide verlegen.
»Das ist besser als telefonieren«, sagte Lyall. »Ich hatte gerade darüber nachgedacht, zu einem Stalking-Besuch aufzubrechen.«
»Brauchst dich nicht heimlich an mich ranzuschleichen«, sagte ich. »Ich spreche sehr gut auf die direkte Annäherung von vorne an.«
Sie lächelte ihr schiefes Lächeln, packte mit beiden Händen meine Jackenaufschläge. »Ich bin nicht gerade üppig von vorne«, sagte sie. »Ein Quell der Demütigung als Teenager.«
Sie lockerte meinen Schlips, zog ihn ab, hängte ihn über einen Haken in der Garderobe.
Ich ließ meine rechte Hand vorn in ihren Bademantel gleiten, fühlte Rippen, schob sie höher, an die Kurve einer Brust. »Genau richtig von vorne«, sagte ich. Das Sprechen fiel mir schwer.
Lyall blickte mir ohne zu blinzeln in die Augen, knöpfte mein Hemd auf, kam an die Taille. Ihre rechte Hand wanderte weiter nach unten, langsam, köstlich weit nach unten, hielt inne, fing an zu erkunden.
Ich löste den Gürtel ihres Bademantels. Er fiel auseinander, gab ihren leicht geröteten Oberkörper frei. Ich beugte mich vor, um ihre Brüste zu küssen.
Eine Hand in meinem Haar. »Wie kommt es nur, dass du mich immer mit nassen Haaren antriffst?«
Ich löste meine Lippen. »Einfach Glück«, sagte ich. »Dein Haar gefällt mir, wenn es feucht ist.«
»Ich fühl mich schon überall feucht«, antwortete sie. »Das hat einen Grund. Lass uns oben weiterreden.«
»Ich bin nicht sauber«, sagte ich.
Sie nahm meine Hand. »Ich könnte auch gut noch mal unter der Dusche stehen.«
»Stehen, das ist es, wozu es kommen könnte«, antwortete ich.
Es war nach 21 Uhr, als wir uns zum Essen an den Tisch in der warmen Küche setzten: Rühreier mit Sahne, Roque-fort-Käse und Estragon, einem Schuss Worcester-Sauce.
»Du hast viele Talente«, sagte ich, während ich etwas von dem Riesling trank, den ich aus dem Auto geholt hatte. »Kulinarische, erotische, fotografische. Fotografie hab ich nie ganz verstanden. Es ist eine Berufung, oder?«
Lyall fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Sie trug ein großes, graues Sweatshirt und Laufhosen, das Haar zurückgekämmt, kein Make-up.
»Du meinst, ich kann Eier schlagen und ich bin spitz? Die Fotografie ist mir so zugeflogen. Meine Mutter war Malerin, ziemlich gut, glaube ich. Sie hat aufgehört zu malen, nachdem sie geheiratet und meinen Bruder gekriegt hat. Das war damals so. Heute wahrscheinlich auch noch. Die Frauen hören einfach auf, schmeißen alles hin. Als wäre es nichts, irgendwas, aus dem man rausgewachsen ist.
Man widmet sich dann richtiger Arbeit, dem Ehemann, den Kindern. Na ja, sie hat mich gedrängt zu malen. Ich musste aber nicht sonderlich gedrängt werden. Am Ende war ich völlig besessen von Kunst, von allem, Malen und Malern, bin in Sydney
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