Stadt Aus Blut
gedacht, dass du mir vielleicht ein bisschen Kohle dafür rüberschiebst. Aber es wär mir nie eingefallen, Predo oder einen von denen anzurufen. Du hast mir gesagt, dass es einen Überträger gibt. Also hab ich mir gedacht, es ist dein Job, dich darum zu kümmern. Für die Koalition. Also warum hätte ich sie anrufen sollen, wenn sie es sowieso schon wissen. Da wäre nichts für mich rausgesprungen, oder? Also warum hätte ich sie anrufen sollen? Sag du’s mir, Joe!
Er versucht alles, um mich zu überzeugen. Er schaut mir direkt in die Augen. Seine Pupillen sind aufgrund irgendwelcher Pillen auf Stecknadelgröße zusammengeschrumpft.
– Phil, wie viel Geld hast du dabei?
– Also, ich...
Er zieht die Scheine heraus, die ich ihm gegeben habe, und zählt sie.
– Das sind ungefähr fünfzig.
– Und sonst?
Er klopft auf seine Taschen und wirft mir ein mitleidheischendes Lächeln zu. Ich beuge mich zu ihm hinunter.
– Du bist nahe dran, ungeschoren davonzukommen. Ich würde vorschlagen, dass du das jetzt nicht vermasselst.
Er nickt und dreht seine Taschen um. Geld, seine Pomade, ein Päckchen Atemfrisch und eine Tüte mit ungefähr zwanzig schwarzen Pillen fallen in seinen Schoß. Ich greife mir die Kohle und zähle: Hundertachtzig Mäuse, die ich ihm vor die Nase halte.
– Das ist für Billy. Eine erste Anzahlung.
– Klar. Geht klar. Ich wollte es sowieso Billy geben. Ich schulde ihm noch was.
Ich stehe wieder auf.
– Aber sicher. Mit den fünfzig Mäusen kannst du machen, was du willst. Das ist für den Anruf. Aber bezahl bis Montag deine Schulden.
– Klar. Bis Montag. Kein Problem, Joe.
Ich werfe ihm seinen Kamm zu.
– Mach was mit deinen Haaren, Philip. Die sehen beschissen aus.
Als ich an der Theke vorbeigehe, gebe ich Billy die Kohle. Er zählt nach und grinst.
– Mehr, als ich gedacht hab.
– Ja. Den Rest bringt er am Montag vorbei. Wenn nicht, ruf mich einfach an.
– Danke, Joe. Willst du nicht noch ein bisschen bleiben? Geht alles aufs Haus. Sind auch ein paar hübsche Miezen hier. Ich könnte da was organisieren.
– Nett von dir, Billy. Aber ich muss arbeiten.
Er nickt, winkt mir zu und kümmert sich wieder um seine Martinis. Ich schlängle mich durch die Menge. Draußen ist es immer noch drückend heiß.
Sogar wenn Philip die Wahrheit sagt, klingt es wie eine Lüge. Das ist das Problem mit ihm. Aber er hat schon recht, wenn er sagt, dass die Koalition weiß Gott bessere Möglichkeiten hat, mich zu beschatten. Sie würden jemand gefährlicheren und unauffälligeren beauftragen. Andererseits sind hundertachtzig Dollar eine Menge Geld für Philip. Und das Speed muss er ja auch irgendwo gekauft haben. Woher hat er also das ganze Geld? Verflucht. Irgendwie hat er Dreck am Stecken. Aber im Augenblick habe ich keine Zeit, der Sache nachzugehen. Der Überträger treibt sich nach wie vor irgendwo hier rum, und ich bin so schlau wie vorher. Nein, stimmt nicht.
Wenn Philip nicht gelogen hat, lässt mich Predo beschatten. Das bedeutet, dass mich die Koalition höchstpersönlich auf dem Kieker hat, oder dass sie die ganze verdammte Gegend beobachten lässt. Irgendwas stinkt hier gewaltig, und ich habe nicht die leiseste Ahnung, was. Meine einzige Chance besteht darin, den Überträger zu finden. Wie befohlen. Ich fahre nach Hause und hole meine Waffen.
Es ist nicht besonders schwer, einen Zombie zu töten. Nur anstrengend. Zum einen sind die verdammten Dinger nicht wirklich lebendig. Oder nicht richtig tot, wie auch immer man das sehen will. Es läuft so ab: Die Dinger sind von einem fleischfressenden Bakterium infiziert. Das Bakterium verschlingt langsam alles, was nicht Knochen oder Zähne sind: Muskeln, Blut, Knorpel, einfach alles. Aber als Erstes stürzt es sich auf das Gehirn. Der Haken dabei ist, dass das Bakterium nur lebendes Gewebe fressen kann. Das bedeutet, dass das Bakterium seinen Wirt um jeden Preis am Leben erhalten will. Sobald der Wirt tot ist – richtig tot, meine ich – geht das Bakterium ebenfalls hopps. Also pumpt das Bakterium seinen Wirt mit Endorphinen, Adrenalin, Serotonin und allem anderen körpereigenen Scheiß voll. Es betäubt seine Schmerzen, verschafft ihm ein Glücksgefühl und hält den Organismus am Laufen. Um Nachschub für die Produktion dieser Wirkstoffe zu beschaffen, pflanzt das Bakterium dem Zombie einen riesigen Appetit auf menschliches Fleisch ein, ganz besonders auf Hirnmasse.
Angenommen, man steht einem Zombie gegenüber und will ihn
Weitere Kostenlose Bücher