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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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eisig glänzen ließ. »Schmeiß endlich den Herd an«, befahl er. »Sie ist da.« Er ging zur Tür.
    »Tut mir leid.« Patrizia wickelte sich den Schal vom Hals. »Ich muss eingenickt sein. Es ging so plötzlich wieder los, dass ich keine Chance hatte anzurufen, und ich wäre um nichts in der Welt rechts rangefahren, das hätte ewigen Stillstand bedeutet. Ich war sogar versucht«, sie grinste, »noch hier in der Stadt rote Ampeln zu ignorieren, aber sie waren alle grün.«
    Wahrscheinlich eine optische Täuschung, nahm Hartmann an. Ihr giftgrüner Schal ließ alles in anderem Licht erscheinen. »Hat sie sich wenigstens gelohnt, deine Odyssee?«, erkundigte er sich.
    »Stopp«, rief Zinkel, »erst wird gegessen.«
    Patrizias Magen knurrte vernehmlich. »Was gibt’s denn?«
    »Blitznudeln mit Resten«, feixte Hartmann und trottete ihr hinterdrein.
    »Mir ist alles recht, ich komme um vor Hunger. Und Durst.« Sie ging an Pauls Kühlschrank und nahm sich ein Bier heraus. »Und? Alles klar?«
    Paul nickte. »Sicher.«
    Hartmann verdrehte die Augen. Was glaubten sie, wem sie hier etwas vorspielen mussten? Ihm war sowieso klar, dass Patrizia die Nacht hier verbringen würde. Er hingegen würde hinüber in seine Wohnung gehen, allein. Er würde die Tagesthemen einschalten und hoffen, dass er der immer gleichen Nachrichten müde würde, müde genug, um ins Bett zu gehen, um Schlaf zu suchen, der sich in letzter Zeit so oft nicht einstellen wollte. Etwas lief schief in seinem Leben, und er hatte keine Ahnung, was er ändern könnte. Er brauchte eine Frau, gestand er sich ein, aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Vielleicht, er unterdrückte ein Grinsen, vielleicht war das kein so schlechter Gedanke.
    Paul stellte die Pfanne auf den Tisch, Blitznudeln wahrlich, und warf ihm einen fragenden Blick zu. Hatte er laut gedacht?
    »Lecker.« Patrizia schaufelte das Essen nur so in sich hinein. Sie musste wirklich ausgehungert sein. »Was gibt’s zum Nachtisch?«
    »Sorry, kann ich nicht mit dienen.« Paul sah Hartmann an.
    »Bei mir ist auch Ebbe. Jan ist nicht da, deswegen war ich nicht einkaufen.«
    »Ich dachte, du wolltest heute noch mit Marie reden.«
    »Hab ich verschoben. Ich fand, wir sollten zuerst zusammentragen, was wir herausgefunden haben.«
    »Hast du Paul schon von Gentner erzählt?«
    »Nein, wir haben uns die ganze Zeit kameradschaftlich angeschwiegen. Wir wollten auf dich warten.«
    »Na dann.« Patrizia schob ihren Teller von sich. »Wer fängt an?«
    »Du«, entgegnete Hartmann, »aber von vorn. Paul weiß noch nichts von deinen Computer-Recherchen.« Er stellte die Teller zusammen und trug sie zum Ausguss. »Kaffee?«, fragte er und beide nickten, während Paul Notizbuch und Stift vor sich legte.
    »Sie haben nichts Besonderes ergeben.« Patrizia lehnte sich zurück und drückte mit den Händen gegen den Tisch, dass ihr Stuhl nach hinten kippte. »Die Buchhandlung wurde neunzehn zweiundachtzig von Michael Martens gegründet, seine Frau hat anfangs noch bei einer Fluggesellschaft gearbeitet, während er nebenbei Volkshochschulkurse gab, bis er fünfundneunzig eine Schwangerschaftsvertretung als Lehrer übernommen hat. Damals haben sie jemanden für zwölf Stunden die Woche eingestellt. Nach einem Jahr oder so wurde aus der Vertretung eine feste Stelle, Vollzeit jetzt, allerdings ist er aus Altersgründen nicht verbeamtet worden. Er ist nominell noch der Inhaber des Ladens, aber seine Frau leitet den Betrieb, und sie haben, als die Aushilfe gekündigt hat, Angelika Borden eingestellt. Die ist also schon gut zehn Jahre dort. Franziska Eising ist seit Beginn ihres Studiums als studentische Aushilfskraft dort tätig, also auch schon drei Jahre. Marie ist die erste Auszubildende, die sie haben. Der Betrieb ist finanziell gesund, und es gab nie irgendwelche Unregelmäßigkeiten, zumindest keine, die aktenkundig sind.«
    »Und privat?« Paul stand auf und holte Milch und Zucker.
    »Nichts«, bedauerte Patrizia. »Die beiden sind seit neunzehnhundertachtzig verheiratet, haben keine Kinder. Eine Ehe, die so lange hält, kann doch nicht ganz schlecht sein, oder?«
    »Das muss gar nichts heißen«, wandte Hartmann ein. »Abhängigkeit kann auch ein Grund für Dauer sein, sogar wenn sie nur eingebildet ist.«
    »Auf dem Gebiet«, Patrizia klang säuerlich, »sind wir ja alle große Experten.«
    »Hast du denn was über seine Arbeit an der Schule herausfinden können?«, warf Paul ein.
    »Er unterrichtet Geschichte,

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