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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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Politik und Spanisch. Kürzlich ist er befördert worden, was zustimmungspflichtig seitens der Schulleitung und des Personalrats ist. Ich denke, das wäre nicht der Fall gewesen, wenn er sich auch nur gerüchteweise etwas hätte zuschulden kommen lassen. Und da denkst du«, sie wandte sich direkt an Hartmann, »sicherlich an sein Verhältnis zu den Schülerinnen. Aber wenn du meinst, fahr ich morgen mal hin und hör mich um.«
    »Damit warten wir noch«, schlug Hartmann vor. »Aber vergiss Martens’ Alibi, Nathan was weiß ich, nicht. War’s das in der Hinsicht?«
    Sie nickte.
    »Dann du, Paul. Was spricht der öffentliche Personennahverkehr?«
    Paul schlug sein Notizbuch auf, überflüssig eigentlich. Hartmann wusste, dass er keine Probleme hatte, sich Details zu merken, aber er schien das Ding zu brauchen.
    »Der Zugführer kann weder beschwören, dass sie im Zug war, noch dass sie nicht da war. ›Die jungen Leute sehen doch alle gleich aus‹, meinte er. Da am Freitag kaum jemand unterwegs war, nimmt er an, dass sie ihm aufgefallen wäre, aber sicher ist er sich nicht. Den Busfahrer, der um die fragliche Zeit dort oben steht, habe ich auch aufgetrieben. Das hätte ich mir sparen können. Unfreundlicher Typ. Er sagt, er guckt nicht auf die Straße. Wenn er wartet, kann er eh nichts sehen, weil er dann die Innenbeleuchtung anhat. Ich bin sicher, der achtet nicht mal auf seine eigenen Passagiere, mich hat er nämlich nicht ein einziges Mal angesehen. Öffentlicher Dienst«, sagte Paul verächtlich.
    »Unterbezahlter öffentlicher Dienst.« Patrizia schien schon wieder gereizt.
    »Unterbezahlter Taxi fahrender Germanist«, nahm Paul die Stichelei auf, »war hingegen deutlich aufmerksamer. Der stand oben auf dem Parkplatz links vom Bahnhofsgebäude und hat gewartet. Er hat um zwanzig Uhr dreißig eine langhaarige Frau mit Rucksack aus der Gaststätte kommen sehen, und zwar in Begleitung eines Mannes. Sie sind an seinem Wagen vorbeigegangen, und er hatte den Eindruck, dass sie nicht ganz sicher auf den Beinen war. Er glaubt, es könne sich um Franziska gehandelt haben, zu dem Mann allerdings kann er nichts sagen. Trug Parka und Kapuze, war also nicht viel von ihm zu erkennen. Die Bedienung der Gaststätte hat Franziska eindeutig wiedererkannt. Sie war ihr aufgefallen, weil sie außer Atem zur Tür hereingestürzt war, hat ein Wasser bestellt, gleich bezahlt und sich ständig nach der Tür umgesehen. Dann hat sie allerdings nicht weiter auf sie geachtet, sie hat also nicht mitbekommen, wann sie gegangen ist und mit wem. Denn, hier kommt wieder der Taxifahrer ins Spiel, Franziska ist mit dem Unbekannten in ein Fahrzeug gestiegen und davongefahren. Es handelte sich um einen Vectra, da ist er sicher, der grün gewesen sein könnte. Aufs Kennzeichen hat er leider nicht geachtet, glaubt aber, dass er ein auswärtiges wahrgenommen hätte.«
    »Martens. Bingo«, sagte Hartmann.
    »Zu dünn«, warf Patrizia ein. »Selbst wenn sich die Farbe bestätigen lässt, es wird mehr als einen grünen Vectra geben. Was sagt denn die Kriminaltechnik?«
    »Noch gar nichts, morgen vielleicht.« Hartmann raufte sich die Haare. Er war müde, da half auch der Kaffee nichts, den er eigentlich nicht trinken sollte. »Aber passt auf. Ich habe ja noch die Nachbarn abgeklappert.«
    Jetzt war es an ihm, seine Aufzeichnungen zurate zu ziehen, ein simpler Zettel. »Etwa um zwanzig Uhr fünfundvierzig stand vor Martens’ geschlossener Einfahrt ein grüner Vectra, den die Frau Pfarrer von gegenüber – eine ja wohl über jeden Zweifel erhabene Zeugin – als den von Martens erkannt haben will. Es hat eine Chorprobe im Gemeindehaus stattgefunden, und sie hatte im Wohnhaus nebenan Noten vergessen, darum ist sie hinübergegangen. Als sie kurz darauf zurückkam, war der Wagen verschwunden.«
    »Er war also dort«, sann Paul.
    »Aber später«, wandte Patrizia ein. »Warum sollte Martens sie aus der Gaststätte weg entführen, wo es mögliche Zeugen geben kann, wenn er ihr doch ganz einfach anbieten konnte, sie nach Hause zu fahren?«
    »Wenn er sie nicht entführt hat, warum hat er dann verschwiegen, dass er durchaus noch mal zu Hause war?«
    »Vielleicht hatte er Angst, sich verdächtig zu machen?«
    »Ist er das jetzt etwa nicht?«
    »Er wäre ja wohl kaum mit Franziska im Wagen noch mal zur Buchhandlung gefahren.« Patrizia ließ nicht locker.
    »Ich finde auch, es passt nicht so richtig.« Paul kaute auf dem Ende seines Stiftes. »Wisst ihr, ich

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