ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen
Bevölkerung – alles, was Bajor einzigartig machte und für die Gemeinschaft, der man fortan angehörte, von Nutzen sein mochte.
Diejenigen unter Renas Schulfreunden, die sich nicht für die Segnungen der Föderationsbürgerschaft begeistern konnten, wollten in Mylea bleiben. Statt glanzvolle Karrieren in der Sternenflotte zu beginnen, auf fremden Welten exotische Forschungen zu betreiben oder im All Bajors Wissen zu verbreiten, würden sie in Gießereien enden, in Geschäften, Restaurants, auf Fischerbooten oder in den Feldern der Wasserwirtschaft. Rena respektierte diese Schulfreunde, bewahrten sie doch, was diesen Planeten auszeichnete: seine Kultur, seinen Rhythmus, seine Traditionen. Sie ließen Rena hoffen, dass sich Bajor auch als Föderationsmitglied seine Einzigartigkeit und seinen Fortschritt bewahren konnte. Nur: Wo passte sie selbst ins Bild?
In keine der Kategorien, gestand sie sich zögernd ein.
Vielleicht war ein weiteres Bier keine so schlechte Idee. Der Gedanke brachte Rena zurück in die Gegenwart und zum noch ungelösten Problem mit dem Kellner und dem Idioten Kail.
»Da unterschreibt so’n Haufen alter Leute – Fremdweltler! – letzten Monat ’n paar Papiere, und auf einmal sollen wir arbeiten, ohne bezahlt zu werden«, murrte er gerade. »Jetzt sind überall Flachnasen und tun, als gehöre der Planet ihnen.«
»Kail«, zischte Rena angewidert. »Still! Wer tut so, hm?«
»Das weißt du genau«, antwortete er. Dann reckte er den Kopf und ließ den Blick durch das dämmrige Innere der Taverne schweifen, bis er den Kellner fand. Er stand an einem Tisch auf der anderen Seite des Raums und nahm eine Bestellung entgegen. Seine Gäste – drei Frauen, die ein oder zwei Jahre älter als Rena waren – genossen seine Aufmerksamkeit sichtlich.
»Der macht doch gar nichts, Kail«, sagte Halar leise. »Der kellnert nur.«
»Und warum?«, erwiderte dieser. »Muss er doch nicht. Schließlich muss niemand mehr irgendwas.«
Plötzlich teilte sich der rauchige Nebel, der den Raum erfüllte, und Parsh erschien. Er setzte sich an Halars Seite. »Entschuldigt die Verspätung. Die Schallduschen waren mal wieder inaktiv. Sollte Jacob uns nicht hier treffen? Rena, hast du ihn gesehen?«
Sie schüttelte den Kopf.
Den Propheten sei Dank
.
»Du weißt genau, dass die Wirtschaft der Föderation nicht so funktioniert, Kail«, sagte Halar. »Niemand kommt kostenlos durchs Leben. Jeder muss etwas tun, aber niemand bleibt auf der Strecke. Niemand hungert, niemand friert. Aber es bekommt auch nicht jeder sein eigenes Holozimmer.«
»Ach nein?«, fragte Kail. »Klingt, als hättest du die neuen Regeln begriffen, Halar. Ich wünschte, mir würde sie mal wer erklären. Warum soll ich noch sieben Stunden pro Tag in dieser heißen, lauten Gießerei schuften, wenn jeder unsere Erzeugnisse mit ein paar Knopfdrücken replizieren kann?«
»Weil du es möchtest«, antwortete Rena. »Zumindest solltest du das. Wie wir in der Bäckerei oder Halar in dem Bekleidungsgeschäft ihrer Mutter. Wir arbeiten, weil wir es wollen. Außerdem weißt selbst du, dass Replikatoren nicht immer der beste Weg sind. Sie schlucken viel Energie, und manche Dinge kannst du besser und, ja, billiger als ein Replikator herstellen. Das ist nichts Neues, Kail, also warum machst du hier so einen Aufstand?«
»Ich hab mir einige Texte im Komm-Netz durchgelesen«, sagte Halar. »Eine Weile lang war ich unsicher, was ich von Bajors Föderationsbeitritt halten sollte. Ich fürchtete, dadurch würden wir …« Sie breitete die Arme aus und betonte, wen sie mit »wir« meinte: die Myleaner, das »Wir«, das sie kannte. »Ich fürchtete, dadurch würden wir verschwinden. Aber das wird nicht geschehen.«
»Sagt wer?«, fragte Kail ein wenig zu angriffslustig. Rena hörte das Lallen und fragte sich, wie viel Bier er schon intus hatte. Zwar hatte er sie schon vorher genervt, nun aber drehte er völlig auf. »Ist die Föderation denn tatsächlich so anders als die Cardassianer? Die Cardies hatten Waffen. Die Föderation hat Holo-Romane. Wo ist der Unterschied?«
Der Wandel in seinem Tonfall war selbst Parsh aufgefallen. »Hey, hast du das Hoverball-Finale gesehen?«, versuchte er sich an einem Themenwechsel. »Ich würde echt nicht gegen Vulkanier spielen wollen. Mann, haben die Spielzüge drauf …«
Doch Kail ließ sich nicht ablenken. »Okay, sie sind nicht so hart. Das unterscheidet sie von den Cardassianern. Wenn die Cardies etwas haben wollten, dann
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