Spur nach Ostfriesland
Sie etwas dafürkönnen. Ich pass schon auf mich auf, versprochen.«
»Gut.« Sie seufzte, ein Laut, der inzwischen zu ihr zu gehören schien wie ihre Brille.
Marie strich ihr leicht über den Arm, nur um sich gleich darauf brüsk abzuwenden, als hielte sie die Berührung für unangemessen. »Ich fang dann mal an, ja?«, murmelte sie und stiefelte in den Laden.
Katharina folgte ihr, um die Kundenlisten zu erstellen.
»Morgen!«, rief sie Frau Borden zu, die soeben zur Tür hereinkam, schlotternd vor Kälte. »Ich hab noch nicht aufgeschlossen, sind Sie so gut?«, bat sie und ging an den Computer, um ihn zu bewegen, die Daten, die ihr wichtig erschienen, herauszurücken.
Nach zwei Stunden und zahlreichen Unterbrechungen hatte sie alles beisammen, was sie brauchte. Sie stauchte den beängstigend dicken Stapel gewellten Papiers, schnappte sich das Bündel mit den Kartenzahlungsbelegen und ging in die Küche, wo sie sich erst einmal eine, wie sie fand, verdiente Kippe drehte, bevor sie sich daranmachte, hier ein System hineinzubringen, dem auch Außenstehende folgen konnten.
Ein dröhnendes »Guten Morgen« ließ sie eine Stunde später zusammenfahren. Hartmann hing im Türrahmen. Sie hatte die Ladenklingel überhaupt nicht wahrgenommen.
»Morgen«, erwiderte sie, nachdem sie sich gefangen hatte. »Gut, dass Sie erst jetzt kommen, ich bin gerade fertig geworden.«
Seine linke Braue schoss in die Höhe. »Sie sagen jetzt nicht, dass all das für uns ist?«
»Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht«, versuchte sie, ihn zu beschwichtigen, »kommen Sie, ich erklär’s Ihnen.«
Er trat missmutig näher, vergrub die Hände in den Taschen, als wolle er nur ja nichts anfassen, was vermutlich den Tatsachen entsprach.
»Neun Wochen«, sagte sie, wies auf die Stapel und wartete auf sein Nicken, bevor sie einen davon zur Hand nahm. »Hier sind die Bestellungen, die an einem Tag aufgenommen wurden. Diese Liste bringt am wenigsten, weil sie nichts darüber aussagt, ob die Person hier im Laden war oder angerufen hat oder per Mail bestellt hat.«
Hartmann nickte wieder. »Dann können wir sie ja wegwerfen«, schlug er vor.
»Nein«, widersprach sie, »denn circa die Hälfte der Personen war durchaus hier, ich weiß nur nicht, welche.«
»Hm.« Er schien begeistert.
»Dann kommt die Liste der Abholungen des Tages. Diese Personen waren tatsächlich hier. Aber es gibt einen Haken.«
»Wir könnten die Frauen weglassen, denke ich.«
»Das ist der Haken«, erklärte sie. »Wir legen nicht unbedingt für jedes Mitglied einer Familie eine eigene Adresse an. Das bedeutet, dass ein unter Lieschen Müller abgespeicherter Vorgang tatsächlich Hans Müller betreffen kann. Oder Hänschen«, fügte sie hinzu.
Hartmann stöhnte.
»Sie heißen ja nicht alle Müller«, fuhr sie fort, »aber das ist der Grund, weshalb ich die Namen nicht einfach herausgeschrieben habe. Ich schätze, Sie brauchen die entsprechenden Adressen, um weiterzukommen. Das bringt mich allerdings auf die Frage, ob es überhaupt rechtens ist, was ich hier mache, Datenschutz und so?«
»Fragen Sie Ihre Anwältin.« Hartmann bedachte sie mit einem indignierten Augenaufschlag. »Ich könnte einen Gerichtsbeschluss bekommen, allerdings ist die Beweislage dürftig bis nicht vorhanden, also vielleicht auch nicht. Das müssen Sie wissen, ob Sie damit leben können. Konsequenzen haben Sie meiner Meinung nach nicht zu befürchten, wir können ja nicht gut ein paar hundert Leute vorladen, nur weil sie hier Bücher gekauft haben.«
»Nein«, stimmte sie zu, »aber dann war das Ganze wahrscheinlich eine blöde Idee. Es muss ja nicht einmal etwas bedeuten, wenn jemand an mehreren Freitagen hier war, und die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter vorbestraft ist, ist so groß wohl auch nicht.«
»Wir wissen einfach noch zu wenig, um jetzt schon sagen zu können, welche Information bedeutsam ist und welche nicht. Manchmal spielt einem glatt der Zufall in die Hände. Also wenn Sie mir das Zeug mitgeben wollen, nehme ich es, und dann sehen wir weiter.«
Zufall war kein Wort, das sie schätzte, aber mehr würde sie nicht bekommen. Wie auch, das Netz, das sie sich zusammengesponnen hatte, war im besten Fall grobmaschig zu nennen. »Okay«, sagte sie, »dann nehmen Sie es mit. In diesem Umschlag sind übrigens die Kartenzahlungsbelege, die ich keinem namentlich erfassten Vorgang zuordnen konnte. Bei manchen konnte ich die Unterschrift entziffern und habe den Namen darunter
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