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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Nicht letzte Nacht, aber irgendwann nachdem sie infiziert war. Wie krank muss man sein, um Sex mit diesen Dingern zu haben? Sie muss ihn umkrallt und nach seinem Schädel geschnappt haben, während er sie und das Bakterium gevögelt hat.
    Ich atme noch einmal tief ein, um mir den Moschusgeruch genau einzuprägen, damit ich ihn wiedererkenne, sollte er mir noch mal begegnen. Und jetzt fällt mir auf, dass etwas nicht stimmt. Etwas fehlt. Es ist, als ob eine geheimnisvolle Präsenz alle ihre Spuren aus diesem Raum gelöscht hätte. Überall sind kleine Taschen von Nichts in der Luft. Ich folge ihnen angestrengt schnüffelnd und versuche, nachzuvollziehen, was dieses Ding hier vorhatte.
    Ich bin so in meine Tätigkeit versunken, dass es jemandem gelingt, sich an mich heranzuschleichen und mir mit etwas auf den Hinterkopf zu schlagen, das ungefähr die Größe eines Babywals hat.
     
    Streitende Stimmen wecken mich und verraten mir sofort, wo ich bin. Es gelingt mir, ein Auge zu öffnen. Tatsache – ich bin im Keller eines schäbigen Mietshauses, dem Hauptquartier der Society. Ich liege in einer Nische auf einer schmuddeligen Pritsche. In der Mitte des Raumes, unter einer einzelnen nackten Glühbirne stehen drei Gestalten um einen wackeligen Kartentisch. Bei den beiden Streithähnen handelt es sich um Tom Nolan und Terry Bird.
    Tom sieht aus wie fünfundzwanzig, hat jedoch in Wahrheit einige Jährchen mehr auf dem Buckel. Er hat blonde Rastalocken und trägt die verwaschenen Klamotten der urbanen Radikalen sowie die obligaten Tattoos und Piercings. Terry wirkt älter, so um die fünfzig. Sein Stil entspricht mehr der alten Schule: Pferdeschwanz, Bart, John-Lennon-Brille, Earth-Day-T-Shirt, Birkenstock-Schlappen, das volle Programm. Die dritte im Bunde ist Lydia Miles. Sie ist relativ jung, hat kurzes, dunkles Haar, Lederhosen und ein weißes Tanktop, unter dem sich harte Muskeln abzeichnen. Auf ihre Schulter ist ein rosa Dreieck mit nach unten gerichteter Spitze tätowiert. Man könnte sie für die typischen heruntergekommenen radikal-sozialistischen oder anarchistischen Revolutionäre aus dem East Village halten, die gerade umstürzlerische Pläne schmieden. Natürlich trinken diese Revolutionäre hier außerdem noch Blut.
    Lydia sieht zu, wie Tom wütend Terry beschimpft und Terry mit beschwichtigendem Hippie-Gesäusel antwortet. Und um wen dreht sich ihre Diskussion wohl?
    – Wenn ich es dir sage, er arbeitet für die verdammte Koalition. Warum war er sonst da?
    – Jetzt mal langsam, Tom. Das kann schon möglich sein. Aber die wichtigste Frage im Augenblick, und da wird mir Lydia sicher zustimmen, ist doch: Was hast du dort gemacht? Ich dachte, wir hätten eine Vereinbarung.
    – Scheiß auf deine Vereinbarung. Ich habe einen Dreck vereinbart. Der Arsch hier hat hundertprozentig Verbindungen zur Koalition. Nicht nur, dass er hier für sie herumspioniert – jetzt haben sie ihm auch noch befohlen, uns auf unserem eigenen Territorium Ärger zu machen. Er ist ein beschissener Saboteur, und wir sollten ihn auf der Stelle hinrichten.
    Terry rückt die Brille, die ihm fast von der Nase gerutscht wäre, zurecht.
    – Also, ich persönlich halte das für etwas übertrieben. Und selbst angenommen, es kommt zu diesem äußersten Punkt, und wir müssen ihn umlegen, sollten wir ihn doch vorher wenigstens befragen.
    – Na gut, dann verhören wir ihn. Verdammte Scheiße, wecken wir ihn auf und zeigen ihm, was die Revolution wirklich bedeutet.
    Er nimmt ein Metallrohr vom Tisch.
    Lydia starrt mich an. Sie hat schon länger bemerkt, dass ich aufgewacht bin. Sie lächelt mir zu.
    – Er ist wach.
    Die beiden drehen sich zu mir um. Tom macht einen schnellen Schritt auf mich zu und hebt das Metallrohr.
    – Na schön, Arschloch.
    Terry legt seine Hand auf Toms Schulter.
    – Langsam, Tom. Mach dich doch einfach mal locker, Bruder.
    Tom bleibt stehen und schließt die Augen, bevor er sich zu Terry umdreht. Er sieht aus, als wollte er das Rohr jetzt um seinen statt um meinen Kopf wickeln.
    – Wie oft soll ich es dir noch sagen? Wie oft? Sag mir nicht, ich soll mich lockermachen. Du kannst so locker sein, wie du willst, aber lass mich zufrieden, ja?
    Terry lächelt ihn an.
    – Klar, kein Problem. Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass ich dich nicht respektiere. Ich meine ja nur, wir sollten uns alle etwas beruhigen und erst miteinander sprechen, bevor wir Gewalt anwenden. Bemühen wir uns doch um eine friedliche Lösung.
    Ich

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