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ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

Titel: ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Noah Kym
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hauptsächlich durch die Legende von Astur, des Festzuges, den wir später sehen werden. Aber es gab wahrscheinlich auch eine religiöse Komponente, die im Laufe der Zeit in Vergessenheit geriet.«
    »Also war Bajor sich schon damals der Propheten bewusst.«
    »Klar«, sagte Rena. Sie erinnerte sich an etwas, das sie im Kunstunterricht gelesen hatte. »Eine Theorie besagt, die Künstler wollten etwas erschaffen, das die Propheten vom Himmlischen Tempel aus sehen könnten.«
    Jacob lächelte, sein Blick aber blieb an den Gesichtern kleben. Immer wieder machte er einen Schritt rückwärts, versuchte das Gesamtwerk in sich aufzunehmen. »Das nenne ich mal eine große Aufgabe.«
    »Mhm. Die andere Theorie besagt, dies seien die Propheten.«
    Nun sah Jacob zu ihr. »Ernsthaft? Ich hab noch nie gehört, dass jemand auf Bajor versucht hat, sie als Individuen darzustellen. Auf der Erde haben die meisten Götter und Göttinnen irgendeine Form. Nicht alle – ich weiß von mindestens einer Religion, in der den Gläubigen verboten ist, ihren obersten Gott bildlich darzustellen –, aber die meisten anderen. Ich entsinne mich allerdings nicht, je ein Bild der Propheten gesehen zu haben.«
    »Ich kenne auch kein anderes«, sagte Rena. »Es bringt einen zum Nachdenken, oder? Sieh dir diese Gesichter an: Es ist, als wäre jedes einzelne den Künstlern zutiefst vertraut, als wären dies Leute, die einst hier lebten. Warum würde jemand die Propheten aussehen lassen wie Leute aus der Nachbarschaft?«
    Rena schaute zu Jacob und begriff, dass er zwar wieder die Wand ansah, sein Blick aber eigentlich ins Leere ging. »Ich habe keine Ahnung«, sagte er leise. Dann, als spüre er ihre Aufmerksamkeit, sah er lächelnd zu ihr. »Vielleicht kamen die Propheten die Künstlerin besuchen, und die sagte: ‚Hey, ihr seht aus wie meine Cousine Fila.‘«
    »Künstler
in
? Denkst du, dahinter steckt eine Frau?«
    »Spricht etwas dagegen?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte Rena. »Da fällt mir ein: Ich wollte dir noch was zeigen.« Sie streifte den Rucksack von den Schultern, öffnete ihn und wühlte nach ihrem neuen Zeichenblock. Dann schlug sie ihn auf und hielt Jacob die Skizze aus Kohle und Pastellfarben entgegen.
    »Topas Gedenkstein«, erkannte er. »Er ist wunderschön.«
    Rena sah zu, wie seine Augen sie betrachteten. »Ich konnte letzte Nacht nicht schlafen, da hab ich einfach gearbeitet.«
    »Ist das der endgültige Entwurf?«
    »Ich denke schon. Ich habe versucht, zu vergessen, was ich von mir erwartete, und mich allein auf meine Erinnerung an Topa konzentriert. Verstehst du? Ich hatte die ganze Zeit alle Fakten und bin ständig über sie gestolpert – bis letzte Nacht.«
    »Beeindruckend.«
    Sie hörte ihm an, dass das kein Höflichkeitskompliment war. Jacob trat näher, betrachtete das Bild im Morgenlicht, und streckte die Hand aus. Kurz vor dem Blatt verharrte sie in der Luft, und seine Finger fuhren die Linien nach, all die Runen und Piktogramme, die Rena in den Entwurf eingearbeitet hatte. »Erklärst du sie mir?«, bat er.
    Sie fanden eine Bank gegenüber den Steingesichtern. Jacob legte sich den Block auf die Oberschenkel, und Rena erläuterte ihm das Bild. »Ich will ein paar Farbsteine integrieren, wie es sie nur in Mylea gibt. Das da sind die Runen von Yyn.« Sie deutete auf eine Textzeile. »Hier steht: ‚Ich weiß, dass das Licht da ist. Irgendwann wird es den Weg durch den Nebel finden, und dann bin ich bereit.‘« Sie sprach von ihrer Kindheitserinnerung, von Topa, der auf der Straße stand und auf die Sonne wartete. »Es ist nichts Dramatisches. Keine Aufzählung seiner Aktivitäten im Widerstand. Aber so sehe ich Topa. Und ich hoffe, das genügt.«
    »Er bat dich darum, weil er so in eurer Erinnerung bleiben wollte, wie
du
ihn gesehen hast – nicht wie alle anderen«, sagte Jacob pragmatisch. »Vielleicht wollte er gar nicht als Teil von Myleas Geschichte bekannt sein. Sondern einfach nur als Großvater.«
    Rena gestand, sie wisse nicht, ob sie dem zustimmen könne.
    »Manchmal gibt es gute Gründe, die Vergangenheit ziehen zu lassen. Wenn wir dauernd zurückblicken, kommen wir mitunter nicht vom Fleck.« Jacob rutschte etwas näher heran, damit nur sie ihn hörte. »Mein Dad hat mir mal zu erklären versucht, wie seine erste Begegnung mit den Propheten verlief. Er sagte, in der Vision sei er wieder auf seinem Schiff gewesen, mitten in dem Borg-Angriff, bei dem meine Mutter starb. Die Propheten zeigten ihm, dass

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