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ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume

Titel: ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Una McCormack
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und genoss die Strahlen der blassen Sonne. Dann eilte er auf die andere Straßenseite. Er wählte die Abkürzung über den einstigen Siegesplatz – ein inzwischen äußerst unpassender Name, wie er fand – anstelle seiner üblichen Route über den Boulevard. Was für eine eigenartige Gewohnheit, dachte er, als er gekonnt über die Trümmer stieg, einen Weg zu wählen, den es gar nicht mehr gab – als könne man die gepflasterten Straßen von einst wieder heraufbeschwören, indem man ihre Überreste abging, sie mit Schritten in den Staub zeichnete.
    Eine frische Brise brachte ein Stück Abfall vor ihm zum Tanzen. Garak überlegte, ob er anhalten und es wegräumen sollte, trat es dann aber einfach beiseite. Er war spät dran und verspürte keinerlei Drang, sich schon am frühen Morgen Zwecklosigkeiten zu widmen. Dafür war später immer noch Zeit.
    Er schwang sich über eine ehemalige Wand und sah, dass O’Brien bereits vor dem grauen, formlosen Bürogebäude auf ihn wartete. Er blickte in die andere Richtung. Ein Lächeln schlich sich auf Garaks Lippen. Was zwischen ihm und O’Brien auf Empok Nor geschehen war, war, nun ja,
unglücklich
gewesen. O’Brien mit seiner
außergewöhnlich
zuvorkommenden Art hatte es nie wieder erwähnt, und doch stand es
stets
und vielleicht unumgänglich zwischen ihnen … Garak verlangsamte seinen Schritt, um leiser zu sein, schlich sich an O’Brien an und tippte ihm von hinten auf die Schulter.
    O’Brien zuckte zusammen, als würde er in den Orbit geschossen. Er wirbelte herum und funkelte ihn wütend an, als er ihn erkannte. »
Grundgütiger
, Garak!
Wollen
Sie, dass ich einen Herzinfarkt kriege?«
    »Ich bitte um Verzeihung, Chief«, erwiderte Garak fröhlich und ohne einen Hauch von Reue. Seine Laune war plötzlich deutlich besser. »Ich versichere Ihnen, dass es nicht meine Absicht war, Sie zu erschrecken.«
    »Sie haben ’nen ziemlich eigenartigen Sinn für Humor, wussten Sie das?«
    »Und Sie werden mir die kleine Freude sicher gönnen«, murmelte er und streckte die Hand aus. O’Brien ergriff und schüttelte sie. »Willkommen zurück in der Hauptstadt. Wie war Ihre Reise?«
    »Gut, danke.« O’Brien zögerte, bevor er seine Hand losließ. »Sie sehen müde aus«, sagte er dann.
    »Zweifelsohne dieser unwürdig frühen Stunde wegen«, erwiderte Garak sofort. »Und, so muss ich gestehen, weil mich die Aussicht auf die Aktivitäten des Tages ein wenig mürbe macht … Sollen wir uns nach einem Frühstück umsehen? Bis zum Beginn der Sitzung ist es noch ein wenig hin.«
    Der Himmel bewölkte sich zunehmend. Erster Regen setzte ein, dicke schwarze Tropfen. O’Brien knurrte zustimmend und ließ sich von Garak um das Bürogebäude und auf eine einstige Seitenstraße führen. Diese beherbergte inzwischen eine bunte Mischung aus Notunterkünften und anderen Zweckbauten. Garak hielt auf eines der seltsameren Gebäude zu. Es bestand aus großen Stein- und Metallteilen, die den Zorn der Jem’Hadar überdauert hatten, und aus der Tür, die Garak nun aufstieß, drang der angenehme Duft von Gekochtem.
    »Viele Föderationsangestellte von der Botschaft kommen hierher«, erklärte Garak seinem Begleiter. Er ging vor und wählte einen Tisch direkt am Fenster. »Sie haben also keinerlei cardassianische Cuisine zu befürchten.« Außerdem war es warm und trocken, und als wäre das nicht schon herausragend genug in dieser Stadt, konnte man hier wunderbar sitzen und den Gesprächen der Regierungsangehörigen dieser und anderer Welten lauschen. Das allerdings war ein Bonus, den zu erwähnen Garak sich verkniff.
    Er wählte den Stuhl in der Ecke, wo er mit dem Rücken zur Wand saß und den gesamten Gastraum im Blick hatte. Alte Gewohnheiten starben eben nie.
    O’Brien nahm ihm gegenüber Platz. Sie plauderten ein wenig, während sie ihre Bestellungen aufgaben und auf das Essen warteten. Garak erkundigte sich nach O’Briens Familie und den Neuigkeiten aus Andak.
    »Heute ist ein großer Tag für Keiko«, sagte O’Brien. »Vedek Yevir besucht die Basis.«
    »Ah«, murmelte Garak leise und schmunzelte ein wenig. »Der emsige Prediger. Vermeiden Sie seinen Namen, wenn Sie nachher auf Ghemor treffen. Er neigt leider dazu, mit den Zähnen zu knirschen, wann immer Yevir erwähnt wird. Unser geliebter, aber geplagter Anführer beneidet Yevir für seinen guten Stand bei der Presse.«
    »Der Vedek weiß, wie man Aufmerksamkeit generiert.«
    »Zweifellos nur zum Ruhme der Propheten«, sagte Garak.

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