ST - Die Welten von DS9 6: Das Dominion - Fall Der Götter
nicht das Resultat einer glücklichen Begegnung von Materie und Energie
. Seine Aussage machte deutlich, wie sehr er dieses Konzept verachtete.
Aber wie kommt es dann, dass wir existieren?
, hakte Odo nach. Induranes Leib wuchs, nahm zunehmend mehr Raum ein. Odo, plötzlich nur ein kleiner Anhang eines bedeutend größeren Körpers, wartete, bis Induranes Gedanken die Antwort erläuterten, die seine Form bereits gab.
Die Große Verbindung wurde bewusst erschaffen
, behauptete er.
Das gesamte Volk der Gründer ist die Schöpfung des Urahns
.
Verwirrt dachte Odo an die Bajoraner. Sein Volk unterschied sich von Kiras, das wusste er, und dieser Glaube unterschied sich von ihrem. Dennoch konnte er die Bedeutung dessen, was Indurane ihm soeben offenbart hatte, kaum fassen: Es gab einen Gott der Gründer.
Kira sah von ihren Anzeigen auf, als der Traktorstrahl die
Rio Grande
erfasste. Auf die Waffen des Runabouts, deren Kontrolle sie bereits hatte abgeben müssen, folgten nun die Antriebssysteme. Das Schiff erbebte sanft, als der Kontakt zum Energielenkstrahl kurzzeitig die Trägheitsdämpfer irritierte. Durch die Cockpitfenster betrachtete Kira das vielsagende blaue Leuchten. Sie wusste, dass es inzwischen das gesamte Runabout einhüllte. Jenseits davon und gerade noch erkennbar, hing Ananke Alpha im All, ein einsames, schlankes, halbmondförmiges Objekt, auf dessen Hülle sich das Licht des planetenlosen Sterns spiegelte, in dessen Nähe es sich befand.
Die Einrichtung lag in einer entlegenen, wenig bereisten Region des Föderationsraumes, in einem System ohne nennenswerte natürliche Ressourcen oder andere interessante Charakteristika und selbst die weitestgereisten Nomaden hätten diesen Ort nicht gefunden. Das Objekt aus dunklem Metall durchmaß weniger als einen halben Kilometer und blieb den meisten Sensoren verborgen, da es Mikrowellen aussandte, die die Hintergrundstrahlung des Alls nachahmten. Anake Alpha – ein lichtloser Fleck, dem Besuch fremd war, dessen wenige Bewohner nahezu vollständige Funkstille bewahrten, und der ohne Hilfe beinahe unauffindbar war. Eine kleine Sensor- und Kommunikationsstation, unauffällig auf einem von, wie Kira vermutete, diversen Asteroiden platziert, hatte die
Rio Grande
gescannt, als sie sich dem System näherte und leitete sie seitdem zur eigentlichen Einrichtung. Kira deaktivierte die Schiffstriebwerke und überließ es dem Traktorstrahl des Gefängnisses, sie den Rest des Weges zu transportieren. Würde sie anders handeln, würde Ananke Alpha das Feuer auf das Schiff eröffnen.
Admiral Ross hatte Kira bis ins kleinste Detail über die hier herrschenden Regeln informiert. Bis zum Treffen mit Ross war sie sich der Existenz dieses Gefängnisses gar nicht bewusst gewesen, auch wenn man sich leicht vorstellen konnte, dass eine solche Einrichtung innerhalb der Föderation notwendig war. Laut dem Admiral wurde sie vor einem halben Jahrhundert entworfen und errichtet, um eine kleine Zahl Krimineller zu beherbergen, die man als besonders gefährlich und schwer zu inhaftieren einstufte. Nach dem Ende des Dominion-Krieges waren die wenigen dort Inhaftierten in andere Gefängnisse verlegt worden. Danach hatte man Ananke Alpha in einer Generalüberholung auf seine neue Bestimmung vorbereitet: eine einzige neue Insassin zu verwahren: die Gründerin.
Abermals schaute Kira durch das Fenster – inzwischen konnte sie auch den Rest des schattenhaften Leibs ausmachen – und dann zu Taran’atar. Er hatte während ihrer langen Reise kaum gesprochen, nur auf ihre Fragen reagiert, und seine Antworten waren, wenngleich nicht unfreundlich, so doch stets kurz und knapp gewesen. Zwar neigte er schon seit seiner Ankunft auf DS9 zur Verschlossenheit, doch hatte sich seine unkommunikative Art in der Zeit auf dem Runabout und den Tagen davor noch intensiviert.
Warum sollte er sich auch anders verhalten?
, dachte Kira. Wie würde sie sich fühlen, wie verhalten, wenn sie im Begriff wäre, einem waschechten Propheten zu begegnen? Sie selbst betrachtete die Gründer nicht als Götter – bei Weitem nicht –, wusste allerdings, dass die Vorta und die Jem’Hadar es taten.
Aber er hat gerade einige Wochen mit Odo verbracht
, wunderte sie sich. Sie hatte die Interaktion der beiden ein wenig beobachten können. Taran’atar hatte sich Odo gegenüber respektvoll, vielleicht sogar ehrerbietig verhalten, aber nie vor lauter Achtung das Sprechen vergessen. Nun jedoch …
Gib es zu
, tadelte sie sich.
Gib
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