ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen
Geschichtenerzähler von Sidau geworden war, verkündete er seine Absicht, die Herbst- und Wintermonate fern von Hedrikspool in Klausur zu verbringen und sich seinen Studien zu widmen. Niemand, nicht einmal seine junge Braut Iniri wusste, wohin er ging oder von der kontroversen Natur seiner Arbeit. Hovath folgte einem theologischen und wissenschaftlichen Ansatz, der ihm durch den Kopf ging, seit der Abgesandte zum ersten Mal nach Bajor gekommen war.
Das Wurmloch faszinierte ihn seit dem Tag seiner Entdeckung, es weckte seine Fantasie. Wenn sich der Himmlische Tempel auf diese Weise manifestierte, versuchten die Propheten, auf Wegen verstanden zu werden, die jene der alten Prophezeiungen überschritten. Zumindest glaubte Hovath dies.
Komm
, spürte er den Tempel locken.
Sieh, was ich bin
.
Nach dem Tod des alten
Sirah
verlief Hovaths Leben zweigleisig. Zum einen war er der treue Geschichtenerzähler des Dorfes, Bewahrer des
Paghvaram
und Widersacher des
Dal’Rok
. Zum anderen war er ein Analytiker ihrer Manifestation geworden, Suchender säkularer Wahrheiten und Student der Tempelarchitektur. Er hatte geglaubt, diese beiden scheinbar so unvereinbaren parallelen Pfade würden sich irgendwann zu einem einzigen Pfad der Wahrheit verbinden. Einem, auf dem er seine Herde in Sidau und vielleicht auch andere einer neuen Erkenntnis entgegenführte.
Nun aber sah er sich einer anderen Wahrheit gegenüber, und sie bestand aus seinen Trugschlüssen und seiner Arroganz.
Er schüttelte den Kopf und schob das Padd von sich. »Das ist gar nichts.«
»Da muss ich vehement widersprechen«, sagte die Frau. »Ich finde es höchst bemerkenswert. Dein kreativer Ansatz in der theoretischen Physik ist nicht nur unerwartet, sondern regelrecht inspiriert. Du glaubst, das Wurmloch ist nicht, was es scheint.«
»Nein«, antwortete Hovath fest. »Ich glaube, es ist
mehr
, als es zu sein scheint.«
»Erkläre dich.«
Hovath schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wenn ihr meine Arbeit gelesen habt, kennt ihr die Erklärung längst.«
»Sei so nett.«
Hovath schwieg.
Sein Entführer wandte sich zu dem Nausicaaner, der noch immer neben dem Monitor mit Iniris Bild stand. »Ins All mit ihr!«
Kapitel 10
Rena
Sie erreichten das Schiff der Ranger ein paar Dutzend Meter weiter flussabwärts. Es überraschte Rena nicht, den Furcht verbreitenden Offizier von der Raststätte als Kommandant an Bord zu sehen. Sie war zu müde und gereizt, seiner Standpauke über die Gefahren eines unüberlegten Verstoßes gegen die Anweisungen seiner Organisation etwas entgegenzuhalten. Als Belohnung dafür, dass sie stumm zuhörte, während er zeterte, bekam sie das Versprechen, noch vor dem Mittag am Hafen Myleas abgesetzt zu werden. Sollte sie Nachrichten an besorgte Verwandte schicken wollen, würde er sie weiterleiten.
Später braute ein weiblicher Lieutenant heißen Tee für Jacob und Rena und führte sie unter Deck zu einer kleinen Kabine, in der eine doppelstöckige Pritsche stand. Die Frau gab ihnen Notfallpacks, in denen sich je ein Satz leichter Unterwäsche (lockere Shorts und T-Shirt in Einheitsgröße) und ein paar Hygieneartikel befanden. Außerdem gab sie ihnen je einen grünen, von Alter und Gebrauch ausgeblichenen Arbeitsoverall der Waldranger und ein paar Decken. Jacob schälte sich aus seinen nassen Sachen, sobald sie gegangen war. Ungehalten ob dieses anmaßenden Verhaltens, drehte sich Rena um und wartete darauf, dass er die Gefahr für beendet erklärte und sie sich selbst umziehen konnte. Danach stieg sie die Leiter hoch, kletterte aufs obere Bett und kuschelte sich in die Decke, ohne Jacob eines weiteren Wortes zu würdigen. Sie wartete auf den Schlaf.
Jacobs Atemzügen nach zu urteilen, fand auch er keine Ruhe.
»Rena.«
Zuerst wollte sie nicht reagieren. Doch es war unfair, ihn für ihr Pech zu bestrafen. »Ja?«, sagte sie.
»Dein Skizzenblock … Es tut mir sehr leid. Ich weiß, wie ich mich fühlen würde, wenn ich meine Arbeiten verlieren würde.«
»Schätze, die Propheten wollten mir zeigen, dass sie sich trotz meines untertänigen Tuns meines rebellischen Herzens bewusst sind.«
»Warum sollten dir die Propheten deine Kunst nehmen?«
Die feineren Nuancen bajoranischer Theologie waren etwas, das sich Nichtgläubigen nur schwer erklären ließ. Rena dachte lange nach, bevor sie Jacobs Frage anging. »Die Propheten nehmen mir nicht meine Kunst. Die Propheten haben Bajor auf einen Weg geleitet, und daher sind alle Bajoraner
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