Staatsanwalt sucht Polizist
mich um.
„Moin!“, begrüßte ich ihn und schmolz beim Anblick seiner grünen Augen dahin.
„Moin“, erwiderte Nico und zog seine rechte Augenbraue hoch. Gott, war der süß.
„Staatsanwaltschaft?“, fragte er leise. Ich nickte verlegen.
„Genau. Schön, dich zu sehen.“ Ich beschloss, ihn einfach zu duzen. Nicos weibliche Begleitung stand hinter ihm und schaute gelangweilt aus dem Fenster.
„Was ist denn eigentlich aus dem Fall geworden, bei dem ich ausgesagt habe?“
Ich winkte ab. „Freispruch. Leider. Die Indizien haben für eine Verurteilung nicht ausgereicht.“
„Tja, meine Aussage wolltest du ja auch nicht verwerten“, warf mir Nico mit leicht schmollender Lippe vor.
Ich zuckte mit den Schultern. „Nicht, weil ich nicht wollte. Ich konnte nicht. Deine Aussage war nicht stichhaltig genug. Wir haben in Deutschland nun einmal den Grundsatz in dubio pro reo, im Zweifel für den Angeklagten..
Nico lehnte sich gegen die Glasscheibe. „Ja, leider. Manchmal ist das ganz schön frustrierend, wenn du die Typen in der einen Woche schnappst, es kommt zur Gerichtsverhandlung und ein paar Wochen später steht der gleiche Typ wieder auf dem Revier. Einmal Kundschaft, immer Kundschaft.“
„Wem sagst du das … manchmal überlege ich, ob ich mich nicht für das Amt als Zivilrichter bewerben sollte. Nach zwei Jahren Strafrecht habe ich langsam keine Lust mehr.“
„Andererseits ist unsere Arbeit doch auch manchmal von Erfolg gekrönt. Einige werden für immer weggesperrt und andere wiederum sieht man tatsächlich nur einmal. Vor allem bei Jugendlichen, die ihre Tat nur als Ausrutscher begangen haben.“
„Stimmt. Was machst du denn sonst so, wenn du keine Verbrecher fängst?“, fragte ich neugierig. So langsam musste ich mich ja mal an sein Privatleben herantasten.
„Am Freitag fahre ich zu meiner Familie nach Versmold.“
Versmold, wo lag das denn? Ich musste unbedingt in meinen Deutschlandatlas gucken. Okay, am besten gehe ich jetzt zum Angriff rüber. Jetzt oder nie.
„Hast du Lust, mit mir mal ein Bier trinken zu gehen?“ Zitternd wartete ich die Antwort ab. Die ließ glücklicherweise auch gar nicht lange auf sich warten.
„Natürlich hab ich das. Super Idee!.
Gott, wenn das kein Zeichen war. Ich glaubte an Zeichen, unbedingt. Bevor seine Haltestation kam, reichte ich ihm wortlos mein Handy. Er wählte seine Nummer, ließ einen leisen Klingelton ertönen und gab mir das Handy wieder zurück. Ich speicherte schnell seine Nummer und steckte mein heiliges Gerät wieder ein. So schnell stieg ein Mobiltelefon in seinem Ansehen.
Nico zog sich seine Jacke aus, ihm war warm geworden – was für ein Wunder, bei meiner Anwesenheit! – und zum Vorschein kam das Hamburger Wappen auf seinem dunkelblauen Pullover. Die Frau hinter ihm hatte sich ebenfalls während unseres Gespräches die dicke Jacke ausgezogen und trug den gleichen Pulli wie er. Okay, die beiden waren Kollegen. Kein Wunder, dass sie am Bahnhof zusammen gestanden hatten.
„Ich muss gleich aussteigen“, teilte mir Nico mit einem verlegenen Lächeln mit.
„Ich melde mich dann wegen des Bieres“, erwiderte ich grinsend.
Die Bahn hielt an und Nico stellte sich neben seine Kollegin an die Tür. Er drehte sich noch einmal um und zwinkerte mir zu.
„Ich würde mich freuen, wenn du dich überhaupt meldest.“
Mir blieb das Herz fast stehen. Wenn das organisch möglich wäre, würde ich sagen, es ist mir in die Magengrube gerutscht. Als sich die Tür hinter Nico schloss, drehte ich mich zu Sabrina um, die ich total vergessen hatte. Sie war offenbar nicht nachtragend und strahlte bis über beide Ohren. Hatte ich ein mega knisterndes Gespräch gehabt oder sie? Versteh einer die Frauen.
* * *
„Wir könnten auch unsere Namen behalten. Wo ist das Problem?“
„Das Problem ist … ist … ach, weiß ich auch nicht. Mit einer Hochzeit verbinde ich nicht nur eine große, pompöse Feier, Torte und besoffene Gäste, sondern auch ein bisschen Gemeinsamkeit. Und dazu gehören nicht nur hübsche Ringe, die zusammenpassen, sondern auch ein gemeinsamer Familienname.“
„Okay, dann nehmen wir meinen. Ich finde, mein Name ist wesentlich klangvoller als Kruse..
Abwehrend hob ich die Arme. „Gut, du hast gewonnen, wir nehmen deinen Namen. Du hast zwar noch jede Menge Geschwister, die allesamt schon was für den Erhalt deines Familiennamens getan haben, aber ich muss insgeheim zugeben, dass sich dein Name wirklich
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