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Stadt der blauen Paläste

Stadt der blauen Paläste

Titel: Stadt der blauen Paläste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bayer
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war, was die beiden Frauen endlich in einen langsameren Gang verfallen ließ. Er legte den Arm um ihre Schulter. »Auf dem Meer braucht man keine Sanduhr, da gelten andere Gesetze.«
    Als die beiden schließlich die Schiffsrampe heraufgekeucht kamen, hatte ein Matrose bereits eine Kiste herangeschoben, auf die sich Lea schwer atmend niederfallen ließ.
    »Ich dachte schon, du wärst bereits über alle Meere. Es kam etwas dazwischen, bei uns beiden.«
    Margarete lachte.
    »Das trifft den Sachverhalt eigentlich nicht ganz. Bei mir war es so, dass das Parfum, das ich extra für dich gemacht hatte, zwar fertig war, aber ich grübelte bereits seit Tagen über dem Namen, den ich ihm geben wollte.«
    »Und jetzt hast du einen gefunden?«
    Margarete schüttelte lachend den Kopf und nahm behutsam ein Flakon aus ihrem Korb.
    »Nein, das habe ich nicht. Aber wenn mir nichts Besseres einfällt, könnte ich es immerhin ›Rose von Zypern‹ nennen. Natürlich nur, falls dir das gefällt. Aber ich arbeite weiter daran. Und falls mir etwas anderes einfällt, dann bekommst du einen Brief von mir. Nach Alexandria, Zypern oder wohin auch immer.«
    Crestina öffnete das Flakon, hielt den Glasstab an die Nase und schloss die Augen. Dann reichte sie den Stab Renzo. Er hob ihn ebenfalls an die Nase, schnüffelte kurz und lächelte.
    »Du wirst sie alle finden, diese Düfte. Da, wo wir hinfahren werden, wirst du nicht lange nach ihnen suchen müssen. Aber so ist es natürlich einfacher.«
    Margarete entzog Renzo abrupt den Stab.
    »Ihr verratet all meine Geheimnisse«, sagte sie dann lachend. »Damit will ich ein Geschäft aufbauen.«
    »Das werdet Ihr ganz gewiss auch erreichen«, sagte er und warf einen Blick nach der Brücke.
    »Bei mir kam auch etwas dazwischen«, sagte Lea linkisch, »etwas Erfreuliches. Moise hat zusammen mit Samsons Tochter, Sarah, sämtliche Kisten ausgeräumt, weil sie die Purim- Kleider finden wollten. Und jetzt sieht es bei uns in der Wohnung aus wie nach einem Erdbeben.«
    »Ein Erdbeben, das dich jedoch höchst erfreut«, sagte Crestina schmunzelnd.
    Lea lachte.
    »Natürlich. Es scheint, dass dieses kleine Mädchen, das er bereits jetzt wie eine Schwester liebt, alle guten Seiten in Moise zum Schwingen gebracht hat. Gestern hat einer der großen Jungen nur einen harmlosen Scherz über sie gemacht und schon lag er auf dem Boden. Und dies durch Moise, der sich sonst nie gewehrt hatte. Aber für diese Sarah täte er wohl alles. Für mich dafür allerdings weniger«, sagte Lea und reichte Crestina einen kleinen Gegenstand, der in ein buntes Tuch eingewickelt war.
    »Es ist eine alte Öllampe, sogar eine mit einer Menora. Die sind sehr selten«, erklärte sie. »Sie stammt aus dem Heiligen Land, und mein Großvater hat sie vor einer halben Ewigkeit in Sulzburg irgendeinem Händler abgekauft. Inzwischen war sie zwischen all den Sachen vergraben, die Moise und Sarah jetzt aus den Kisten herausgewühlt haben.«
    Crestina betrachtete das Öllämpchen, das eine zierliche Menora auf der Oberseite aufwies. Lea gab ihr ein Fläschchen mit Öl dazu.
    »Falls es mal einen Sturm geben sollte«, sagte sie dann, »und eure Lampen gehen aus.«
    Renzo lachte.
    »Wir werden uns gewiss daran erinnern, wenn wir auf einer einsamen Insel stranden. Aber zum Glück ist das bisher noch nie geschehen.«
    »Gib gut auf dich Acht«, sagte Margarete und schloss Crestina in die Arme. »Du wirst uns gehörig fehlen.«
    »Und sieh zu, dass du dich nicht verirrst dort draußen«, sagte Lea. »Dein Palazzo wartet auf dich.«
    »Unser Gespräch wurde unterbrochen«, sagte Renzo, als die beiden Frauen das Schiff verlassen hatten und Crestina wieder allein neben ihm auf der Brücke stand.
    »Ich wollte Euch vorhin noch etwas fragen, etwas, was wichtig ist. Diese Fahrt, sie ist keine Flucht für Euch?«, fragte er dann zögernd. »Oder etwa doch?«
    Sie sah ihn stirnrunzelnd an.
    »Eine Flucht? Vor wem?«
    »Nun, schließlich gab es doch auch noch einen dritten Bewerber um Eure Hand, oder täusche ich mich?«
    Sie spürte, wie sie zu schwitzen begann.
    »Etwa Bartolomeo?«
    »Ja, Bartolomeo.«
    »Nun, er zählt weniger als alle Übrigen«, sagte sie rasch.
    Renzo lachte. Es war nicht jenes karge Lächeln, sondern ein herzhaftes Lachen.
    »Lauter Anträge, die nicht zählen?«
    »Ja«, bestätigte sie. »Lauter Anträge, die nicht zählen. Und Bartolomeo …«, sie besann sich kurz, brach dann ab. »Nein, ich fliehe nicht vor ihm«, stieß sie dann

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