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Staatsanwalt sucht  Polizist

Staatsanwalt sucht Polizist

Titel: Staatsanwalt sucht Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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hatte ich schon wie auf Kohlen gesessen und mir überlegt, was ich Nico als nächstes schreiben konnte.
       
    Hi, Nico!
    Wünsche dir eine gute Heimfahrt und eine angenehme Fortbildung. Lass dich nicht quälen. Ich freue mich aufs Bier.
    Gruß, Marten
       
    Dieses Mal blieb mein Handy ruhig. Erst als ich am Abend meine Spaghetti mit Tomatensoße verdrückt hatte, meldete sich mein im Ansehen gestiegenes, rasant beförderndes Liebesbotschaftergerät wieder. „Sie haben Post, uuhuhuhuuuu!“ schrie es in voller Lautstärke. Mir rutschte vor Schreck die Gabel aus der Hand. Ich ließ meinen Teller im Wohnzimmer stehen und rannte in den Flur. Das Handy steckte noch in meiner Manteltasche.
       
    Hi, Marten!
    Melde mich die Tage. Hast du eigentlich eine dienstliche 
    E-mailadresse?
    Gruß, Nico
       
    Sorry, du musst leider mit gmx.net Vorlieb nehmen. Hoffe, das ist 
    o.k.!
    G, M.
       
    Hallo M.
    Null problemo! Melde mich später per E-mail. G, N.
       
    * * *
       
    „Er hat nach deiner E-mailadresse gefragt? Na, das ist doch eindeutig, Marten.“
    „Meinst du? Na ja, zumindest ist das schon mal ein guter Anfang. Sag mal, ich habe nächsten Montag frei. Was hältst du von ‘ner schönen heißen Tasse Tee, Julia?“
    „Montag, Montag … lass mich mal schnell auf den Kalender gucken …“ Ich hörte lautes Rascheln am anderen Ende der Leitung. Aus weiter Ferne ertönte Kindergeschrei.
    „Mensch, Julia! Was ist denn bei dir los?“
    „Ach, ich weiß auch nicht. Die beiden großen, Niko und Valentin streiten sich permanent. Ich bin echt genervt. Wenn du dir Kinder anschaffst, dann Mädels … oder du lässt bei der In-vitro-Befruchtung ein Harmoniehormon mit einpflanzen.“
    „Danke, ich werde es mir merken, wenn’s überhaupt so weit kommen sollte.“
    „Montag ist okay. Keine Kinderarzttermine, keine anderen Sachen und die Krippe für Marie wird eh erst in zwei Monaten fertig gebaut sein. Bin also zu Hause.“
    „Prima! Dann komme ich um zehn Uhr vorbei. Ist dir das recht?“
    „Zehn Uhr klingt super. Bis dann, Marten!“
    Kaum hatte ich aufgelegt, klingelte mein Wecker. Guter Gott, ich hatte ja Verhandlungen. Eilig packte ich meine Unterlagen zusammen und hechelte aus dem Bürogebäude. Wie gut, dass das Gericht nur wenige hundert Meter von der Staatsanwaltschaft entfernt lag. Ausgerechnet heute hatte ich meine Gruselverhandlung.
    Ich stürmte in den Gerichtssaal und war noch etwas außer Atem, als ich auch schon die Anklage verlesen musste. Normalerweise ließen sich die Richter immer etwas Zeit mit der Bearbeitung der Fälle, aber in diesem Fall war ich auf einen neuen Richter gestoßen, der offenbar alles daran setzte, unkomplizierte Fälle zuerst abzuarbeiten und so kam es, dass ich bereits nach drei Tagen zur Hauptverhandlung meiner Kinderpornodateien gehen musste. So was war mir bisher noch nie passiert. Normalerweise stimmte der Spruch, dass die Mühlen der Justiz langsam mahlten.
    Die Beweisaufnahme war recht kurz, da der Angeklagte nichts aussagen wollte und sein Verteidiger keinen Kommentar abgab. Ich war froh, dass einer der Kriminalpolizisten zur Sache aussagen konnte und hoffte, den Fall noch heute mit einer Freiheitsstrafe abhaken zu können. Aber leider machte mir der saubere Herr Verteidiger einen Strich durch die Rechnung. Er beantragte eine Vertagung aufgrund des labilen Gesundheitszustandes seines Mandanten. Für mich sah der Angeklagte eigentlich ganz fidel aus. Nun ja, etwas schräg vielleicht und ungepflegt, aber er machte auf mich einen recht gesunden Eindruck. Der Richter gab dem Antrag erstaunlicherweise statt und so packte ich bereits nach eineinhalb Stunden zerknirscht meine Sachen zusammen und lief ins Büro zurück. So was Dummes! Eine eindeutige Beweislage und der Richter ließ den Kerl noch eine weitere Woche frei herumlaufen. Kein Wunder, dass sich Onkel Gerd und Onkel Georg so über die lasche Justiz aufregten. Heute hatten sie mein vollstes Verständnis. Ich war so gefrustet, dass ich Nico eine SMS schickte, obwohl ich wusste, dass er noch auf Fortbildung und den ganzen Tag über nicht erreichbar war.
       
    Hi, Nico!
    Hatte gerade meine Gruselverhandlung. Hoffe, bei dir ist es nicht so 
    anstrengend. Bis dann,
    LG, Marten
       
    Nachdenklich trommelte ich auf meinem Schreibtisch herum. Vor mir türmte sich ein Aktenberg. Lustlos nahm ich mir die oberste Akte und öffnete den Deckel. Diebstahl. Gelangweilt las ich den Polizeibericht durch und schaute

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