ST - Die Welten von DS9 6: Das Dominion - Fall Der Götter
sich um die Bajoraner, führen sie – jetzt und für immer«, fuhr er fort. »Dein Volk hat so viel Leid und Elend durchlitten unter der Knute der Cardassianer … Du selbst hast Mutter und Vater verloren, Freunde … und trotzdem hast du in all den Jahren nie deinen Glauben verloren.«
»Ja«, sagte Kira. Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln, das von dem Frieden und der Freude zeugte, die ihre Überzeugungen ihr schenkten.
Odo studierte ihren Gesichtsausdruck und fragte sich, wie er sich ihr verständlich machen konnte. Sie hatte ihm ihren steten Glauben an die Propheten bestätigt, und er musste einen Weg finden, ihren Gottglauben effizient mit seinem eigenen Glauben an sein Volk zu vergleichen. Er ahnte, dass sie sich dieser Analogie verweigern würde.
Also beugte er sich vor und stützte die Hände auf die Knie. Er sah nach links, als müsse er über seine nächsten Worte nachdenken, und bemerkte mehrere Kleidungsstücke und Schuhe, die in einem Haufen auf dem Boden lagen, als wären sie unachtsam beiseite geworfen worden. Unter zwei Kleidern – eines schwarz, eines mit Blumenmuster – fiel ihm eine Sternenflottenuniform auf, und sein Ermittlersinn sagte ihm, dass Dax nach ihrem heutigen Schichtende mehrere Kleidungsstücke anprobiert hatte, bevor sie sich für das purpurne Outfit entschied, das sie nun auf der Party trug.
Odo wandte sich wieder zu Kira um. Er musste sich besser konzentrieren. »Auf mich wirkt dein Glaube so … rein.«
Kira lachte, und ihm war, als gäbe ihr Vergnügen auch ihm neuen Auftrieb. »Ich bezweifle, dass ich mich je als ‚rein‘ beschreiben würde«, entgegnete sie. Dann wurde sie wieder ernster. »Aber mein Glaube ist
wahrhaftig
und wird stets ein wichtiger Teil dessen sein, was mich ausmacht.«
»Ich weiß.« Odo setzte sich auf. Es wurde Zeit, zur Sache zu kommen. »Ich habe kürzlich meinen eigenen Glauben entdeckt.« Er hielt inne und bemerkte Kiras in Überraschung hochgezogene Brauen. »Denn ich glaube an mein Volk«, erläuterte er. »Trotz des Leids, das es im Laufe der Geschichte ertrug, und trotz des Leids, das es anderen bereitete.«
Die Augenbrauen sanken wieder. Kira zog ihren Arm vom Waschtisch und legte ihn in ihren Schoß. Es sah aus, als rechne sie unterbewusst damit, sich verteidigen zu müssen. »Du verstehst sicher, dass ich mein Vertrauen in die Propheten nicht mit deinem in die Gründer vergleichen möchte.« Ihr Tonfall war abgekühlt.
»Nerys, bitte«, flehte Odo. »Ich will hier nicht Propheten und Gründer gleichsetzen, sondern meine Gedanken und Empfindungen in einen Bezug zu den deinen stellen. Ich will dir erklären, warum ich mich damals zur Vereinigung mit der Gründerin entschied.«
Kira sah zu Boden und faltete dann sorgsam ihre Hände. Odo sah die Anspannung in ihren Zügen. »Ich höre«, sagte sie.
Odo glaubte, einen Weg gefunden zu haben, wie er sein Ziel erreichen konnte. Natürlich gab es einige Fallstricke, aber wenn er das begonnene Gespräch nicht fortsetzte, würde er
nie
am Ziel ankommen. »Sind die Propheten für dein Handeln verantwortlich?«, fragte er, so sanft er nur konnte.
»Selbstverständlich nicht«, antwortete Kira und betrachtete ihre Hände. »Die Propheten lieben mich und führen mich durch mein Leben … sie sind mir Trost, bieten mir Geborgenheit. Aber sie nehmen mir nicht meinen freien Willen.«
»Demnach bist du allein für deine Taten verantwortlich?«, ergänzte Odo.
»Immer«, sagte sie.
»Und warst du bislang auf alles stolz, was du getan hast?«, hakte er nach.
»Was?« Kira hob den Kopf ruckartig. Ihre Hände lösten sich voneinander und stemmten sich in ihre Hüften. »Ich wüsste nicht, was das jetzt soll! Wenn du hier mit der Besatzung anfangen willst – mit dem, was ich während der Besatzung tun
musste
…«
»Ich weiß, wie hart du gekämpft hast, um dein Volk aus der cardassianischen Tyrannei zu befreien«, unterbrach er sie. »Und ich verstehe es. Aber ich weiß auch, dass du Vaatrick getötet hast …«
»Der ein Kollaborateur war!«, brüllte Kira und sprang auf.
Odo blieb ruhig sitzen und hob den Blick zu ihr. »Er war ein Bajoraner wie du. Du hast geglaubt, ihn töten zu müssen – aber ich weiß, dass du es nicht tun
wolltest
.«
»Nein«, bestätigte sie. »Wollte ich nicht.«
»Genauso wenig wie du während der Aufstände und Angriffe, an denen du während der Besatzung beteiligt warst, unschuldige Cardassianer töten wolltest.«
»Nein«, wiederholte Kira und ließ sich
Weitere Kostenlose Bücher