ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen
den Weg und holte mit dem Arm aus.
Kapitel 16
Hovath
»
Warten Sie!
«, schrie Hovath.
Die Hand des Nausicaaners verharrte über dem Schalter. Dann sah er zu seiner Herrin.
Sie nickte. »Stopp. Möchtest du mir etwas sagen, Hovath?«
Hovath starrte auf die Tischplatte. Seine zitternden Hände gruben sich in sein Haar. »Bitte töten Sie sie nicht.
Bitte!
Ich sage Ihnen, was Sie wissen wollen. Ich sage Ihnen
alles
. Aber töten Sie nicht meine Frau.«
»Dann sind wir uns also einig?«, hakte seine Entführerin nach.
Hovath nickte.
»Dann nur zu. Sag mir, was du über das Wurmloch denkst.«
Hovath zog die zitternden Hände aus dem Haar und legte sie flach auf die Tischplatte. »Der Tempel verhält sich nicht wie ein gewöhnliches Wurmloch«, begann er mit schwacher Stimme. Er hatte Mühe, seine Hände zur Ruhe zu zwingen. »Seine Stabilität allein beweist das schon. Und dieses Wurmloch hat ein Innenleben. Es ist ein eigenes Kontinuum, existiert außerhalb der normalen Raumzeit.«
»Das ist den Wissenschaftlern Bajors und der Sternenflotte seit Jahren bekannt«, sagte seine Peinigerin ungeduldig.
»Die studieren das Wurmloch aber nur so, wie es sich ihnen präsentiert«, sagte Hovath. »Sie wagen nicht, über den Messbereich ihrer Instrumente hinaus zu denken. Ich begann mit einer einfachen Frage: Warum öffnet sich das Wurmloch in den Gamma-Quadranten? Um darauf eine Antwort zu finden, muss man verstehen, wie die Erschaffer des Tempels, die Propheten, denken. Jene, die darin leben, außerhalb des linearen Kontinuums.«
»Du hast versucht, die Theologie des Tempels mit den wissenschaftlichen Forschungsansätzen bezüglich des Wurmlochs zu kombinieren.«
Hovath zuckte mit den Schultern. »Ich habe schon früh gelernt, dass mir beides liegt, und bemühe mich stets um eine ausgewogene Perspektive.« Er entsann sich, wie oft er gerade diesen Aspekt seiner Persönlichkeit mit dem alten
Sirah
besprochen hatte. Hätte er damals doch nur besser zugehört und erkannt, welche Weisheit ihm sein Mentor hatte vermitteln wollen.
»Die bajoranische Theologie stellt meist keinen Widerspruch zum physischen Universum dar«, fuhr er fort. »Mir stellte sich die Frage, ob das Universum erklärt, warum sich der Tempel so verhält, und ob die Wurmlochwissenschaft uns neue Erkenntnisse über den Glauben bringen kann.« Hovath sah einen Moment auf und versuchte, etwas mehr über die Silhouette zu erfahren, zu der er sprach. Doch die Hitze und die Helligkeit der Lampen zwangen seinen Blick schnell zurück zum Tisch. »Bajoraner hinterfragen nicht, warum sich der Tempel in unserem Himmel öffnet. Wir akzeptieren es, sehen es als Beweis unserer Verbindung zu den Propheten. Schließlich regneten schon ihre Tränen auf uns hernieder, wurde uns ihr Abgesandter offenbar.«
Er hielt inne und dachte an die Kontroversen des vergangenen Jahres. »Aber es verwirrte uns, dass er sich in zwei Richtungen öffnete. Es gab damals, zumindest aus theologischer Sicht, keinen Grund, warum er auch in den Gamma-Quadranten reichte. War unser Bajor etwa gar nicht so einzigartig, wie wir dachten?« Hovath schluckte. »Ich betrachtete, was wir über das Wurmloch wussten und beobachten konnten. Wie wir wissen, ist es stabil. Trotzdem hat es keine fixe Position. Sein Abstand zu B’hava’el bleibt zwar stets konstant, aber sein Alpha-Eingang bewegt sich im Einklang mit Bajors Stern durch die Galaxis. Der Gamma-Eingang, so viel wissen wir inzwischen, ist auf irgendeine ähnliche Weise mit dem Idran-Stern verbunden. Also stellte ich mir neue Fragen: Was wäre, wenn das Wurmloch mehr als nur den Alpha- und Gamma-Eingang in unser Kontinuum hätte? Was, wenn sich das Interesse der Propheten an unserem Universum nicht nur auf Bajor beschränkt, sondern auch anderen Welten gilt. Die Rückkehr der Eav-oq zum Gamma-Eingang scheint diese Annahme zu bestätigen. Was, wenn der Tempel nicht zwei Endpunkte hat, sondern viele.«
»
Wie
viele?«
Hovath schüttelte den Kopf. »Wer weiß? Ihre Zahl mag unendlich sein.«
»Demnach könnte sich das Wurmloch überall im Universum öffnen, überallhin führen?«
Hovath starrte auf die Tischplatte. »Ja.«
»Wie wäre das möglich? Die Eingänge, die wir kennen, werden an einem Ereignishorizont erzeugt. Hätte das Wurmloch unendlich viele …«
Abermals schüttelte Hovath den Kopf. »Die Alpha- und Gamma-Enden sind geöffnet worden. Falls der Tempel tatsächlich unendlich viele Türen besitzt, sind die meisten von ihnen
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