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ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

Titel: ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Noah Kym
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Öffentlichkeit zugänglich. Dennoch hielt sich der Andrang um diese frühe Stunde in Grenzen. Schon bald, wusste Rena, würden wieder Touristen das Gelände fluten. Entsprechend wichtig war es ihr gewesen, unter den ersten zu sein, auch wenn sie Parsh und Halar nicht hatte überzeugen können, ebenfalls aus den Betten zu steigen und sich ihr und Jacob anzuschließen.
    Der Zehnkilometermarsch vom Vortag war wie im Flug vergangen. Sie hatten sich von ihren Leben erzählt, Jacob sein neues Projekt beschrieben – er wollte tatsächlich alte bajoranische Legenden im modernen Kontext schildern –, Halar ihre religiösen Studien. Parsh hatte gestanden, nach der Uni an der Küste vor Mylea ein Gasthaus eröffnen zu wollen. Von Kail – oder besser: von Kails Abwesenheit – hatte niemand gesprochen, den Propheten sei Dank. Auf Halars neugierige Fragen hin, hatte Jacob ein wenig von Benjamin Sisko berichtet und sich über die Begeisterung, mit der sie selbst das winzigste Detail aufgenommen hatte, sichtlich amüsiert. Rena hatte gestaunt, wie wenig sie ihre Freunde doch kannte. Sie waren zusammen aufgewachsen und sich schon allein dadurch nah, aber dennoch fragte sie sich, ob sie nicht nur die Oberfläche kannte und sich den Rest einfach dazugedacht hatte.
    Schuld an dieser neuen Denkweise war Jacob. Mit seiner sicheren, freundlichen Art brachte er die Leute einfach dazu, ihre Masken abzulegen und sich zu offenbaren. Parsh, zum Beispiel, war ein blasser, dünner Junge und seit Ewigkeiten in Rena verknallt. Erst als sie hörte, wie leidenschaftlich er Jacob seine Zukunftspläne beschrieb, erkannte sie eine Charaktertiefe an ihm, von der sie bis dato nichts geahnt hatte.
    Inzwischen war Jacob zur Felswand getreten und betrachtete sie. Rena fragte sich, was er sah: Gestein mit eingravierten Gesichtern, Geschichten oder lebendige Historie? Konnte er auch den Felszeichnungen Geheimnisse entlocken, wie es ihm bei Parsh gelungen war? Und, wie sie gestehen musste, bei ihr.
    Rena wohnte nur eine Tagesreise von Yyn entfernt und kannte den Ort schon ihr ganzes Leben. Sie hatte sich bislang jedoch nie die Zeit genommen, selbst herzukommen, und nun, da sie ihn durch die Augen dieses Außenweltlers an ihrer Seite wahrnahm, fragte sie sich, warum? Zwischen den kleinen Gebäuden, den schmalen Säulen und den abgetrennten Pflastersteinen mit Gravur schritten kleine Touristengruppen umher. Meist handelte es sich um Paare wie sie und Jacob, es waren auch ein, zwei Familien darunter. Doch niemand betrachtete die geschnitzten Wände so eindringlich wie Jacob. Die übrigen Besucher widmeten sich lieber den Reiseführern auf ihren Padds oder lauschten der interaktiven Fremdenführung in ihren kleinen Ohrstöpseln, während sie langsam weiterschlenderten.
    Die Felswand war über fünfzig Meter hoch. Trotz ihres Alters und der nahen See waren die Einkerbungen noch erstaunlich gut erhalten. Vielleicht hatte der Künstler einen Kniff beherrscht, der Rena unbekannt war. Die Gesichter der zwanzig oder fünfundzwanzig großen, schmalen Personen im Gestein waren jedenfalls nicht weniger ausdrucksstark wie die der Männer und Frauen, die am Fuß der Wand um die Ruinen zogen. Eine – die Frau, zu deren Füßen sie und Jacob standen – war offensichtlich eine hübsche und eitle Maid, eine andere, die gebeugte Gestalt rechts von ihr, eindeutig ein habsüchtiger Händler, der sich der Wunder, die ihn umgaben, gar nicht bewusst war, nicht einmal der schönen Frau. Rena fragte sich, ob die Künstler ihre Figuren auf Personen aus ihrem Bekanntenkreis basiert hatten oder sie Produkte der Fantasie waren. Optisch waren sie im gleichen Stil gehalten, als habe ein leitender Künstler alle anderen angeführt. Die Gesichter mochten sich unterscheiden, doch sie entsprangen unverkennbar allesamt einem einzelnen beeindruckenden Geist.
    »Habt ihr so etwas auch auf der Erde?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete Jacob. »Ich weiß von großen, in Klippen gehauenen Strukturen, aber ich kann nicht behaupten, sie mit eigenen Augen gesehen zu haben. Und sie sind kein Vergleich zu dem hier – noch dazu, da es mitten in einer Ortschaft steht. Dies war doch das Zentrum des Dorfes, richtig?«
    »Richtig.«
    »In dem Fall: Nein. So etwas haben wir nicht.« Er atmete tief ein und stieß die Luft langsam wieder aus. Plötzlich lag ein Funkeln in seinen Augen. »Weiß man, wer das hier gemacht hat? Ist es von religiöser Bedeutung?«
    »Kulturell gesehen, kennt man Yyn

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