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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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Rokia, Zouley und Setuké regungslos vor Matukés Hütte.
    »Wir müssen beide hinein«, sagte der Hogon zu Rokia.
    Rokia schüttelte erst den Kopf. Dann sagte sie: »Ja gut, ich komme mit dir. Aber du bist derjenige, der weiß, was zu tun ist.«
    Zouley beschränkte sich darauf, ihnen die Tür zu öffnen. Misstrauisch beäugte sie die Ampulle aus rotem Glas, die Rokia dem Hogon als Geschenk mitgebracht hatte, und ließ sie hineingehen, damit sie sich von Matuké verabschieden konnten.
    Dann schloss sie die Tür hinter ihnen und wartete.
    Während sie wartete, tat sie so, als würde sie der Heldengeschichte des Bororo mit den langen Ohrgehängen zuhören, lachte, wenn die anderen in Lachen ausbrachen, aber nur, weil sie gern lachen wollte.
    Langsam schwand das Licht des Tages und machte einem gedämpften und zarten Sonnenuntergang Platz, der so transparent wirkte wie brüchiges Papier. Zouley strich sich eine widerspenstige Locke zurück und bemerkte dabei, dass sie zum ersten Mal seit Tagen ihre Umgebung ohne Angst oder Bedrückung betrachten konnte.
    Sie atmete tief ein und sagte: »Danke, Papa.«
    Erst jetzt an diesem Feuer, um das all ihre Angehörigen saßen, zusammen mit den Fremden und diesem Ayad, der wie ein Affe gestikulierte, erst jetzt, wo alle zusammen lachten, konnte Zouley wieder Liebe empfinden, wenn sie an ihren Vater dachte. Und dazu eine solche Bewunderung, dass ihr beinahe schwindelig davon wurde.
    Durch alles, was man ihr in diesen Tagen erzählt und was sie selbst miterlebt hatte, war ihr klargeworden, dass ihr Vater den einzig möglichen Weg zu ihrer aller Rettung gewählt hatte.
    Einen Weg, der genau das Gegenteil von dem alles ausdörrenden Sand war. Er hatte den Weg des Wassers gewählt. Des Öls. Der feuchten Fruchtbarkeit. Den Weg Tausender Pflanzen, die dicht an dicht wuchsen. Den Weg von Jagdbeute und Jägern. Von Fliegen, die sie umschwirrten. Und den Weg all dieser zahllosen, verschiedenartigsten Lebewesen, die die Erde jeden Tag und jede Nacht bevölkerten. Er war einem Traum gefolgt.
    Und diesem Traum, den Fürsten der Stadt aus Sand zu besiegen, hatte er sein ganzes Leben gewidmet.
    Ihr Vater hatte Rokia das Singen beigebracht, weil er eine junge Geschichtensängerin brauchte. Und er hatte sie gelehrt, die Tiere zu lieben, weil sie ihren Schutz benötigen würde. Er hatte sie gelehrt, die Welt zu bewundern, die sie umgab, damit ihre Seele stark würde. Und mutig zu sein, damit sie anderen vertrauen konnte. Er hatte sie gelehrt, zu träumen, um ihr zu zeigen, dass sie ihrem Instinkt folgen sollte.
    Und dann hatte er sie noch gelehrt, mit den Füßen fest auf dem Boden zu bleiben.
    Immer in Verbindung mit der Erde.
    Deshalb weinte Zouley nicht einmal, als sich die Holztür mit dem verzierten Riegel hinter ihr öffnete. Denn sie wusste, ihr Vater hatte das Richtige getan. Sie wusste, dass er einen einsamen Kampf gekämpft hatte, um Rokias Rückkehr zu unterstützen, und jetzt, da sie zu Hause war, in Frieden entschlafen konnte.
    »Furchtbar, nicht?«, sagte eine Stimme hinter ihr.
    Zouley schniefte und wischte sich eine vorwitzige Träne weg, die so schnell wie ein Regentropfen bis zur Spitze ihres Kinns gelaufen war. Ihr Blick war starr auf den Bororo gerichtet, der gerade mit großen Gesten eine unmögliche Erstürmung der Mauern von Sanagòs Palast beschrieb, aber sie sah durch ihn hindurch.
    »O ja«, stimmte sie lachend zu. »Er ist wirklich furchtbar.«
    Einige Leute, die um das Feuer saßen, wandten sich zu ihr um. Und starrten sie an. Ayad hörte auf der Stelle auf zu gestikulieren und blieb mit herunterhängenden Armen stehen wie ein Tintenfisch, der von einer Speerspitze aufgespießt wurde.
    Zouley glaubte, sie habe vielleicht zu laut gesprochen. Sie legte eine Hand auf den Mund und wollte sich gerade umdrehen, als sie bemerkte, dass ihr Vater aufrecht neben ihr stand.
    »Vater?«
    Matuké sah sich in aller Ruhe um.
    »Hier riecht es gut«, sagte er als Erstes. »Was hast du für heute Abend gekocht, Zouley?«
    Der alte Geschichtensänger rieb gemächlich seinen Bauch. »Ich glaube, ich bin ziemlich hungrig, Tochter.«
    Zouley hatte den Mund leicht geöffnet und lachte erstaunt und glücklich zugleich. Dann umarmte sie ihn so fest und schwungvoll, dass sie beide hingefallen wären, hätten Rokia und Setuké sie nicht gehalten.
    »Langsam, langsam«, beschwerte sich Matuké, aber seine glänzenden Augen wandten sich schon all den Menschen zu, die am nächtlichen Feuer

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