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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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kaltmachen. Die beste, schnellste und leichteste Methode ist es, die Verbindung zwischen seinem Gehirn und dem Rest seines Körpers zu unterbrechen. Das führt nicht unbedingt zum Tod des Wirtes, aber sobald das Stammhirn beschädigt oder das Genick gebrochen ist, hat das Bakterium keine Kontrolle mehr über den Körper. Nehmen wir weiter an, man hat es mit zwei oder mehr Zombies zu tun und ist außerdem in ihrer Bekämpfung ziemlich unerfahren. In diesem Fall empfiehlt es sich, eine großkalibrige Waffe zu ziehen und ihnen ins Herz zu schießen. Man könnte auch auf das Gesicht zielen, aber wenn man das Stammhirn verfehlt oder nicht genug Hirnmasse erwischt, werden sie einfach weitermarschieren. Also konzentriert man sich auf ihr Herz. Wenn das Herz nicht mehr schlägt, läuft die ganze Maschine nicht mehr – da kann das Bakterium machen, was es will. Den gewöhnlichen Zombie kann man außerdem erdrosseln, ertränken, verbrennen, in die Luft jagen, hängen, zerstückeln oder von einem hohen Gebäude werfen. Sobald Herz oder Gehirn ausgeschaltet sind, ist auch der Zombie hinüber. Aber wir wollen ja eigentlich die einfachste und schnellste Methode wählen, und da empfehle ich eine Feuerwaffe und eine Menge Munition. Genauso, als wollte man seinen Ehepartner umbringen.
     
    Meine Waffen liegen in einem abgeschlossenen Safe, der sich in einem Wandschrank in meinem geheimen Vampyrraum befindet. Nicht, dass ich kleine Kinder bei mir rumlaufen hätte. Wenn ich Kinder hätte, würde ich die Waffen sofort loswerden. Nichts gefährdet das Leben eines Kindes mehr als ein Haus voller Knarren. Außer den Eltern vielleicht.
    Der Grund, warum ich meine Waffen so gründlich weggesperrt habe, ist, dass es mich an wirklich üblen Tagen davon abhält, die Dinger einfach herauszuholen und wahllos Passanten niederzuschießen, bis mich irgendwann die Polizei stoppt. Dieses Bedürfnis verspüre ich nicht oft. Eigentlich nur, wenn ich eine Woche lang kein Blut hatte. Dann frisst das fremdartige Ding in meinem Körper mich von innen her auf, und ich habe den unwiderstehlichen Drang, mir die Pulsadern aufzuschlitzen, um daran zu saugen.
    Ich bin kein Waffennarr. Ich besitze einen kleinen, zuverlässigen Revolver und eine große, böse Automatik mit einem umfangreichen Magazin. Beide Waffen habe ich toten Männern abgenommen. Ich kenne mich damit gerade so weit aus, dass ich sie gezielt abfeuern und ordentlich putzen kann. Außerdem stelle ich sicher, dass sie nie auf mich gerichtet sind. Normalerweise sehen diese Dinger nie das Tageslicht. Das soll jetzt kein Scherz sein. Probleme wie dieser Überträger kommen selbst in meinem Leben nur selten vor, weswegen ich kaum Verwendung für die Kanonen habe und sie die meiste Zeit im Safe belasse. Da, wo sie hingehören. Das Gute an Feuerwaffen ist, dass sich niemand die Leiche zweimal ansieht. Dagegen erregt ein Geköpfter mit fehlendem Gehirn durchaus Aufsehen.
    Ich lade die Waffen und stecke zusätzliche Munition ein. Auf dem Weg nach oben fällt mir das Blut in meinem Kühlschrank ein. Ich hatte gestern nach dem Kampf mit den Zombies einen halben Liter, und heute noch mal einen halben gegen die Verbrennungen. Normalerweise genügt mir ein Liter pro Woche. Damit bleibe ich gesund und vergesse den Hunger. Aber jetzt bin ich auf der Jagd, und dabei hilft mir jeder Tropfen. Ein weiterer halber Liter, und ich wäre in absoluter Topform. Ich öffne den Kühlschrank. Darin befinden sich noch fünfeinhalb Liter, und ich habe mir zur Regel gemacht, meinen Vorrat nie unter fünf Liter schrumpfen zu lassen. Vielleicht sollte ich noch einen Beutel trinken und das fehlende Blut in den nächsten Tagen ersetzen. Besonders, wenn ich mich an die drei Zombies gestern erinnere, und wie nah das Mädchen dran war, mir die Augen auszustechen. Ich schnappe mir einen Beutel und sauge ihn aus. Das Blut wirkt wie immer: Ich fühle mich, als wäre ich am Leben.
     
    Vor dem verlassenen Schulgebäude auf der 9th parkt ein Streifenwagen. Die Polizei hat den Innenhof mit Sperrgittern und gelbem Klebeband abgeriegelt. Der Tatort wurde zwar schon gründlich untersucht, aber die Bullen wollen so lange abwarten, bis sich der ganze Rummel gelegt hat und keine Spinner auf die Idee kommen, am Ort des Geschehens eine Party zu feiern. Tatsächlich stehen ein paar Leute auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig, deuten auf das Gebäude und schießen Fotos mit ihren Handykameras. Hätte die Koalition nicht den Studenten zum

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