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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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betrachtet mich aus den Augenwinkeln und lächelt.
    – Tom ist komplett ausgeflippt.
    – Ja?
    – Ja. Ich hab ihm erzählt, dass ich dir was zu essen bringen wollte und du mich k. o. geschlagen und mir die Schlüssel abgenommen hast. Er hat sich sofort auf die Suche nach dir gemacht, aber ein paar von meinen Leuten haben deine Spuren verwischt. Er schäumt vor Wut. Meinte, er würde mich unter Anklage stellen, sobald Terry wieder da ist.
    – Ist er immer noch unterwegs?
    – Ja. Wie man hört, macht die Koalition ziemlichen Wirbel. Sie kontrollieren alle möglichen Routen durch ihr Gebiet. Weißt du was darüber?
    – Nein.
    Sie bleibt an der Ecke Ninth und B stehen.
    – Ich muss da lang. Du?
    Ich deute in die andere Richtung.
    – Nach Hause.
    – Bist du dir sicher?
    – Wo soll ich sonst hin?
    Sie nickt.
    – Kann ich noch was für dich tun?
    – Hast du eine Zigarette?
    Sie schüttelt den Kopf.
    – Die Tabakindustrie verkauft den Tod, Joe. Du solltest mich besser kennen.
    – Stimmt.
    Sie steckt die Hände in die Hosentaschen.
    – Was ist mit dem Mädchen?
    – Wenn du bis morgen nichts von mir hörst, dann warte auf Terry. Er wird schon wissen, was zu tun ist.
    – Das weiß er immer.
    – Ja.
     
    Nach dem Duschen lege ich mich mit einer Zigarette aufs Bett. Bei jedem Zug klirren die Handschellen gegen meinen Hals. Ich könnte versuchen, sie zu öffnen, aber die Mappe mit den Dietrichen ist zu weit weg. Ich lege meine Zigarette in den Aschenbecher auf dem Nachtkästchen, packe die leere Hälfte und drehe daran. Die Kette rollt sich auf, und die Schelle um mein Handgelenk drückt sich in meine Haut. Ich gebe der losen Schelle einen weiteren Ruck und drehe die andere Hand in die entgegengesetzte Richtung. Die Kette zerspringt, eines ihrer Glieder fliegt durch das Zimmer. Ich lege den Rest der Handschelle auf den Nachttisch. Jetzt sieht es so aus, als würde ich ein Armband tragen. Ich spiele daran herum, während ich an das Mädchen denke, das an das andere Ende der Handschelle gefesselt war.
     
    Endlich schlafe ich ein und träume weder von dem Mädchen und ihren Eltern noch von Whitney Vale, Evie oder von dem fürchterlichen Zeug, das in letzter Zeit so passiert ist. Ich träume von der Dunkelheit. Und in diesem Traum kann ich alle Details erkennen, die ich übersehen habe.
    Die Art, wie die Dunkelheit durch einen Spalt in der Luft in den Raum gelangt ist. Wie sie sich zwischen mich und Horde geschoben hat. Wie sie einfach durch Horde hindurchschwebte, als wäre er nur Rauch oder Nebel. Wie sie sich flatternd und zitternd vor Freude in die Ecke des Raums zurückgezogen hat. Die Dunkelheit war mit Dingen gefüllt, die ihr verzweifelt entkommen wollten. Wie Menschen, die sich aus einer riesigen schwarzen Gummiplane zu befreien versuchen. Und das war das Letzte, was von dem Ding zu sehen war, bevor es verschwand:
    Ein öliges, schwarzes Relief von Hordes schreiendem Gesicht.
    – Hören Sie auf zu schreien, Pitt.
    Ich öffne die Augen. Sie sind da.
    – Ihr seid früh dran, Freunde.
    Predo sitzt auf meinem Schreibtischstuhl, den er neben mein Bett gestellt hat. Er schaut auf die Uhr.
    – Es ist fast Mitternacht. Sie haben den ganzen Tag geschlafen. Zeit zum Aufstehen.
    – Ja, da haben Sie wohl recht.
    Ich setze mich auf und strecke mich.
    – Ich würde euch ja gerne einen Kaffee oder so anbieten, aber ich mag euch nicht. Sorry.
    Ich will aufstehen, aber der Gorilla, den Predo mitgebracht hat, hebt eine riesige Hand.
    – Bleiben Sie ruhig liegen, Mr. Pitt.
    – Wie Sie wollen.
    Ich nehme mir die Zigaretten vom Nachttisch und zünde mir eine an. Nur in Unterhemd und Unterhose sitze ich auf meinem Bett und rauche. Predo wartet eine Minute ab, dann verliert er die Geduld.
    – Wo ist das Mädchen?
    Ich nehme einen Zug. Ich glaube, ein bisschen Rauch gelangt auch in meinen rechten Lungenflügel. Ein gutes Zeichen.
    – Sagen Sie mal, Mr. Predo...
    Seine Augen verengen sich, aber er wartet ab.
    – Wissen Sie, was mir aufgefallen ist?
    Er wartet.
    – Nein? Okay, dann sag ich’s Ihnen.
    Ich drücke die Zigarette aus.
    – Mir ist aufgefallen, dass Sie mich gar nicht nach den Hordes gefragt haben.
    Ich nehme mir eine neue Zigarette aus der Luckies-Packung.
    – Als ich die Hordes zum letzten Mal gesehen habe, hatten sie einen von Ihren Gorillas im Schlepptau. Langsam sollte der doch mal anrufen und Bescheid sagen, oder? Hat er aber nicht. Wissen Sie, warum nicht? Ich schon.
    Ich öffne mein Zippo.
    – Weil

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