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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
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Gänsehaut bescherte. 
    Die Tür zu seinem Büro stand offen und Ingeborg Myklebust kam herein. «Wie sieht es aus», fragte sie und versuchte aufmunternd zu klingen.
    Cato Isaksen erhob sich und schloss hinter ihr die Tür. «Setz dich», sagte er. Dann erzählte er ihr, worüber er gerade nachgedacht hatte. «Er könnte sie ja im Auto versteckt haben», sagte er. «Ich weiß nicht, ob die Kollegen aus Folio in den ersten Tagen Wolters Kofferraum überprüft haben. Das müssen wir feststellen. Das mit der Karte aus Arjäng kann er doch auf irgendeine Weise arrangiert haben.»
    Ingeborg Myklebust betrachtete ihn mit ernster Miene. Seine Theorie raubte ihr fast den Atem, sie regte sie aber auch an. Im Fall Bjerke-Moen gab es so wenige Anhaltspunkte, dass wirklich jede Möglichkeit verfolgt werden musste.
    «Was du wirklich gut machst», sagte sie und sah ihn an, «ist, wenn wir wie jetzt einen Hinweis daraufhaben, dass sie am Leben ist, ich meine, durch diese Postkarte, dann gehst du genau in die andere Richtung. Du registrierst die neue Entwicklung, weigerst dich aber, sie als gegeben hinzunehmen. Das ist gut. Du drehst jeden Stein um und gibst dich nicht mit der Gewissheit zufrieden, dass der Fall vielleicht wirklich so liegt, wie er momentan aussieht.» Sie stand auf. «Wir werden sofort tätig werden. Mit seinen Computern sind wir ja ohnehin schon beschäftigt. Ich rufe die Kollegen in Arjäng an und bitte sie, den Hof von Wolters Familie zu durchsuchen. Und wir untersuchen sein Boot vollständig. Wir starten eine neue Suchaktion im Meer. Wir schließen Fleischtresen und Küche im Einkaufszentrum und schicken sofort drei Kollegen von der Technik hin. Auch wenn das jetzt viel zu spät ist, und falls es sich wirklich so abgespielt hat.» Sie schaute auf die Uhr. «Wir müssen sie überraschen. Wann machen die heute Feierabend?»
    «Um neun.»
    «Dann sind wir um zehn vor neun zur Stelle und arbeiten die Nacht durch», sagte sie.
    Und damit war das Ermittlungsteam wieder am Ball. Erfüllt von neuem Optimismus und voller Tatendrang arbeiteten sie von morgens bis abends.
    Durch diese Arbeitsbelastung verspürte Cato Isaksen immer häufiger den Wunsch, sich mittags hinzulegen, wenn er zu Hause war. Er ertappte sich oft dabei, dass er den Tod seiner Mutter vergaß. Aber wenn er so vor sich hindöste, dann konnte plötzlich ihr Bild vor seinem inneren Auge auftauchen. Er dachte oft an seine Kindheit. Viele Erinnerungen hatte er nicht. Auf irgendeine Weise hatte er das Gefühl, diese Jahre verloren zu haben, wie einen ins Wasser geworfenen Stein.
    Er fuhr hoch, als durch das offene Fenster lauter und leiser werdende Stimmen zu hören waren. Offenbar war er für einige Minuten eingenickt. Er schaute auf die Uhr. Er hatte zwanzig Minuten geschlafen. Das war gerade genug.
    Durch das Schlafzimmerfenster schaute er hinab auf Vetle und auf einen Freund des Jungen. Vetle sah froh aus. Die beiden saßen am Gartentisch und unterhielten sich leise, und der grüne Rasen und die voll erblühten Fliederbüsche bildeten einen schönen Hintergrund. Die Wolken waren weitergezogen, während er geschlafen hatte. Er nahm den süßen Duft der Blumen wahr. Es ging auf Mittsommer zu. Ein vages Sommerlicht füllte den Garten. Plötzlich standen ihm die Tränen in den Augen. Er kniff sie einige Sekunden lang zu, spürte die Kälte und eine plötzliche Angst vor seinem eigenen Tod, die sich kalt und wütend in ihm ausbreitete. Die Jungen lachten jetzt laut. Vetle schlug wütend nach einer zudringlichen Wespe und redete und redete und redete.
    Eine drückende Wärme hing über der Stadt. Die folgenden Tage wurden ziemlich chaotisch. Die Abteilung ermittelte gleichzeitig in mehreren Mordfällen. Die Ermittler waren in neue Arbeitsgruppen eingeteilt worden. Cato Isaksen hatte das Gefühl, in einer Art Vakuum zu leben.
    Bei Drøbak waren neue Suchaktionen durchgeführt worden. In Zusammenarbeit mit der Kripo und den Kollegen aus Folio hatten sie außerdem Tage Wolters Boot untersucht. Wolter war außer sich vor Wut gewesen. Er hatte ausgesagt, im ersten Monat nach Kathrines Verschwinden mit dem Boot kein einziges Mal den Hafen verlassen zu haben. «Ich fahr doch nicht im Winter aufs Meer hinaus», sagte er.
    Die technischen Untersuchungen der Computer hatten nichts erbracht. In Tage Wolters Computer hatte es keine verdächtigen Dateien oder Programme gegeben. Aber der Stiefvater konnte durchaus nach Schweden gefahren sein, um die Karte aufzugeben. Er

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