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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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schon vom ersten Moment an. Ein dunkles inneres Feuer schien aus ihnen zu leuchten, das von starkem Sehnen und unbekanntem Schmerz kündete. Als sie sich sicher war, dass Harriet gerade nicht hinsah, hob Madeline das Elfenbein, drückte es sanft an die Lippen und lächelte über ihre eigene Torheit. Mitgift, Vernunftehe und all das andere. Es war Madeline nicht schwer gefallen, so vor Hetty und auch vor der Familie zu reden. Doch in Wahrheit hatten sie weder sachliche noch logische Gründe dazu gebracht, Anatole St. Leger zu heiraten. Und wenn sie ehrlich war, hatte sie sich noch törichter verhalten als ein junges Ding, das ihr Herz an einen Verehrer verlor, der ihr gerade erst vorgestellt worden war.
    Madeline hatte sich in ein Elfenbeinporträt verliebt und auch noch zugelassen, sich von einem merkwürdigen alten Mann mit weißem Haar und Engelsaugen umgarnen zu lassen.
    Mr. Fitzleger gehörte nicht zu den Männern, die in London für Aufsehen sorgten oder Einladungen in die besten Häuser erhielten. Bei ihm handelte es sich um einen bescheidenen Gentleman, um einen Geistlichen vom Lande, und normalerweise hätte die junge Frau ihm nur wenig von ihrer Zeit gewidmet. Pastoren aus der Provinz waren ihr bislang stets als ignorant, grob und von schlechtem Benehmen erschienen.
    Aber Mr. Fitzleger hatte sich als erstaunlich sanftmütig und gebildet entpuppt. Doch das allein konnte nicht der Grund dafür gewesen sein, warum sie sich zu ihm hingezogen gefühlt hatte. Ihre erste Begegnung hatte eher zufällig stattgefunden, als Madeline gerade in einer der Buchhandlungen in der Oxford Street gestöbert hatte. Dabei war dem Gentleman der Dreispitz heruntergefallen, und sie hatte den Hut für ihn aufgehoben.
    Die junge Frau wusste heute nicht mehr, wie daraus ihre Bekanntschaft entstanden war. Madeline wusste nur noch, dass sie seitdem Tag für Tag darauf gehofft hatte, dass er ihr Haus aufsuchen würde. Sie hatte sich auf ihn wie auf einen alten Freund gefreut. Sicher, der Landpfarrer war gebildet, aber ihr ging es nicht darum, mit ihm über Philosophie oder Bücher zu diskutieren.
    Nein, viel mehr faszinierte Madeline der sonderbare Auftrag, der den reiferen Herrn in die Stadt geführt hatte. Und bald wollte sie immer mehr über diesen Mr. Leger erfahren, der diesem Pastor genug vertraute, um ihm die Aufgabe zu übertragen, für ihn die rechte Braut zu finden. »Und Mr. St. Leger lebt wirklich allein in dieser großen, alten Burg?«, fragte sie ihn einmal.
    »Nun ja, ein paar Diener sind schon bei ihm. Doch liegt Castle Leger wirklich sehr abgeschieden, und der Burgherr hat sich in seinem ganzen Leben nie weiter als ein paar Meilen von seinem Stammsitz entfernt.«
    »Was? Hat er denn keine Universität besucht? Ist er nie auf Reisen gegangen?«
    »Nein. Mr. St. Leger legt größten Wert auf Privatheit und Ungestörtheit.«
    Das rührte an etwas in ihr, und sie musste unbedingt mehr erfahren. »Und ist er so schüchtern, dass er nicht einmal aus seiner Burg kommt, um sich eine Frau zu suchen?«
    »Mr. St. Leger hat gute Gründe, mich damit zu betrauen. Schließlich war ich früher sein Lehrer.«
    »Und ist er gebildet und von angenehmem Wesen?«
    »Der Burgherr besitzt einige ... eher ungewöhnliche Talente ...« Fitzleger schien von einem Hustenanfall übermannt zu werden. Madeline wartete ungeduldig auf seine weiteren Ausführungen.
    »Mr. St. Leger ist ein guter und sehr gewissenhafter Herr. Er kümmert sich um seine Pächter und überhaupt um alle seine Untergebenen. Castle Leger ist groß und reich, die Burg selbst voller Historie.«
    »Was meint Ihr genau damit?«
    »Nun, man findet dort eine ausgesuchte Bibliothek, die von mehreren Generationen zusammengetragen wurde.«
    »Dann liest Mr. Anatole wohl gern?«
    »Oh, äh, er ... zieht großen Nutzen aus Büchern.«
    »Ahh«, seufzte die junge Frau.
    Ihre Phantasie füllte die restlichen Lücken aus, und sie glaubte, ihn schon deutlich vor sich sehen zu können: Ein sanftmütiger Gelehrter, der ein Leben in einsamem Studium den schalen Vergnügungen vorzog, nach denen so viele andere Männer strebten. Sicher war Anatole auch schlank und blässlich, weil er nachts immer so lange aufblieb, um in seinen vielen Büchern Weisheit und Erkenntnis zu finden.
    Als Fitzleger ihr dann das Medaillon überreichte, war Madeline schon vollkommen hingerissen. »Mein junger Herr fühlt sich oft sehr allein in seiner Burg am Meer«, meinte der ältere Gentleman. »Man kann sich auch

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