ST - Die Welten von DS9 6: Das Dominion - Fall Der Götter
Taran’atar hatte eine Ähnlichkeit zwischen ihren und seinen eigenen potenziellen Handlungen angedeutet. Demnach würde er, sollte die Gründerin ihn darum bitten, also tatsächlich bei ihrer Flucht behilflich sein. Kira bezweifelte, dass sie Erfolg haben würden. Ross hatte das Gefängnis als wahre Festung beschrieben, als voll und ganz ausbruchssicher. Jeder Versuch, aus Ananke Alpha zu entkommen, müsste zwangsläufig scheitern, höchst wahrscheinlich durch den Tod des flüchtenden Gefangenen. Es schien Kira zwar offenkundig, dass weder die Föderation noch das Dominion vom Tod der Gründerin profitieren würde …
Plötzlich erbebte das Runabout wieder, glitt merklich durch ein weiteres Kraftfeld, und Kira begriff, was Taran’atar ihr hatte sagen wollen. »Nein«, gestand sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, mich dem Wunsch der Propheten zu widersetzen. Es sei denn, sie nähmen Schaden, wenn ich ihn befolgte.«
»Dann sind wir vom gleichen Geist«, erklärte Taran’atar, »denn ich würde den Anweisungen der Gründerin, ihr bei der Flucht zu assistieren, nicht folgen, so aus diesen eine Gefahr für ihr Leben erwüchse.«
Kira nickte. Sie glaubte ihm. »Danke«, sagte sie. »Nicht, dass ich Ihnen nicht vertraue …«
»Sie misstrauen mir«, widersprach Taran’atar ruhig. »Aber das bekümmert mich nicht.« Es wurde heller in der Kabine, denn der Traktorstrahl zog die
Rio Grande
in Ananke Alphas erleuchteten Shuttlehangar. »Ich finde es jedoch … interessant«, fuhr Taran’atar fort, »dass Sie mich, obwohl Sie mir nicht trauen, nach meinen Absichten fragen. Würde ich den Ausbruch der Gründerin planen, glauben Sie, ich würde es Ihnen verraten?«
»Ja«, entgegnete sie und erkannte, dass sie ihn abermals mit ihrer Antwort verblüffte. »Wegen Ihrer Hingabe zu den Gründern. Odo wies Sie an, meinen Befehlen zu folgen, und wenn ich Ihnen eine Frage stelle, erwarte ich, dass Sie mir ehrlich und umfassend antworten. Würden Sie anders handeln, entsprächen Sie nicht länger Odos Wünschen.«
Kira spürte, wie die
Rio Grande
sanft aufsetzte. Das saphirfarbene Leuchten des Traktorstrahls verging, als das Energiefeld das Runabout entließ. Sie stand auf und trat zur Luke in der Backbordseite.
»Sie haben recht«, sagte Taran’atar, als er sich erhob und zu ihr gesellte. »Und ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt.«
»Das weiß ich«, erwiderte Kira. Doch als sie die Kontrollen betätigte, die die Tür öffneten, dachte sie:
Ich werde es herausfinden
.
Einmal mehr in seiner humanoiden Gestalt, schritt Odo unruhig über die Insel, auf die er sich seit seinem Gespräch mit Indurane zurückgezogen hatte. Seine Gedanken waren ein Sturm aus Verwirrung, Zweifeln und Sorge. Er brauchte Zeit, das Gelernte – oder besser: das, was ihm erzählt worden war – zu verarbeiten. Inzwischen hatte er schon eine beachtliche Zeit darauf verwendet, den Wahrheitsgehalt der Aussagen des alten Gründers zu überdenken. Über viele Aspekte hatte Odo nie zuvor nachgedacht, und doch erkannte er nun, dass sie Fragen beantworten mochten, die er sich schon eine ganze Weile stellte. Allerdings erwiesen sich diese Antworten in seinen Augen als bedeutend schlimmer, als es die Enttäuschung je gewesen war, das eigene Volk nicht zur Gänze zu verstehen.
Odo lehnte sich gegen zwei der Steinsäulen am Ende der Insel, stützte die Handflächen dagegen und sah hinaus auf die wabernde Masse der Großen Verbindung. Obwohl die Anführerin der Gründer ihr Volk oft als Einheit bezeichnet hatte, war Odo nie zu dem Schluss gekommen, Wechselbälger könnten sich nicht fortpflanzen. Dies erklärte zwar ihre immense Paranoia, brachte der Tod eines einzelnen Gründers doch auch die Gemeinschaft einen Schritt näher an die Vernichtung, dennoch erschien es Odo unglaubwürdig. Es wirkte eher wie eine alberne Lüge denn wie eine unplausible Wahrheit. Er blickte über die Schulter zur Asche des toten Wechselbalgs und fragte sich erneut, wie eine Spezies bestehen sollte, der die Fähigkeit fehlte, Nachfolgegenerationen zu zeugen. Und doch … Wenn er zurückblickte, erkannte er, dass er in der Großen Verbindung nie Geschlechtsunterschiede wahrgenommen hatte.
Odo löste sich von den Säulen und trat ans Ufer. Die seltsame Stille, die auf dieser Welt herrschte, umgab ihn während seiner Wanderung. Einzig das Knirschen, das seine Schritte auf dem felsigen Boden erzeugten, und das gelegentliche Branden der sanften Meereswellen am Ufer waren zu hören. Odo
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