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ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume

Titel: ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Una McCormack
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das Jahr dem Ende zuneige, so hatte man Keiko gesagt, und der Winter endlich auch die Berge erreiche, würden die Tage kühler und die Nächte bitterkalt werden. Cardassia, so schien es ihr, hatte also noch viele Unannehmlichkeiten in petto.
    An diesem speziellen Abend kam ihr die Sonne noch heller als sonst vor. Sie ließ die grauen Gebäude regelrecht glänzen. Es war still in der Siedlung, eine heiße, bedeutungsschwangere Stille – als warte das Tal darauf, dass sich etwas veränderte. Keiko öffnete das Fenster, um die frische Luft auf ihrem Gesicht zu spüren. In dem staubigen, ungepflasterten Bereich, um den die Unterkünfte gruppiert waren, hatten sich zehn oder zwölf Personen versammelt, darunter auch Feric. Er sprach kurz mit ein, zwei der anderen, dann entfernte er sich mit einer jungen Frau – eine der Junior-Ingenieurinnen, erkannte Keiko – ein paar Schritte vom Rest. Sie trugen etwas in den Händen. Erst als sie es in die Höhe hielten und vor ihre Gesichter banden, erkannte Keiko, worum es sich handelte: Masken.
    Als ihre Gesichter verhüllt waren, wandten sich die beiden wieder zueinander. Keiko war, als verstreiche die Zeit mit einem Mal schneller. Die übrigen Versammelten waren verstummt, auch sie betrachteten das Geschehen fasziniert, aber ratlos und warteten gespannt. Für einen langen, stillen Moment regte sich nichts. Keiko schien es, als würden sogar die Berge, die dem seltsamen Schauspiel den Rahmen gaben, nach und nach Teil der Inszenierung werden.
    Dann drehte sich Feric zu seinem Publikum, und seine Begleiterin folgte ihm. Eine Art Verbindung entstand zwischen den Personen, wenngleich wohl niemand hätte sagen können, ob diese allein der Faszination oder einer anderen, physischeren Ursache geschuldet war. Erwartung lag in der Luft, tränkte die Atmosphäre. An jedem anderen Ort hätte Keiko geglaubt, ein Sturm bahne sich an.
    Schließlich begann die junge Frau mit tiefer, melodischer Stimme zu sprechen. »
Die Kraft, die mich durchfließt, belebt mich, belebt die Maske Oralius’ …
«
    An diesem Abend waren auch Kinder auf dem Platz, unter ihnen Molly. Sie spielten irgendetwas, und Keiko bekam den Eindruck, als wäre Molly die Anführerin dieses Spiels.
Ganz die Mama
, dachte sie grinsend. Es hatte Molly auf vielfache Weise gut getan, auf Deep Space 9 aufzuwachsen, kam sie doch überall gut zurecht – auch hatte sie die Schwierigkeiten ihres Vaters mit den Cardassianern nicht geerbt. Keiko begriff, dass einige der Kinder bislang nicht am Spiel teilnahmen. Vermutlich schüchterte Mollys Art sie noch ein wenig ein. Mit der Zeit würden sie sich aber bestimmt an sie – aneinander – gewöhnen.
    Das müssen wir schließlich alle …
    Die Frau psalmodierte noch immer. »
Es ist das Lied des Morgens, das sich dem Leben öffnet und jenen, die im Schatten der Nacht darben, die Wahrhaftigkeit ihrer Weisheit bringt …
«
    Eines hatte Keiko schon vor ihrer Ankunft gewusst: Ein Gutteil ihrer Aufgabe hier in Andak bestand darin, aus dem Personal nicht nur ein Team, sondern eine Gemeinde zu formen. So weit draußen und auf engem Raum brauchte es nicht viel, um Streitigkeiten entstehen und aus kleinen Krisen große Probleme werden zu lassen, bis das ganze Camp ein Treibhaus für Ressentiments und Intrigen war. Keiko war die Leiterin, doch ihre Aufmerksamkeit galt nicht allein der wissenschaftlichen Forschung. Sie wollte eine Gemeinschaft. Deswegen hatte sie ja darum gebeten, dass die von ihr ausgewählten Teammitglieder ihre Familien mit nach Andak brachten. Was genau eine cardassianische Familie
war
, hatte sie allerdings erst begriffen, als die Anweisungen für Unterkünfte und Essensrationen eingetrudelt waren: Jeder hier war vom Krieg gezeichnet. Sie selbst, Miles, Molly und Yoshi – Mutter, Vater, Schwester, Bruder – stellten die Ausnahme dar. So viel Glück war sonst niemandem vergönnt gewesen. Feric zum Beispiel hatte alle verloren: seine Mutter, zwei Schwestern, eine Gattin und einen kleinen Sohn. Wann immer er Yoshi ansah, war Keiko, als müsse ihr Herz zerbrechen. Auch deshalb pochte sie so darauf, aus Andak eine Gemeinde zu machen.
    Nun hörte sie Ferics Stimme, klar und fest in der Abendluft.
    »
Es ist just diese Kraft – gerichtet gegen die Schöpfung, gerichtet gegen den Freund –, die seinen Körper durch meine Hand vernichten, seinen Geist durch meinen Hass erlöschen lassen kann …
«
    Keiko hatte mit harten Bandagen kämpfen müssen, um Ferics Berufung bestätigt zu

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