ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen
offensichtlich, doch er zügelte sie schnell. Für einen kurzen Moment war Girani dennoch versucht, seinen Blutdruck zu kontrollieren.
»Verzeihen Sie, Dr. Girani«, bat er schließlich. Es fiel ihm merklich schwer, die richtigen Worte zu finden. »Es ist nur … Ich bin schlicht noch nicht bereit, dieses Leben aufzugeben.«
Die Eindringlichkeit – oder war es Verzweiflung? – in seinem Tonfall überraschte sie. Girani entsann sich alter Widerständler, die ähnlich reagiert hatten, als man ihnen riet, kürzerzutreten. Während der Besatzung ließ sich niemand sagen, seine Bemühungen zur Befreiung Bajors von den Cardassianern einzuschränken. Doch die Föderation war nicht mehr im Krieg. Warum blieb Vaughn also derart umtriebig?
»Das Thema wird nicht verschwinden, nur weil Sie es ignorieren, Commander«, sagte sie sanft. »Sie müssen der Tatsache ins Gesicht sehen. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, die Zeit wird kommen, da Sie kürzertreten müssen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie es von selbst merken. Andernfalls wird jemand die Entscheidung
für
Sie fällen, und ich halte Sie für die Art Mensch, die so etwas als unwürdig empfindet. Ich bezweifle, dass Sie Ihre Karriere auf diese Weise enden sehen wollen.«
Vaughns Blick ging ins Leere. »Nein, das will ich wirklich nicht.« Er blinzelte und wandte sich wieder ihr zu. »Danke, Dr. Girani. Ihre Offenheit ist ernüchternd, und Sie haben mir einiges zu denken gegeben. Kann ich Sie wirklich nicht zum Wechsel in die Sternenflotte überreden?«
Girani lachte. »Wollen Sie das noch immer? Nach
der
Unterhaltung, die wir gerade hatten?«
»Ja«, antwortete Vaughn schlicht. »Integrität, Geradlinigkeit und Ausdauer sind Qualitäten, die geschätzt werden sollten.«
Girani lächelte. »Ich danke Ihnen, Commander. Nein, wirklich. Aber ich möchte zurück auf den Planeten. Und außerdem gibt es Aspekte meiner Zeit hier oben, die ich gern vergessen würde.« Vor ihrem geistigen Auge sah sie das tote Gesicht Premierminister Shakaars.
Vaughn nickte, akzeptierte ihre Antwort. »Seien Sie versichert, dass wir Sie vermissen werden. Wir alle.«
»Danke«, sagte Girani erneut.
Während Vaughn sich fertig anzog, trat sie an eine Interface-Konsole und lud ihre Trikordermessungen in den Hauptspeicher der Krankenstation hoch. Sie würde sie später mit dem Master-Scan der Diagnosevorrichtung abgleichen. Gerade als sie Vaughn ein Rezept für Ostenex-E ausstellte, hörte sie eine Stimme hinter sich.
»Hier stecken Sie also, Commander! Man sagte mir, ich würde Sie hier finden.«
Girani drehte sich um. Auf der Schwelle stand Quark, die Hände ganz untypisch hinter dem Rücken gefaltet. Girani wollte schon tadelnd von dem Recht eines Patienten auf Privatsphäre beim Arzt sprechen, da kam Vaughn ihr zuvor.
»Herr Botschafter«, sagte er und zog sich die Uniformjacke an. »Welch ein Vergnügen, Sie zu sehen.«
Girani unterdrückte ein Lachen. Quarks Berufung zum Diplomaten, zu Ferenginars offiziellem Vertreter auf Bajor, war noch immer schwer ernst zu nehmen, besonders seit publik wurde, dass es nur durch einen Akt puren Nepotismus seitens seines Bruders Rom, des Großen Nagus, dazu gekommen war.
Vaughns Begrüßung ließ Quark schnauben. »Ach, das sagen Sie so. Aber Sie meinen’s nicht ernst.«
Vaughn sah ihn an. »Wodurch habe ich mich verraten?«
»Ich bin gewillt, Ihnen Ihre Unaufrichtigkeit nachzusehen, angesichts Ihrer Situation und so.«
Von ihrer Position aus glaubte Girani zu sehen, dass Quark etwas hinter dem Rücken hielt, aber sie wusste nicht, was es war.
»Meine Situation?«, wiederholte Vaughn.
»Wieder ein Geburtstag«, erklärte Quark.
Vaughn warf Girani einen Blick zu, doch sie zuckte nur mit den Schultern und hoffte, ihre Miene kommuniziere ein klares
Gucken Sie nicht so, von mir hat er das nicht
.
»In Ihrem Alter verdürbe das jedem ein wenig die Laune«, fuhr Quark fort. »Es wird sicher nicht leichter, oder? Sie stehen nicht mehr so sicher wie früher, sind langsamer mit dem Phaser, merken sich Sachen schwieriger, haben Probleme in der, äh, Gegenwart von Frauen …«
»Momentan eher in Ihrer«, ergänzte Vaughn.
»Commander, bitte«, sagte Quark. »Verderben wir nicht, was ein Grund zur Fröhlichkeit sein sollte.«
Vaughn starrte ihn an. »Sie sind hier, um mir beim Feiern zu helfen.«
»Na, wie es der Zufall will, befand ich mich beim Stationsfloristen und quittierte den Erhalt einer Schiffsladung kaferianischer Lilien, als Mr. Modo eine
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