ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
Wagentür öffnete und ausstieg. »Was … was geht hier vor?«, fragte er. Der Anblick, der sich ihm bot, verwirrte ihn offensichtlich. Lynn schaute zu Billy, der mitten in seiner Bewegung innehielt und Leonard anstarrte.
»Dieser Nigger«, schimpfte er und deutete wutentbrannt auf den am Boden liegenden Farbigen, »hat Bo, Justin und Jordy verprügelt.«
Leonard musterte erst den Farbigen und dann die anderen. Schließlich wandte er sich wieder Billy zu. »Also wirst du ihn jetzt damit schlagen?«, fragte er und deutete auf den Wagenheber.
»Haben Sie mir nicht zugehört, Doc?«, schrie Billy. »Sehen Sie doch, was er getan hat. Justin blutet und …« Er schaute sich um und runzelte die Stirn. »… wo immer Bo ist, er blutet ebenfalls.«
Leonard ließ den Blick erneut umherwandern. »Also gut«, sagte er zu Billy und ging auf ihn zu. »Beantworte mir nur eine Frage: Warum sollte sich dieser Mann mit euch allen prügeln wollen?«
»Das wollte er nicht«, sagte Lynn und kam hinter Belle Reve hervor. »Sie haben versucht, ihn davon abzuhalten, in die Stadt zu gehen, und als er nicht umdrehen wollte, haben sie ihn angegriffen.«
Leonard sah zu Lynn und dann wieder zu Billy. »Stimmt das?«, wollte er wissen.
»Ist doch egal«, erwiderte Billy. »Solche wie der da haben bei uns nichts verloren.« Er deutete in Richtung des Farbigen, als würde er ihn eines Verbrechens beschuldigen.
»Ich verstehe«, sagte Leonard. Er streckte eine Hand aus und griff nach dem Wagenheber.
»Was machen Sie da?«, fragte Billy.
»Ich nehme das an mich«, sagte Leonard und entwand Billy das Werkzeug. »Das brauchst du nicht mehr. Ihr geht jetzt alle nach Hause und wascht euch den Dreck ab. Ich werde mich um diesen Mann kümmern.«
Lynn hörte Schritte hinter sich und wurde kurz darauf zur Seite gestoßen. Als sie sich umdrehte sah sie Bo, der plötzlich wieder aufgetaucht war und nun auf den Farbigen zumarschierte. Lynn erkannte mit Schrecken, dass er ein Gewehr in der Hand hielt und damit auf den Fremden zielte. »
Ich
werde mich um ihn kümmern«, knurrte Bo.
»Nein!«, schrie Lynn, als sich Leonard an Billy vorbeidrängte und sich zwischen Bo und den Farbigen stellte. Bo ließ die Waffe ein paar Zentimeter sinken und starrte Leonard an.
»Was machen Sie da?«, fragte er. »Gehen Sie mir aus dem Weg, Doc!«
Leonard erwiderte nichts, sondern ging einfach weiter auf Bo zu. Als er in Reichweite kam, schwang er den Wagenheber und schlug Bo damit das Gewehr aus der Hand. Die Waffe landete einige Meter entfernt auf dem Boden. Bo schrie schmerzerfüllt auf und hielt sich die verletzte Hand, während Leonard zur Waffe trat und sie aufhob.
»Sie haben mir die Hand gebrochen!«, jammerte Bo.
»Komm morgen in meine Praxis, dann werde ich dir einen Gipsverband anlegen«, sagte Leonard. »Das hier kannst du dir bei der Gelegenheit auch wieder abholen.« Er hielt das Gewehr hoch und ging dann zu dem Farbigen hinüber. Er beugte sich hinunter und sprach leise mit ihm. Lynn konnte jedoch nicht verstehen, was er sagte. Dann zog er den Mann auf die Beine und half ihm dabei, zu Doc Lyles’ altem Auto zu gelangen. Auf dem Weg dorthin hob er noch den staubigen Leinensack des Mannes auf. Leonard öffnete den Kofferraum und warf den Wagenheber, das Gewehr sowie den Sack hinein. Nachdem er die Klappe wieder zugeschlagen hatte, half er dem Farbigen auf die andere Seite des Wagens und setzte ihn auf den Beifahrersitz. Als Leonard auf die Fahrerseite hinüberging, warf er Lynn einen Blick zu. »Geht es dir gut?«, fragte er.
»Ja«, sagte sie, auch wenn sie sich nicht wirklich gut fühlte. Sie wusste nicht, was sie überhaupt fühlte. »Ja, es geht mir gut.«
»Sag Phil, dass es mir wegen heute Abend leidtut«, bat er. In diesem Moment wurde ihr klar, dass er nicht zum Abendessen zu ihnen nach Hause kommen würde. »Ich werde versuchen, morgen mal bei euch vorbeizuschauen.« Er stieg ins Auto und ließ den Motor an.
Lynn beobachtete, wie Leonard losfuhr, in einem weiten Bogen wendete und zurück Richtung Stadt aufbrach. Als eine neue Staubwolke aufgewirbelt wurde, sah sie zu Billy, Bo, Justin, Henry und Jordy hinüber. Auch sie starrten Leonards Wagen hinterher. Obwohl sie sicher war, dass die Wut der Jungs noch nicht vollständig verraucht war, erschienen sie nun nicht mehr so draufgängerisch wie zuvor.
Bo sah auf seine blutverschmierte Hand, die nun zusehends anschwoll. »Kommt schon«, sagte er zu den anderen. »Ich muss nach Hause.« Alle
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