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ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

Titel: ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Noah Kym
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Gesicht gesehen, als er sich über sein Boot gebeugt hatte, um eine verlorene Münze zu fangen. Die Handlung wurde fast ausnahmslos durch Tanz erzählt, und Rena erklärte sie Jacob, wie Topa sie ihr einst zum Einschlafen erzählt hatte.
    Astur fand ihren Geliebten, konnte ihn aber nicht dazu bewegen, sein Landleben aufzugeben und mit ihr ins Meer zu gehen. Doch ihr Vater, der König des Riffs, gewährte ihr die Menschengestalt nur, solange das Tageslicht leuchtete. Also versuchten Astur und ihr Geliebter, die Nacht zu vertreiben und den König zu täuschen, indem sie ein gewaltiges Feuer entzündeten. Dem flammenden Inferno vermochte allerdings kein Wesen des Meeres und kein Mensch des Landes zu widerstehen: Das Paar verging in seinem Feuer, wie es die langen, goldglitzernden Stoffbahnen auf der Bühne nun darstellten.
    Endlich erschien der Tänzer, der den König des Riffs verkörperte. Er hob ein großes milchigweißes Glasoval vom Boden, wo das Feuer den Sand zu Glas hatte werden lassen. Im Andenken an sein verstorbenes Kind warf er das Oval hoch in die Luft. Die Menge – auch Rena – hielt den Atem an, wartete auf den unvermeidlichen Absturz.
    Stattdessen, als wäre Magie am Werk, begannen plötzlich Tausende Kerzen zu brennen. Es sah aus, als trieben die Figuren in einem Meer aus Kerzenlicht. Rena applaudierte begeistert. Dies war weitaus bezaubernder als die Gute-Nacht-Geschichte, an die sie sich erinnerte.
    »Und deshalb«, kam der Erzähler zum Ende, »verwandelt sich das Seeglas zur Sonnenwende in Feuer: Der König des Riffs hofft, seiner Tochter und ihrem Geliebten so neues Leben zu schenken.«
    Die Bühnenbeleuchtung schwand, das Spiel endete. Doch die Kerzen brannten weiter. Wellen aus flackerndem Kerzenlicht, so weit Rena schauen konnte.
    Die ersten Besucher erhoben sich und gingen. Jacob beugte sich vor. »Was passiert jetzt?«, flüsterte er.
    »Parsh hat’s dir vor Kurzem erklärt, aber nun, da du das Spiel kennst, ergibt es für dich vermutlich mehr Sinn. Laut der Geschichte dürfen die Pärchen, die eine Kerze des Wasserwesens erhaschen können, mit dem Segen des Riffkönigs eine Nacht als Eheleute verbringen. Sobald die Sonne zurückkehrt, endet der Zauber.«
    »Klingt nach einem Vorwand zum Liebe machen.«
    »Ist es auch«, gestand Rena lächelnd, »aber ein romantischer, findest du nicht?«
    Sie folgten dem Beispiel ihrer Umgebung und standen ebenfalls auf. Rena faltete die Decke zusammen, packte die zwei noch unbenutzten Weingläser weg und schlüpfte in ihre Schuhe. Auf einmal packte Halar sie am Kragen und zog sie außer Hörweite von Jacob und Parsh.
    »Ich will, dass Parsh mir eine Kerze bringt«, verriet sie.
    Rena blinzelte überrascht, schloss die Freundin aber schnell in die Arme. Als sie sich voneinander lösten, sah sie, wie Parsh auf sie zukam, eine Kerze in der Hand. Rena drehte Halar zu ihm um und wünschte ihr Glück.
    Als Halar und Parsh in der Menge verschwunden waren, hielt Rena auf die aufbrechenden Zuschauer zu, erkannte aber schnell, dass sich Jacob nicht mehr unter ihnen befand. Suchend sah sie sich um. Im Dunkeln würde sie ihn nur schwer finden, das wusste sie, aber vielleicht verriet ihn ja seine Größe. Da sie ihn nirgends sah, rief sie seinen Namen. Sorge wallte in ihr auf, doch die Logik übermannte sie schnell.
Falls wir getrennt werden, treffen wir uns in der Herberge
, entsann sie sich der gestrigen Absprache, die die vier getroffen hatten. Da die meisten Zuschauer zufrieden schienen, an den vom Kerzenschein erhellten Ruinen zu verweilen, stieß Rena auf wenig Widerstand, als sie den Kiespfad entlang in Richtung der am Fuß des Hügels gelegenen Herberge lief.
    Deren Garten war nahezu leer. Die Banketttische trugen noch immer die Überreste des vergangenen Festmahls. Sterne funkelten zwischen den Zweigen der Bäume, und von der Veranda, wo sich Grüppchen von Festivalbesuchern an den Tischen versammelt hatten, um Spiele zu spielen, Wein zu trinken und bis spät in die Nacht zu plaudern, drang herzliches Gelächter herüber. Weit und breit kein Jacob. Rena umrundete einen Baum und stolperte fast über die Beine eines Paares, das wohl keinen intimeren Platz für seine private Feier hatte finden können. Sie wollte schon den Pfad zum Strand betreten, als sie eine Hand am Ärmel berührte.
    »Rena.«
    Sie zuckte erschrocken zusammen und wirbelte herum. »Wage es nicht, noch mal so spurlos …« Dann verstummte sie, denn Jacob hielt eine Kerze in den Händen.
    Rena

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