Spuren im Nichts
Damm abrissen. Danach zog er nach Terminal City und von dort aus weiter, bis er schließlich auf der Erde landete. In Kanada. Ich glaube, er lebte von seiner Pension.«
»Lebt er noch?«
»Er starb vor ein paar Jahren bei dem Versuch, ein paar Kinder zu retten. In einem Waldbrand.«
Solly schlüpfte in seine Flossen. »Und er erzählte immer die gleiche Geschichte?«
»Die Konspirationsfreaks waren ständig hinter ihm her. Das scheint mir der Grund zu sein, warum er Greenway verlassen hat. Aber ja. Er beharrte bis zum Schluss darauf, dass sich während der Hunter- Mission nichts Ungewöhnliches ereignet hätte. Sie sind losgeflogen, hatten ein Problem mit dem Antrieb und kamen wieder zurück. Er weiß nicht, was mit den Frauen passiert ist. Er glaubt, dass Tripley bei der Explosion gestorben ist.«
»Mount Hope.«
»Ja.«
Er stieg ins Wasser, und seine Stimme kam über ihre Kopfhörer. »Es gibt da jemanden, mit dem du vielleicht reden solltest.«
Sie blickte ihm hinterher, während er langsam nach unten sank, dann folgte sie. »Und wer ist das?«
»Benton Tripley. Kile Tripleys Sohn. Sein Büro befindet sich in Sky Harbour. Wenn du nächstes Wochenende sowieso dort bist, warum fährst du nicht vorbei und besuchst ihn? Vielleicht kann er dir etwas sagen?«
»Ich weiß nicht.« Sie tauchte unter und füllte ihre Lungen mehrmals, um sicherzugehen, dass der Konverter fehlerfrei arbeitete. Die Luft war süß und kalt. Als sie zufrieden war, schwamm sie nach unten. »Ich denke, ich werde mir die Wälder ansehen, und damit genug.«
Die breiten Sonnenstrahlen verblassten rasch, je tiefer sie kam. Ein großer regenbogenfarbener Fisch schoss vorbei. Die Meere Greenways hatten sich rasch mit Tang und Seegras und Hummern und Heringen und Algen gefüllt.
Sie sank durch abwechselnd warme und kalte Strömungen tiefer. Solly, den sie zwischenzeitlich überholt hatte, schaltete seine Armbandlampe ein.
Die Caledonian war mit drei Mann Besatzung und neunzehn Passagieren an Bord zu den vorgelagerten Inseln unterwegs gewesen, als ein Sturm aufgekommen war. Der Unfall war durch die Medien gegangen, weil ein paar berühmte Leute unter den Fahrgästen gewesen waren und weil es nur zwei Überlebende gegeben hatte. Einer davon der unglückliche Kapitän, später von einem Untersuchungsausschuss für fahrlässig befunden, weil er seine Besatzung nicht vernünftig ausgebildet, das Schiff nicht im Griff und keine Notfallübungen abgehalten hatte. Seine Lage hatte sich noch verschlimmert durch den Verdacht, dass er zum Zeitpunkt des Unglücks nicht auf der Brücke gewesen war, sondern sich mit einem verheirateten weiblichen Passagier in seiner Kabine vergnügt hatte.
Das Steuer der Caledonian war im Marine Museum von Seabright ausgestellt. Andere Taucher waren beim Wrack gewesen und hatten alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Selbst Kim, die diese Dinge normalerweise eher respektierte, hatte einen Riegel von einer Kabinentür mitgehen lassen. Der Riegel stand jetzt versteckt in ihrem Schlafzimmer in einen Kristallblock eingegossen, weil Besucher immer wieder offen ihre Missbilligung gezeigt hatten. Gegenwärtig waren Bestrebungen im Gange, das ganze Gebiet zu einem Seepark zu erklären, Überwachungsanlagen zu installieren und das Wrack auf diese Weise vor zukünftigen Plünderern zu schützen. Mit der stillen Scheinheiligkeit, die der menschlichen Seele zu eigen ist, befürwortete Kim die Maßnahmen. Sie beruhigte ihr Gewissen damit, dass sie sich vorgenommen hatte, ihren Riegel dem Museum zu stiften. Wenn die Zeit gekommen war.
Sie ließ ihren eigenen Scheinwerfer ausgeschaltet und genoss die Dunkelheit und Einsamkeit und das sich bewegende Wasser. Der Boden kam in Sicht. Ein Schwarm Fische, angezogen von Sollys Licht, schoss vorbei.
Voraus erkannte sie die Umrisse des Wracks. Es lag halb versunken auf der Steuerbordseite im Schlamm. Das Ruder war verschwunden, ebenso wie die Spieren und Rundhölzer und Planken. Alles, was sich davontragen ließ, war davongetragen worden. Und trotzdem hatte das Wrack noch einen Rest von pathetischer Würde behalten.
Der Meeresgrund von Greenway war im Gegensatz zur Erde nicht übersät von den Wracks von Jahrtausenden der Seeschifffahrt und des Seekrieges. Tatsächlich konnte man die Zahl der untergegangenen Schiffe entlang der Ostküste im Verlauf der letzten fünf Jahrhunderte an zwei Händen abzählen. Nur eines davon, die Caledonian, war ein Schiff im herkömmlichen Sinne
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