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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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Jedenfalls keinen normalen Urlaub. Sexurlaub, eine Tour durch die Casinos, ja, aber Ferien, nein.«
    »Da ist noch etwas. Etwas Persönliches.«
    »Fragen Sie«, sagte Chrissy.
    »Als Sie mit Gary Schluss gemacht haben, gab es einen bestimmten Grund dafür?«
    »Einen bestimmten Grund? Nun …« Sie sah mich an und lächelte ihr trockenes Lächeln. »Gary konnte die Finger nicht von anderen Frauen lassen. Hat was mit Unsicherheit zu tun. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass irgendjemand sich nichts aus ihm machte. Er wollte, dass die Frauen sich in ihn verliebten. Das war das eine Problem. Und dann war da noch die Gewalttätigkeit. Und das Koks. Er hatte sich kaum unter Kontrolle. Das Spielen, das war schon außer Kontrolle geraten. Er hat gut Geld gemacht, bei TransQuik in den Achtzigern, und trotzdem gab es Sonntage, da hatten wir nur noch das Wechselgeld zu Hause. Und ich hatte die blauen Flecken.«
    »Was hat er bei TransQuik gemacht?«
    »Das habe ich nie wirklich herausgefunden. Er hatte eine Menge geschäftlicher Meetings. Überall in der Welt. Europa, Asien, Amerika.«
    »Ganz allein?«
    »Meistens. Brent Rupert, das war einer von den Bossen, ist oft mit Gary nach Manila und nach Amerika gefahren.«
    Sie begleitete mich zur Tür. Als wir den Wintergarten verließen, schaute ich mich um. Der dünne Mann tauchte gerade nach einer neuen Wende wieder auf, Wasser strömte von seinem Kopf.
    Im breiten Flur sagte Chrissy: »Irgendetwas stimmte nicht mit TransQuik. Garys Verhalten hat mir immer so ein Gefühl gegeben. Alan sagt, ihm hätte mal jemand gesagt, dass in der Firma komisches Geld steckte. Die hatten da diesen amerikanischen Manager, Paul Scanga. War früher in der amerikanischen Armee gewesen. Toter Blick und dann diese dicken, kurzen Finger. Gruselig. Gary und ich haben damals schon nicht mehr miteinander geschlafen. Eines Abends, Gary war schon total betrunken, sagt er, Scanga wollte mit mir schlafen, von ihm aus wär's okay. Innerhalb von fünfzehn Minuten hatte ich meine Sachen gepackt und war weg. Schneller. Er hat auf dem Sofa gelegen, vor dem Fernseher, und gelacht. Hat mir noch so zugewunken.«
    Sie machte eine kreisende Bewegung mit der linken Hand. Die Geste drückte tiefste Gleichgültigkeit aus.
    Schönheit und handwerkliches Geschick bedeuteten nicht automatisch Glück, dachte ich, als ich auf der Straße zum Freeway war. Im Seitenspiegel sah ich zwei Autos hinter mir einen Wagen ausscheren, um einen besseren Überblick zu bekommen. Ein grüner Jeep Cherokee. Der Fahrer trug eine dunkle Sonnenbrille. Er scherte wieder ein.
    Einfach ein ungeduldiger Fahrer auf einer befahrenen Straße?
    Den Freeway entlang. Der Lark liebte den Freeway, eine kompakte Raubkatze, ein Polizeiauto, wie geschaffen, um Bösewichter in gefederten, ausgelatschten Achtzylindern mit riesigen Heckflossen über die Freeways von Los Angeles zu jagen. In der Nähe des Flughafens kam ein federgewichtiger Porsche angefahren, zog gleichauf, ein regelrechter Kolibri. Der Fahrer, ein kahlköpfiger Mann mit schmaler, dunkler Sonnenbrille, ohne Zweifel auf dem Heimweg von einer Geschäftsreise nach Sydney, hörte den Sound der acht Zylinder des Studs, die Musik eines ernsthaften Kolbenensembles, warf einen Blick auf die kurze, flache Karosse und beschloss, ihn herauszufordern. Normalerweise lässt man diese Leute ziehen. Das war klug. Und manchmal tat man das nicht. Das war albern. Aber es war schön, albern, aber schön, einfach nur einen Gang herunterzuschalten, das Aufgrollen des Motors zu hören, den Drehmoment, gespannt wie einen Bizeps, zu spüren. Und dann aufs Pedal zu treten und mit einem sanften Kick den anderen hinter sich zurückzulassen. Welche unschuldigen Vergnügungen hatte denn dieses Jahrhundert sonst noch zu bieten?
    Ich ließ Mr. Porsche ziehen und dachte über den toten Sicherheitsberater Koch nach. Früher mal bei TransQuik angestellt. Amerikaner. Ehemaliger Armee-Angehöriger. Gary, der Sicherheitsbeamte, der auf Geschäftsreisen nach Europa und Asien fuhr. Zwei tote Reisekaufleute, Novikov und Garys Freund Jellicoe. Rinaldis Anspielung darauf, dass Levesque eine Mordermittlung vereiteln konnte.
    Ich suchte im Spiegel nach einem grünen Jeep Cherokee.
    Nichts.

as ist das für ein Lärm?«, fragte Harry Strang. Wir saßen in einem Coffeeshop in Ballarat und warteten auf McCurdie. Die Sonne war herausgekommen, und an den Tischen draußen auf dem Bürgersteig zeigten die Menschen ihre fischbäuchig weiße

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