ST - Die Welten von DS9 6: Das Dominion - Fall Der Götter
wieder auf ihren Hocker sinken. »Ich bin keine … Ich wollte nie, dass Unschuldige sterben. Doch mein Volk befand sich im Krieg. Die Cardassianer …«
»Nerys«, unterbrach er sie wieder. »Ich bin nicht hier, um zu urteilen. Ich war dabei, weißt du noch? Ich erinnere mich, was die Bajoraner durchgemacht haben … was
du
durchmachen musstest.« Sie schaute erneut zu Boden. Odo wartete, bis ihr Kopf sich hob, und sie ihm wieder in die Augen sah. Erst dann fuhr er fort: »Viel wichtiger noch, ich weiß, wer du bist und kenne deine Ideale. Wir könnten gar nicht befreundet sein, wäre dem nicht so.«
Kira schien einige Sekunden nachdenken zu müssen. Dann schüttelte sie langsam den Kopf. »Ja, das weiß ich.«
»Deswegen bist du dir unserer Freundschaft nicht länger sicher, richtig?«, fragte Odo. »Du dachtest, du würdest mich und meine Ideale kennen. Aber ich tat etwas, das dem widersprach.«
»Ganz genau«, sagte Kira.
»Aber das ist unser gemeinsamer Nenner«, betonte er. »Wir alle haben in unseren Leben Entscheidungen gefällt und zum Wohle unseres Volkes Fehler gemacht.«
»Das hier ist anders«, widersprach sie. »Du hast dich nicht mit der Gründerin vereinigt und Rom im Stich gelassen, weil du versuchtest, dein Volk aus der Unterdrückung zu befreien.«
»Nein«, gab Odo zu, »aber wir taten beide, was wir für richtig hielten. Für dich hieß das, alles zu geben, um deinem Volk zu helfen. Und für mich auch.« Kira öffnete den Mund – anscheinend, um gegen die Interpretation ihrer Motive zu protestieren –, doch Odo hob die Hand, und sie ließ ihn gewähren. »Ich weiß, dass ich nicht für die Rettung meines Volkes vor einer grauenvollen Bedrohung kämpfte. Ich war nicht wie du. Aber auch ich wollte ihnen durch meine Taten helfen. Das will ich immer noch.«
Kiras Züge schienen weicher zu werden. »Sie vor sich selbst retten?«
»Vor sich und ihrer Geschichte, ja«, antwortete er. »Sie sind mein Volk, und ich will, dass sie in Frieden leben. Nicht nur zum Wohle derer, gegen die sie in Zukunft aufbegehren könnten, sondern um ihrer selbst willen. Aber um ihnen zu helfen, muss ich sie verstehen.«
Einen Moment lang schwieg Kira, schaute aber nicht weg. »Das kann ich glauben«, sagte sie schließlich. »Aber du hast zugelassen, dass Rom verhaftet und zum Tod verurteilt wurde. Es fällt mir schwer, das zu akzeptieren.«
»Das habe ich nie gewollt«, erklärte Odo. »So wenig wie du den Tod cardassianischer Kinder. Aber ja, es geschah meinetwegen – weil ich so erpicht darauf war, mein Volk zu verstehen, ein Teil von ihm zu werden und ihm von innen heraus zu helfen. Ich wollte nicht, dass es Krieg gegen andere führt, insbesondere nicht gegen meine Freunde.«
»Wäre es Roms Leben wert, das zu erreichen?«, fragte Kira. Trotz der Schärfe in ihren Worten sprach sie leise, suchte eindeutig nach Antworten und nicht nach Streit.
»Ich weiß es nicht«, gestand Odo. »Falls ich den Krieg hätte beenden können …« Er brach ab, zu Fall gebracht von den eigenen Argumenten.
»Du bist nicht davon ausgegangen, dass eine Vereinigung mit der Gründerin das Kriegsende herbeiführen würde«, klagte Kira ihn an.
»Da hast du recht. Das Ziel war langfristiger Natur. Aber ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass meine Entscheidungen beinahe zu Roms Tod führen würden. Was sie letzten Endes auch nicht taten.«
»Nein«, sagte Kira und lächelte tatsächlich – ein kleines, nervöses Lächeln. »Ich war echt froh, als du in diesen Frachtraum kamst.«
»Ich glaube, ich war sogar noch froher, dich zu sehen.« Er entsann sich des Tages genau. Erst hatte die Gründerin ihm offenbart, dass Kira verhaftet worden war und exekutiert würde. Später hatte es dann geheißen, sie, Rom und die anderen seien aus ihren Zellen geflohen. Odo hatte seine Deputys alarmiert und die Ausbrecher verfolgt. Jake und Leeta hatten sich versteckt gehalten, Kira und Rom dagegen waren schnell von den Truppen des Dominion entdeckt worden. Kurz vor Frachtraum dreizehn hatten sich Odo und seine Leute schließlich den Jem’Hadar entgegengestellt und sie verjagt.
»Du hast mir nie gesagt, warum«, riss Kira ihn aus seinen Erinnerungen. Die Frage hatte sie ihm schon gestellt, als er sie und Rom mithilfe seiner Deputys rettete. Er hatte geantwortet, ihm fehle die Zeit, ihr etwas zu erklären, was sie vermutlich ohnehin schon wisse.
»Als ich von deiner Verhaftung erfuhr«, begann er, »von deiner bevorstehenden Hinrichtung
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