Stadt der Blumen strava3
Erleichterung. Er hatte die Arme um Arianna gelegt – wenn die kalt und abweisend schien, dann lag es nur daran, dass sie eine Statue war.
Nachdem Gaetano in die Hochzeitsfeier geplatzt war und die Bellezzaner alle abgereist waren, unterhielt sich Sky ausführlich mit Sulien. Georgia und Nicholas hatten sich an ihre neue Abmachung gehalten und waren nicht wieder nach Giglia gekommen. Und Sky hatte das Gefühl, dass auch sein Auftrag in der Stadt abgeschlossen war. Es lag ein trauriges, herbstliches Gefühl in der Luft, obwohl der Sommer noch nicht einmal angefangen hatte.
»Mein Vater ist aufgetaucht«, berichtete er Sulien, während sie langsam im gro
ßen Kreuzgang umherwanderten.
Der Mönch sah ihn forschend an. »Und wie findest du ihn?«
Sky zuckte mit den Schultern. »Er ist ganz in Ordnung, glaube ich. Großzügig mit seinem Geld zumindest. Versucht die verlorene Zeit damit gutzumachen. Aber ich kenne ihn nicht richtig. Ich hab das Gefühl, dass ich Sie besser kenne als ihn.«
»Aber es ist doch ein Anfang«, sagte Sulien. »Das ist doch bestimmt besser, als sich zu fragen, wer er überhaupt ist?«
»Er will, dass ich ihn in Amerika besuche, wo er lebt«, fuhr Sky fort. »Und ich habe zugesagt. Sieht so aus, dass alles ganz anders läuft, als ich gedacht habe.
Meine Mutter hat sich mit dem Vater von meiner Freundin zusammengefunden und allem Anschein nach kann ich tatsächlich Bildhauerei studieren.«
»Dann bist du ja gewissermaßen ein Schüler von Giuditta«, sagte Sulien.
»Schon möglich. Aber ich kann nicht herkommen und es richtig bei ihr lernen.
Ich glaube, ich sollte mit den Besuchen in Giglia lieber aufhören. Ich habe mich schon zu lange hin- und hergerissen gefühlt. Zuerst hab ich keinen Vater gehabt und auf einmal krieg ich zwei.«
Bruder Sulien legte den Arm um Skys Schulter. »Und hier hast du immer einen dritten, wenn du ihn brauchst«, sagte er. »Du hast alles, was von dir verlangt wurde, hier erledigt und wir werden immer alles für dich tun, was wir können.«
In der Schulkantine saßen die vier Freunde beieinander. Sky erzählte den anderen von der Hochzeit und der Feier danach. Alice war begeistert; so etwas fand sie doch viel schöner als Geschichten von Duellen und Meuchelmord. »Na, immerhin hast du in Talia noch eine Hochzeit erlebt, bei der keiner erdolcht wurde«, sagte sie. Sky hatte ihnen gerade von Gaetano erzählen wollen und davon, wie Lucien, versteckt in dem Wagen von Giuditta Miele, aus der Stadt entkommen war. Doch da bemerkte er, dass Georgia und Nicholas unter dem Tisch Händchen hielten. Er beschloss Lucien nicht zu erwähnen. Stattdessen wandte er sich an Alice: »Was hältst du eigentlich von der Sache mit deinem Vater und meiner Mutter?«
»Ist schon komisch«, sagte Alice. »Komisch für uns, meine ich. Aber ich finde, sie sind ein super Paar. Sie ist nett, deine Mutter.«
»Stimmt«, sagte Sky. »Das ist sie wirklich.«
»Hör mal, Sky, du hättest jetzt sagen sollen: ›Er ist auch nett‹«, sagte Alice.
»Stimmt ja, ist er auch«, sagte Sky. »Ich mag ihn. Aber es wäre schon ein bisschen komisch, ihn als Stiefpaps zu haben.«
»Glaubt ihr denn, dass es dazu kommt?«, fragte Georgia, die bemerkt hatte, dass Alice stumm vor Verblüffung war. »Was wärt ihr zwei dann?«, fragte Nicholas. Trotz allem, was passiert war, fühlte er sich plötzlich leicht vor Glück. Er hatte sein Schicksal angenommen. Und Georgia hielt seine Hand. »Ziemlich enge Verwandte«, sagte Sky. »Das klingt ja nicht schlecht«, meinte Alice zittrig. »Ich glaube, ich könnte damit umgehen.«
»Ich glaube sowieso nicht, dass es passiert, bevor wir auf die Uni gehen«, sagte Sky. »Bestimmt warten sie das ab, um uns die Sache zu erleichtern.«
»Und nimmst du das Angebot von deinem Vater eigentlich wirklich an?«, wollte Georgia wissen. »Ja«, erwiderte Sky. »Und ich glaube, einen Teil meines Studiums mache ich in Kalifornien und wohne ein Jahr bei ihm und Loretta. Er hat mir angeboten auch dafür zu zahlen und ich finde, dass ich es ihm schuldig bin.«
»Von da aus kannst du aber keine Stravaganza machen«, sagte Nicholas.
»Also, darüber habe ich nachgedacht«, sagte Sky. »Und ich glaube, ich lasse es sowieso. Ich hänge meinen Talisman und meine Kutte sozusagen an den Nagel.
Ich sollte mich wohl lieber auf meine Abschlussprüfungen konzentrieren, wenn ich an die Uni kommen will.«
Vor einer Poststation an der Straße zwischen Giglia und Bellezza waren einige
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