Spurlos in der Nacht
der Drogen einfach zum Alltag gehörten. Glücklicherweise hatten sie es rechtzeitig entdeckt und ihn aus der Sache herausholen können. Aber das war nicht ohne Kampf gegangen. Es war ein Albtraum gewesen, wie er ihn nicht einmal seinem ärgsten Feind gegönnt hätte.
Als die Fahnder die neuesten Berichte der Kollegen aus Folio durchgegangen waren, rief Vetle an. Er war außer sich und berichtete, ein großer Hund habe Marmelade in den Rücken gebissen und ihn dann am letzten Reihenhaus vorbei über die Wiese in den Wald gejagt.
«Aber bist du denn nicht in der Schule?»
«Ich konnte doch nicht weggehen!»
«Aber mein Lieber», sagte Cato Isaksen irritiert, doch etwas in der Stimme des Siebzehnjährigen brachte ihn dazu, sich zu mäßigen. «Er kommt ganz bestimmt zurück», versuchte er ihn zu beruhigen. «Katzen haben neun Leben.»
«Aber er kann verletzt sein. Er kann verbluten. Du hast das alles doch nicht gesehen!»
«Aber hast du denn versucht, ihn zu finden?»
«Ich bin anderthalb Stunden herumgelaufen und habe ihn gerufen. Er ist verschwunden.»
«Kannst du nicht mit Mama darüber sprechen?»
«Die hat Dienst.»
«Ich kann jetzt nicht nach Hause kommen, wenn du das meinen solltest.» Cato Isaksen warf einen Blick auf die Unterlagen aus Folio, es ging um die Handygespräche, die Kathrine und ihre Clique an den letzten Tagen vor Kathrines Verschwinden geführt hatten. «Ich dachte, ich könnte ein neues Handy für dich kaufen», sagte er etwas freundlicher.
Vetle schwieg eine Weile. «Schön», sagte er dann kleinlaut. Sein altes war ihm vor einigen Wochen auf den Boden gefallen und zerbrochen.
Roger Høibakk erhob sich und fragte, wer alles Kaffee wolle. Cato Isaksen nickte dem Kollegen zu und sagte zu Vetle, er müsse jetzt zur Schule gehen. Dann beendete er das Gespräch und ließ sich von dem Kollegen einen Becher Kaffee reichen.
Die Gesprächsübersichten zeigten, dass Kathrine Bjerke und Kenneth Hansen am Abend von Kathrines Verschwinden zwischen neunzehn und dreiundzwanzig Uhr dreimal miteinander telefoniert hatten. Das letzte Gespräch wurde kurz vor elf beendet. Kathrine hatte außerdem ihren Onkel und ihre beste Freundin, Maiken Stenberg, angerufen.
Randi Johansen schob ihm einen weiteren Zettel hin.
«Kathrines Stiefvater», sagte sie. «Die Kripo hat einen Bericht über ihn angefertigt. Die Beziehung zwischen ihm und Kathrine war offenbar nicht gerade herzlich. Sie ziehen daraus keine Schlüsse, aber vielleicht sollten wir uns so bald wie möglich auch mal mit ihm unterhalten.»
Cato Isaksen nahm einen großen Schluck von dem Kaffee, den Roger geholt hatte, überflog noch einmal die Übersicht der Telefongespräche und sagte zu Randi, er könne sich den Stiefvater auch allein vornehmen. «Und ich will auch mit dieser besten Freundin reden.»
Randi Johansen lächelte ihn dankbar an. Ihre Tochter war bei einer kleinen Freundin zum Geburtstag eingeladen, und auch die Mütter sollten dabei sein. «Schön, dass du daran gedacht hast. Ich muss heute um vier Uhr zu Hause sein», sagte sie. «Aber ich nehme einen Packen Arbeit mit und setze mich heute Abend daran», fügte sie hinzu. «Und ich rufe dich an, wenn mir dabei etwas auffällt.»
Cato Isaksen nickte kurz. Roger Høibakk, Preben Ulriksen, Asle Tengs, Thorsen und Billington verteilten die Aufgaben unter sich. Er selbst erinnerte sich daran, dass er Vetle versprochen hatte, an einem Informationsabend über Ausbildungsmöglichkeiten teilzunehmen. Der Abend sollte um achtzehn Uhr in Vetles Schule beginnen, wenn er das richtig in Erinnerung hatte.
Roger und Preben wollten noch einmal nach Ullevål Hageby und mit den Nachbarn in der John-Colletts-Allee sprechen. «Wir schauen auch bei Moen vorbei», rief Roger, ehe er durch die Tür verschwand.
«Warte», rief Cato Isaksen und Roger schaute noch einmal ins Zimmer. «Fragt ihn nach dem zerbrochenen Spiegel», sagte er.
«Nach was für einem Spiegel?»
«Einem Spiegel, der zwei Tage vor Kathrines Verschwinden zerbrochen ist. Frag einfach danach. Er wird schon verstehen, was du meinst. Und dann frag nach seinem letzten Telefongespräch mit seiner Nichte. Aus den Unterlagen der Telefongesellschaft geht hervor, dass das am 20. Februar um kurz nach halb elf stattgefunden hat.»
«Alles klar», sagte Roger Høibakk und ging pfeifend durch den Gang davon.
10
Kathrine Bjerkes Stiefvater war Schlachter. Er leitete die Frischfleischabteilung im Supermarkt Meny im großen Einkaufszentrum
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