ST - Die Welten von DS9 6: Das Dominion - Fall Der Götter
die Odo ihn gesandt hatte.
Doch so sehr es ihn auch dazu drängte, konnte Taran’atar einfach keinen Wunsch eines Gründers ignorieren. Er musste den Wunsch nicht teilen, nicht einmal verstehen, er musste ihn nur befolgen. Rückblickend betrachtet war sein Besuch auf Ananke Alpha ein Fehler gewesen. Taran’atar konnte rechtfertigen, dass er die Gründerin über sein Schlafbedürfnis befragen wollte, er konnte auch seinen lächerlichen Wunsch rechtfertigen, der Gründerin in ihrer Isolation beistehen zu wollen, wenn auch nur für kurze Zeit. Aber er hatte auch ihre Erlaubnis – ihren Befehl – gesucht, zum Dominion zurückzukehren. Das war nicht geschehen, was ihn mittlerweile sogar erleichterte. Hätte er den Befehl erhalten, hätte Taran’atar sich einem Gründer widersetzen müssen, um dem anderen zu gehorchen. Und obwohl er sich als Soldat im Alpha-Quadranten nutzlos fühlte, wollte er Odo nicht enttäuschen.
Was in dem Gefängnis geschehen war, beschäftigte ihn noch immer und würde es wohl auch noch für eine lange Zeit. Vor seinem geistigen Auge sah er seine Flucht durch die Einrichtung. Er hatte die Gründerin großen Risiken ausgesetzt, Sicherheitsoffiziere ausgeschaltet, auf Captain Kira gefeuert und sie getötet. Zwar empfand er keinerlei Reue, doch es beunruhigte ihn, zu wissen, dass ihn Körper und Geist abermals im Stich gelassen und ihm einen weiteren Gegner, eine weitere Schwäche beschert hatten: die Träume.
Nachdem er die Gründerin in ihrer Zelle besucht hatte, war er ohne Zwischenfälle von Matheson und Jenek zur
Rio Grande
eskortiert worden. Unterwegs hatte er wieder den schwarzen Overall angezogen. Während Kira den Rückflug nach Deep Space 9 vorbereitete, und sie auf die Starterlaubnis des Gefängnispersonals warteten, hatte er sich in die hintere Kabine des Runabouts zurückgezogen, um ungestört über das rätselhafte Verhalten der Gründerin nachzudenken. Zu seiner eigenen Überraschung war er dabei eingeschlafen.
Als er erwachte, war er verwirrt gewesen – nicht nur wegen der anfänglichen Orientierungslosigkeit, sondern weil er sich plötzlich an Taten erinnerte – die Flucht aus Ananke Alpha, Kiras Ermordung –, die er nie begangen hatte und, so glaubte er, auch nie begehen würde. Einige der Dinge, an die er sich erinnerte, waren völlig unmöglich: Jem’Hadar konnten ihre Tarnfähigkeit nicht nutzen, um Illusionen zu projizieren oder sich ein fremdes Aussehen zu geben. Diesen verwirrenden Erinnerungen folgten die echten, widersprüchlichen Eindrücke seiner ereignislosen Rückkehr durch das Gefängnis zum Runabout. Taran’atar war schnell aufgestanden und in den vorderen Bereich der
Rio Grande
gegangen, wo Kira an der Hauptkonsole gesessen hatte.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?«, hatte sie ihn gefragt. Irgendetwas an seinem Äußeren musste seine innere Unruhe verraten haben. Umgehend strafften sich seine Körperhaltung und seine Mimik. Er hatte Kiras Neugier abwehren und weitere Fragen verhindern wollen.
»Es geht mir angemessen«, hatte er geantwortet und im Geiste wieder gesehen, wie der Phaserstrahl ihren Leib traf und sie leblos zu Boden ging. »Ich wollte Ihnen mitteilen, dass ich das Schiff zurück nach Deep Space 9 fliegen kann, falls Sie sich ausruhen wollen.«
Anfangs hatte Kira protestiert, war während der langen Reise aber doch müde geworden. Also hatte sie sich in der hinteren Kabine schlafen gelegt. Seitdem saß Taran’atar allein an der Hauptkonsole. Er dachte darüber nach, wie er den Kurs des Runabouts ändern, es durch die Anomalie und in den Dominion-Raum steuern könnte.
Welchen Grund hätte ich denn – welchen Grund könnte es überhaupt geben –, gegen die Anweisungen eines Gründers zu verstoßen?
Eigennutz war wohl kaum eine Rechtfertigung, und auch sonst fiel ihm nichts ein. Sollte er Odo über das seltsam anmutende Benehmen der inhaftierten Gründerin informieren? Selbst das war kein ausreichendes Motiv, Odos Befehle zu ignorieren.
Während er an seinen Besuch in der Zelle der Gründerin dachte, entsann er sich ihrer Behauptung, die Gründer seien keine Götter. Bevor er gegangen war, hatte er noch einmal nachgefragt, denn er hatte gehofft, sich verhört zu haben. »Gründerin«, hatte er gesagt und sich einmal mehr zu ihr umgedreht. »Sie sind den Jem’Hadar eine Göttin, richtig?«
»Das bin ich nicht«, hatte sie erwidert. »Denn es gibt nur einen Gott: den Urahn.«
Als er ging, war er überzeugt, dass diese Aussage nur eine
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