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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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Trekking und so masochistische Sachen. Zu zweit – Gentners Frau ist nicht mit von der Partie, sie hinkt nämlich seit einem Unfall.«
    »Ist mir gar nicht aufgefallen«, warf Hartmann ein.
    »Denk ich mir. Ist aber nur noch zu sehen, wenn sie sich überanstrengt. Wie auch immer, Petersen sagt, Gentner sei sehr tolerant, dass er sie trotzdem behalten hat, als Versehrte und so. Die Ehe stand wohl ziemlich auf der Kippe. Ich meine, was ist das für ein beklopptes Weltbild, das die zwei sich auch noch zu äußern trauen?«
    »Alibi?«, mahnte Paul.
    »Sie haben angeblich Schach gespielt, am Freitag ab neunzehn Uhr.«
    »Und?«
    »Zumindest Petersen hat keine Ahnung vom Schachspiel. Die Figuren auf dem Brett waren nämlich falsch angeordnet.«
    »Putzfrau.« Hartmann nickte vielsagend Richtung Wanduhr.
    »Gibt es nicht, ich habe mich extra erkundigt.«
    »Hast du durchblicken lassen, dass du ihm das Alibi nicht abnimmst?«, fragte Hartmann.
    »Bin ich bescheuert?«
    »Nur äußerst selten«, warf Paul ein.
    Patrizia würdigte ihn keiner Antwort.
    Schweigen dehnte sich aus, eine spannungsgeladene, knisternde Stille. Patrizia kippelte mit dem Stuhl, Paul bohrte, wie immer, wenn er angestrengt nachdachte, mit seinem Stift im Ohr herum, während es Hartmann nicht länger an seinem Platz hielt. Er stand auf und tigerte durch die enge Küche – seine Marotte, wenn es galt, Entscheidungen zu treffen –, die Schritte begleitet vom Tropfen des Wasserhahns wie von einem Metronom. Im Büro war einfach mehr Platz, er blieb abrupt stehen und drehte den Hahn zu.
    »Okay«, sagte er, »ich glaube nicht, dass wir nach einer Leiche suchen. Sie lebt, wenigstens im Moment noch. Falls, ich schränke ein, falls wir richtig liegen mit dem Zusammenhang zum Verschwinden von Birgit Kainz und uns nicht total auf dem Holzweg befinden. Wir wissen nicht, um welchen Tatbestand es sich überhaupt handelt, von einem Motiv ganz zu schweigen, aber wir haben ein paar Verdächtige. Nur, aufgrund von deinen Schachfiguren kriegen wir eine Durchsuchung nie durch.«
    »Eine Beschattung wohl erst recht nicht«, fügte Patrizia hinzu.
    »Stimmt, also, was  können  wir tun?« Hartmann beugte sich vor und stützte sich auf die Stuhllehne. »Die Vectras hast du schon notiert, Paul? Dann brauchen wir mehr Informationen über Gentner und Petersen, inklusive der auf sie angemeldeten Fahrzeuge. Marie, das mach ich, ich fahr morgen sowieso in die Buchhandlung.« Er schlug sich gegen die Stirn. »Das hab ich euch ja noch gar nicht erzählt. Frau Martens hat angeboten, Kundenlisten von den Freitagen der letzten beiden Monate zu erstellen. Vielleicht lohnt sich das, wenn wir mal annehmen, dass Franziska nicht spontan entführt wurde. Und nicht von Martens selbst. Und ich werde versuchen, herauszubekommen, ob es womöglich ähnlich gelagerte Fälle gegeben hat, vielleicht auch misslungene Entführungsversuche. Weitere Vorschläge?«
    Beide verneinten stumm.
    »Dann wünsche ich allseits eine gute Nacht, wird ein anstrengender Tag morgen.«
    Ein Wink mit dem Zaunpfahl konnte nicht schaden, fand Hartmann und ging hinüber in seine leere Wohnung.
    ***
    Marilene schlich sich leise aus Arnes Zimmer. Es hatte einer langen Geschichte bedurft, bis ihm die Augen schwer geworden waren, und selbst dann hatte er sie nicht gehen lassen wollen, sich vergewissert, dass sie zu ihrem Wort stünde, am nächsten Sonntag einen Ausflug zu machen. Zum Schlittenfahren. Fahren würde sie, Schlitten aber nicht. Wintersport gehörte nicht eben zu ihren großen Leidenschaften. Ein einziges Mal war sie im Skiurlaub gewesen, und das hatte andere Gründe gehabt, war eher der Leidenschaft, denn dem Sport zuzuschreiben gewesen. Sie schüttelte ungehalten die Erinnerung ab. Dass sie an Felix dachte, musste an den hartnäckigen Kuppel-Vorschlägen der Kinder liegen, bestimmt nicht daran, dass ihr ein Mann fehlte. Was ihr hingegen fehlte, waren anständige Stiefel, wenn sie sich die Füße nicht abfrieren wollte. Vielleicht würde ja das Wetter noch umschlagen, hoffte sie, ein Alternativprogramm sollte sie sich allerdings schon überlegen.
    »Er schläft«, sagte sie und ließ sich seufzend an dem großen Küchentisch nieder. Vielleicht hatte das Vorlesen bewirkt, dass sie so müde war.
    »Wenn du dich ans Fenster stellst, kannst du ruhig eine rauchen.« Anita goss ihr eine Tasse Kaffee ein und stellte sie samt Aschenbecher vor sie hin.
    »Danke.« Marilene stand auf, nahm die beiden Tontöpfe, in

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