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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
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Lofthus sie unten an der Mautstation ab gesetzt hatte.» 
    «Das kann schon sein.»
    «Sie haben ein ziemliches Temperament, stimmt da nicht?»
    «Jetzt reicht es aber wirklich.» Tage Wolter hob abwehrend beide Hände und stand auf.
    «Bitte, bleiben Sie sitzen», sagte Cato Isaksen kalt. Was die Pastorin über Kathrine erzählt hatte, war ihm in der ganze Zeit nicht aus dem Kopf gegangen. Das mit den Abweichungen, dass Kathrine etwas über jemanden wusste, mit dem sie offenbar nicht umgehen konnte. Konnte Tage Wolter vielleicht pädophil sein? 
    Am selben Morgen hatte die Polizei seinen Computer und den Computer, zu dem er bei der Arbeit Zugang hatte beschlagnahmt. Jetzt gingen die Fachleute die Dateien durch, um festzustellen, ob es dort etwas Interessantes geben könnte. Roger Høibakk hielt das für viel zu spät. Er meinte, sie hätten das schon vor Wochen erledigen sollen. Cato Isaksen stimmte ihm da zu. Das Problem war nur, dass sie vorher keinen Grund dazu gehabt hatten. Randi Johansen fand, sie hätten auch jetzt keinen, aber Tage Wolter hatte sein Einverständnis gegeben, und das hatte alles sehr viel leichter gemacht.
    Kathrine Bjerkes Stiefvater merkte, dass ihm schwindlig wurde. Das Gesicht des Fahnders verschwand hinter einem schwarzen Schatten. Plötzlich drehte sich alles vor seinen Augen. Er hatte das Gefühl von innen her zu verbrennen, schon die ganze Zeit.

37
    Die Theorie, nach der die Polizei schon seit einer Weile arbeitete, nahm jetzt konkrete Formen an. Konnte alles darauf hinauslaufen, dass Kathrine ihrer Großmutter Dinge über den Stiefvater erzählt hatte, die sonst niemand ahnte? Konnte Brenda Moen gedroht haben, Helena Bjerke zu informieren? War Tage Wolter der Boden unter den Füßen zu heiß geworden? Er konnte Kathrine am 20. Februar kurz nach Mitternacht vom Tunneleingang abgeholt haben. Helena Bjerke dagegen hatte ausgesagt, ihr Lebensgefährte sei gegen elf Uhr abends nach Hause gekommen. Doch sie konnte sich im Zeitpunkt irren. Dieses Moment war das Unsicherste in der Theorie. Wenn Tage Wolter Kathrine abgeholt hatte, hatte er sie dazu bringen können, die Ansichtskarte zu schreiben, um etwas in der Hinterhand zu haben, für den Fall, dass die Lage gefährlich wurde. Hatte er aber damals schon geplant, auch Kathrines Großmutter zu ermorden? Aber wenn er Kathrine umgebracht hatte, konnte er sie dann auch im Boot versteckt haben? Vielleicht war er erst am nächsten Tag losgefahren, um die Leiche über Bord zu werfen. Tage Wolter hatte weder für den 7. März, dem Tag, an dem Brenda Moen erschossen worden war, noch für den 6. Juni abends ein Alibi. Er konnte nach Arjäng gefahren sein und Kathrines Karte eingeworfen haben, die dann am folgenden Tag abgestempelt und losgeschickt worden war.
    Aber das alles wirkte auf irgendeine Weise an den Haaren herbeigezogen und nicht übermäßig wahrscheinlich. Cato Isaksen fühlte sich nicht wohl in seiner Haut.
    Vielleicht fuhr er deshalb jetzt jeden Nachmittag und Abend nach Drøbak, um Tage Wolter im Auge zu behalten. Wozu das gut sein sollte, wusste er allerdings selber nicht. Wenn Tage Wolter etwas mit der Sache zu tun hatte, dann war der Auftrag, wenn man das so nennen konnte, ja bereits ausgeführt. Trotzdem kam es ja häufiger vor, dass Mörder sich dadurch verrieten, dass ihnen im Alltag kleine Fehler unterliefen. Und an diesem Mann stimmte etwas nicht, auch wenn Cato Isaksen dieses Etwas nicht in Worte fassen konnte.
    Tage Wolter arbeitete abwechselnd bis fünf Uhr und bis neun Uhr. Und außerdem jeden zweiten Samstag.
    Am Donnerstag, dem 14. Juni, stellte Cato Isaksen seinen Wagen hinter der Tankstelle ab, die neben dem City Drøbak lag. Er rief Helena Bjerke an und erkundigte sich nach dem Stand der Dinge. Hatte es bei ihr zu Hause in den letzten Tagen Spannungen gegeben?
    «Ja», sagte sie. «Tage findet, dass ich ihn im Stich gelassen habe.»
    «Aber das haben Sie doch nicht.»
    «Nein.»
    «Ich muss Ihnen noch eine Frage stellen. Kann er es an dem fraglichen Abend geschafft haben, mit dem Boot loszufahren?»
    Sie zögerte einen Moment. «Ich weiß, woran Sie denken. Aber nein, dazu hätte die Zeit nicht gereicht. Er war nur sehr kurz unterwegs. Tage lügt nicht», sagte sie traurig. «Ich hoffe, Sie können diese Theorie jetzt aufgeben. Hier ist seitdem alles schrecklich schwierig.»
    «War er am folgenden Tag mit dem Boot unterwegs?»
    «Bitte», bat Helena Bjerke. «Ich weiß es nicht, ich kann mich nicht erinnern. Ich

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