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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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gerade sang, aber er sang. Er sang aus vollem Hals und drängte die Wachen weg, die sich ihm zu nähern versuchten.
    Er sang und forderte die anderen mit einer Geste auf, mit ihm zu singen.
    Sein Gesicht war mit kleinen viereckigen Papierstückchen bedeckt.
    Er war der schlechteste Sänger, den man jemals gehört hatte.
    Ayad.

    »Bringt diesen Narren zum Schweigen!«, brüllte der Fürst und deutete mit dem Messer auf ihn.
    Noch lag das Lachen von vorher auf seinen Lippen.
    Doch als er sich nach dem Mädchen umdrehte, erstarrte er.

    Bei einem der Angriffe des Fürsten war Raogos Käfig durch die Luft geschleudert worden. Die schwarzen Tentakel hatten ihn herumgerollt und umgekippt, und beim Aufprall hatten sich die Gitter so weit verzogen, dass der kleine Fennek hindurchschlüpfen konnte.
    Sobald er endlich frei war, hatte Raogo keine Zeit vergeudet.
    Als Rokia in die Arme des Fürsten getaumelt war, hatte der Wüstenfuchs die beiden Stücke Bernstein bemerkt, die über den Boden kullerten. Und hatte sie schnell und ohne zu zögern aufgehoben.
    Die beiden Stücke waren glühend heiß gewesen, aber Raogo hatte sie trotzdem zwischen den Zähnen gehalten. Und in dem Moment, als der Fürst sich Ayads wegen abwandte, hatte er sie dem Mädchen gegeben.
    Rokia hatte die Steine umklammert.
    Und wieder zu singen begonnen.

    Das Messer des Fürsten sauste herab.
    Aber im letzten Moment, nur ein paar Fingerbreit vor Rokias Hals, wurde es abgelenkt.
    Von Raogo.
    Der Fürst schleuderte ihn weit weg, worauf der Fennek aufjaulte.
    Doch dieser Moment genügte Rokia.
    Wieder verbreitete sich das Lied um sie. Und als sie diesmal die Hände öffnete, entströmten den beiden Stücken Bernstein die Gestalten von Fabeltieren.
    Aus einem Stein löste sich ein Paar himmelblauer Schakale, die sich auf den Fürsten stürzten und ihn zu Boden warfen. Sie zerfetzten sein Gewand und bissen ihn in die Füße, um ihm die Pantoffeln mit den eingerollten Spitzen auszuziehen. Aus dem anderen Stein erhoben sich zwei gelbe Falken in die Luft. Sie flogen auf den mächtigen Baobab zu, erweiterten den Spalt in seinem Stamm und begannen, mit ihren Schnäbeln an den in seinen Wurzeln hängenden Kettchen aus Silber zu zerren und sie abzureißen.
    Der Baum begann zu beben und zu zittern.
    »Weg! Weg! Weg!«, schrie der Fürst, der am Boden lag, und wickelte seine Tentakel um die blauen Schakale, die Rokia mit ihrem Lied am Leben erhielt.
    Jetzt brach der Aufstand wieder los: Die Tiere aus der Menagerie fassten neuen Mut, und die Menschen am Eingangstor drängten immer weiter in den Hof.
»Sie steigen und steigen, tanzen am Himmel
Auf dem Weg nach oben schreiben sie einen Namen.«
    Rokia sang.
    Doch immer noch reichte die Kraft ihres Liedes nicht aus, um die dunkle, jahrtausendealte Macht des Fürsten Sanagò zu besiegen. Seine Tentakel überwältigten die himmelblauen Schakale und die gelben Falken, die zwischen die Wurzeln hinabgestiegen waren. Schließlich löste der Fürst sie auf und erhob sich wieder vom Boden. Seine prächtigen blauen Gewänder waren von den Zähnen der Schakale in Stücke gerissen worden. Die schwarzen Pantoffeln hingen in Fetzen an seinen Füßen herunter und schützten sie nicht mehr. Doch trotzdem stand Sanagò genauso wild und unbesiegbar wie vorher vor Rokia.
    »Du kannst mich nicht töten!«, schrie er. »Das kann niemand!«
    Plötzlich begann der Baobabzu zittern und zu ächzen, und aus der klaffenden Wunde in seinem Stamm stiegen eine nach der anderen die Seelen empor, die nun aus ihren gläsernen Ampullen befreit waren.
    Sanagò riss den Mund weit auf und stieß einen unmenschlichen Schrei aus, doch er konnte nichts anderes tun, als hin und her zu taumeln und wie wild mit den Händen zu gestikulieren.
    Die Seelen gesellten sich zu Rokia und vereinten sich mit ihr im Gesang. Mit ihren Stimmen gewann der Chor noch an Eindringlichkeit und klang jetzt erhaben.
    Das Lied sprengte die letzten Käfige der Menagerie und löste die Zinnen aus Sand auf, die mächtigen Türme, die Fenster und die Stürze, die Stützpfeiler, die Streben, die Mauern, die Balkone. Und langsam griff es die Struktur der Mauern an, die zerbröckelten und das Holzgerüst freilegten, das sie gestützt hatte.
    Die Seelen stiegen zu Hunderten, zu Tausenden aus dem Boden auf und vereinten sich mit Rokia im Gesang.
    Der Sand, aus dem der Palast gebaut war, wirbelte wie besessen durch die Luft, der Wind riss ihn vom Holz los und trieb ihn in die unterirdische

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