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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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wurde.
    Lynn starrte Bo an und wartete in der Hoffnung, dass der Farbige ihren Rat befolgen würde. Doch dann sagte er: »Danke, Ma’am, aber ich denke, ich werde nicht ‚einfach gehen‘.« Sie vernahm das Knirschen seiner Schritte auf der Lehmstraße, als er an ihr vorbeiging und dabei seinen Sack über die Schulter schwang. Sie sah ihm nach, und auch Bo starrte hinter ihm her.
    »Na, da hol mich doch …«, keuchte Bo, den das Verhalten des Farbigen ebenso zu überraschen schien wie Lynn. Er riss sich von ihr los und schickte sich an, dem Mann zu folgen, blieb dann aber stehen, als das Fahrzeug sie erreichte. Es hielt neben Bos Laster an und brachte eine Staubwolke mit sich. Lynn kniff die Augen zusammen und bedeckte Mund und Nase mit einer Hand.
    »Hey!«, rief jemand, und sie erkannte Billy Fusters näselnde Stimme. »Was machst du hier, Bo?« Lynn wedelte mit einer Hand vor dem Gesicht herum, um den Staub zu vertreiben. Schließlich erkannte sie die alte Klapperkiste der Fusters, die nur noch von Rost und Drahtschnüren zusammengehalten wurde. Darin saßen Jordy King auf dem Beifahrersitz und die Palmer-Jungs Justin und Henry auf der Rückbank. Mit dreiundzwanzig Jahren war Billy der älteste der Gruppe, Henry mit sechzehn der jüngste.
    »Das wirst du nicht glauben«, verkündete Bo. »Da versucht sich ein Nigger in unsere Stadt einzuschleichen.«
    »Was?«, entfuhr es Billy. »Wo?« Lynn sah an ihnen vorbei durch den Staub und konnte die kleiner werdende Gestalt des Farbigen gerade noch ausmachen.
    »Gleich da vorne«, sagte Bo.
    »Komm mit!«, rief Billy aufgeregt. Bo stieg auf das Trittbrett des Wagens, steckte seinen Arm durch das offene Fenster und hielt sich am Fahrersitz fest. Billy fuhr sofort los und wirbelte eine weitere Staubwolke auf.
    Lynn blinzelte, bedeckte wieder ihren Mund und ihre Augen und wartete ein paar Sekunden, bis der Staub sich gelegt hatte. Dann lief sie so schnell sie konnte zu Belle Reve, band ihre Zügel von Bos Lastertür los und schwang sich in den Sattel. Sie galoppierte hinter Billy Fuster und den anderen her. Nun war sie nicht länger besorgt, dass Bo in eine Schlägerei geraten könnte, sondern befürchtete gar einen Lynchmord im friedlichen Hayden.
    Als sie die Jungs eingeholt hatte, waren diese bereits aus dem Wagen der Fusters gestiegen. Sie versperrten die Straße und konfrontierten den Farbigen. Lynn beobachtete, wie Billy und Jordy ihn umkreisten und ihm dadurch jegliche Fluchtmöglichkeit nahmen. »Was macht ihr Jungs da?«, rief sie, doch sie beachteten sie gar nicht. Stattdessen trat Bo direkt vor den Mann, der, wie Lynn bemerkte, seine Brille nicht mehr trug.
    Er hat sie weggesteckt, damit sie bei einer Schlägerei nicht zu Bruch geht
, vermutete sie.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass du nicht durch unsere Stadt gehen kannst, Nigger«, drohte Bo. Er schubste den Mann, der daraufhin wie schon zuvor zurücktaumelte. Sein Leinensack fiel zu Boden. Der Farbige schien das Gleichgewicht zu verlieren, aber Billy fing ihn von hinten auf, sodass er auf den Beinen blieb. Lynn erkannte jedoch sofort, dass es sich dabei keineswegs um eine freundliche Geste handelte.
    »Scher dich weg von mir«, keifte Billy und schubste ihn wieder nach vorn auf Bo zu. Der wartete schon und versetzte dem Mann gleich einen weiteren Stoß. Der Fremde stolperte und fiel vor Justin und Henry auf die Straße. Als er sich wieder aufrappelte, packten ihn die beiden Palmer-Jungen, doch er schüttelte sie ab und stieß sie von sich weg.
    »Ich will nicht gegen euch kämpfen«, sagte der Farbige.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Bo. »Wir sind ja auch zu fünft und du bist alleine.«
    »So willst du es also haben?«, fragte der Farbige. »Oder bist du Manns genug, um dich mir allein zu stellen?«
    Bo lachte schnaubend. »Manns genug?«, wiederholte er. »Ich bin mehr Mann, als du es jemals sein wirst, Nigger.«
    »Ich glaube nicht, dass du das beweisen kannst«, sagte der Farbige ruhig. »Jedenfalls nicht allein.«
    »Aufhören!«, mischte sich Lynn noch einmal ein, aber niemand würdigte sie auch nur eines Blickes. Stattdessen sah Bo zu Billy hinüber und dann wieder zu dem Farbigen.
    »Du
willst
, dass ich gegen dich kämpfe, Nigger?«, fragte Bo. »Denn ich bin bereit, dich fertigzumachen.« Einen angespannten Augenblick lang schien die Situation einzufrieren. Niemand sagte etwas, niemand rührte sich, und Lynn hoffte, dass der Fremde Einsicht zeigen würde. Doch dann ergriff er das Wort.
    »Ich

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