ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen
noch von innen verschlossen.«
»Also bräuchte man einen Schlüssel, um sie zu öffnen.«
»Es existiert kein solcher Schlüssel«, sagte Hovath. Er konnte seine Wut nicht länger verbergen. »Verstehen Sie nicht? Meine Ideen sind nichts weiter als Gedankenspiele, reine Philosophie! Sie haben in der Wissenschaftsszene keinerlei Wert, ebenso wenig wie in der theologischen. Sie sind unhaltbar. Ohne eine Möglichkeit, sie zu beweisen, verdienen diese Hypothesen nicht einmal den Namen Theorie.«
Die Hand seiner Entführerin glitt in den Lichtkegel und legte ein kleines goldenes Objekt auf den Tisch, außerhalb von Hovaths Reichweite. Er sah eine Spitze, einen grünen Schimmer, und wusste plötzlich, worum es sich handeln musste: das
Paghvaram
.
»Was, wenn ich behaupte, dass du den Schlüssel die ganze Zeit über hattest?«, fragte die Frau sanft.
Hovath war, als explodiere seine Brust. Er vergrub das Gesicht in den Armen und schluchzte. »Bitte … Lassen Sie meine Frau gehen.«
»Du enttäuschst mich, Hovath. Dein Geist ist durstig, doch obwohl der Quell des Wissens ganz nah ist, trinkst du nicht.«
»Es war reine Annahme«, flehte er. »Intellektuelle Eitelkeit. Arroganz. Ich dachte, das Wurmloch wäre eine Einladung zum Wissenserwerb. Jetzt aber sehe ich, dass es ein Test meines Glaubens war. Einer, in dem ich versagte. Ich strebte danach, den Tempel zu begreifen, und verdammte dadurch mein Volk und mich selbst.«
»Wie kannst du das nur glauben, Hovath?«, fragte die Frau. Ihre Stimme troff vor Güte und Mitgefühl. »Die Propheten strafen dich nicht. Sie belohnen deine Weitsicht und dein Bestreben, über den Rand deines kleinen Dorfes und in die wahre Struktur des Universums zu blicken. Du wurdest von deinen Ketten befreit, merkst du das nicht? Der Untergang deines Dorfes war keine Bestrafung, sondern eine Bestätigung, ein Zeichen der Propheten. So zeigen sie dir, dass du an der Schwelle zu etwas Neuem und Wundervollem stehst.«
»Sie missbrauchen meinen Glauben für Ihre Zwecke«, sagte Hovath. »Um einen Massenmord zu rechtfertigen.«
»Ach wirklich?« Seine Peinigerin schob ihm das Padd wieder zu. »Hast du diesen Weg etwa nicht eingeschlagen, um eine Wahrheit zu finden, die die deinige übersteigt? Hast du nie vermutet, deine Entdeckungen könnten deinen alten Überzeugungen widersprechen und dein ganzes Leben umkrempeln? Hovath, die Propheten hätten dir gar kein deutlicheres Zeichen senden können!«
»Der Tod fast aller meiner Lieben ist kein Zeichen der Propheten. Sie wissen nichts über meinen Glauben.«
»Bist du dir da sicher?«
»Ja!«
Dann geschah etwas Unerwartetes. Seine Entführerin stand auf, trat um den Tisch herum und ins Licht. Zum ersten Mal sah Hovath ihr Gesicht, und seine ganze Welt stürzte ein.
Wie ist das möglich?
, brüllte sein Geist.
Wie?
»Warum machen Sie das?«, flüsterte er.
Sie kam näher, setzte sich neben ihm auf die Tischkante. »Weil auch ich nach Erkenntnis dürste. Weil ich mich nach dem Wissen verzehre, das uns nur die Propheten geben können.«
So sehr er es auch wollte, er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Sie blickte auf ihn herab, als warte sie auf eine Erwiderung …
Plötzlich erbebte das Zimmer. Ein lauter Knall ließ das Deck vibrieren. Die Konsole neben dem Monitor, der Iniri zeigte, zirpte leise. Der Nausicaaner nahm einen Audio-Empfänger von ihr und hielt ihn sich ans Ohr. »Angriff«, berichtete er dann knapp. »
Defiant
.«
Hovaths Herz machte einen hoffnungsvollen Sprung.
»Wie passend.« Die Frau wandte sich ihren Gehilfen zu. »Melden Sie sich beide auf der Brücke. Ich komme gleich nach … sobald unser neuer Freund versorgt ist.«
Iniri verschwand vom Bildschirm. Die zwei Handlanger gingen. Die Frau nahm das Padd und das
Paghvaram
, steckte beides in eine Innentasche ihrer Jacke und zog eine Art Handwaffe hervor, deren Lauf sie Hovath an die Schläfe presste. Sie summte schrill und attackierte sein Gehör. Die Frau packte Hovaths Arm mit der freien Hand und riss ihn auf die Füße. Das Schiff bebte erneut.
Hovath wehrte sich nicht. Sein Albtraum würde bald enden, so oder so. Davon war er überzeugt.
Bis er das Lächeln auf dem Gesicht seiner Entführerin sah. »Jetzt kommt der Teil, der Spaß macht«, sagte sie.
Und Hovaths Hoffnung starb.
Kapitel 17
Kira
»Bleiben Sie dran, Steuer«, befahl Kira. »Taktik, ich will diese Schilde unten wissen!«
»Pulsphaser feuern«, meldete Bowers hinter ihr. »Direkter
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