Stadt der Blumen strava3
von Bellezza?«, sagte der Herzog. »Senator, ich möchte Euch mit einem unserer hervorragendsten Wissenschaftler bekannt machen, Bruder Sulien von Santa-Maria-im-Weingarten – und mit seinem Novizen Celestino. Ihr habt vielleicht gehört, was für einen außergewöhnlichen Dienst die beiden mir unlängst erwiesen haben, als ich nach dem Anschlag eines Giftmörders unpässlich war.«
Es folgten Verbeugungen und höflich gemurmelte Floskeln, obwohl Rodolfo und Sulien ja alte Freunde waren.
»Und das ist mein Gehilfe, Cavaliere Luciano Crinamorte«, sagte Rodolfo und stellte Lucien den beiden Mönchen vor. »Er und Bruder Tino sind wohl altersmä
ßig nicht weit auseinander.«
»Und auch ähnlich alt wie mein jüngster Sohn, Gaetano«, sagte der Herzog.
Sky bemerkte die kleine schmerzliche Falte, die sich über Niccolòs Nasenwurzel bildete, als er bei dem Wort »jüngster« zögerte, doch Gaetano wandte sich ihm und Luciano rasch zu und trennte sie unter dem Vorwand, ihnen ein schönes Gemälde zeigen zu wollen, von den anderen. Die Diener brachten inzwischen Wein herbei.
Das war also Suliens Überraschung – dass Sky den geheimnisvollen Luciano treffen sollte! Die beiden Jungen erkannten sich natürlich auf der Stelle, auch wenn der eine wie ein Dominikanermönch und der andere wie ein bellezzanischer Adliger gekleidet war.
»Das ist schon unfassbar, was?«, sagte Lucien, während Gaetano so tat, als würde er ihnen das Gemälde erklären.
»Unglaublich«, sagte Sky.
Es war tatsächlich der alte Lucien Mullholland, gesund und munter. Er schien sich in seiner noblen Umgebung ganz daheim zu fühlen und mit Gaetano befreundet zu sein, der nun die übliche Frage stellte. »Wie geht es meinem Bruder?«
»Es geht ihm gut«, berichtete Sky. »Er bringt mir inzwischen das Fechten bei.«
»Gute Idee«, sagte Lucien. »Du musst dich hier nämlich vorsehen. Gaetano hat wohl nichts dagegen, wenn ich sage, dass sein Vater und seine Brüder gefährliche Leute sind – auch wenn sie sich heute ganz vollendet benehmen.«
Gaetano schüttelte traurig den Kopf. »Aber gefährlich ist leider nicht nur meine Familie. Die Nucci versammeln sich in ihrem alten Turm und ich mag nicht daran denken, was sie für die Hochzeiten im Schilde führen.«
»Wie geht es Georgia?«, fragte Lucien. »Du kennst sie doch sicher genauso gut wie Falco, nicht?«
»Es geht ihr gut«, sagte Sky. »Sie fährt nach Devon zu ihrer Freundin Alice. Sie gehen beide hin, sie und Nicholas, meine ich. Du weißt, dass Falco jetzt so heißt?«
»Ja«, sagte Lucien. »Georgia hat sich das ausgedacht, als wir seine Transfiguration planten. Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir das durchgezogen haben. Es war natürlich vor allem Falcos Wunsch. Wenn er nicht so wild entschlossen gewesen wäre, hätte es nicht geklappt.«
»So ist er immer noch«, sagte Sky. »Um die Wahrheit zu sagen, er hat vor unbedingt herzukommen und seine Familie zu sehen. Aber das wäre doch Wahnsinn, nicht? Selbst wenn ihn sein Talisman nach Giglia bringen könnte, man würde ihn doch erkennen. Dabei hält man ihn hier doch für tot!«
»Es wäre zu herrlich, ihn wieder zu sehen!«, seufzte Gaetano.
»Rodolfo und ich arbeiten an dem Talisman-Problem«, berichtete Lucien, »zusammen mit Doktor Dethridge. Weißt du, wer das ist?«
»Der Großvater der Bewegung«, sagte Sky ironisch.
»Wir müssen uns so viel erzählen«, sagte Lucien. »Kann ich dich morgen im Kloster besuchen?«
Sky konnte gerade noch zustimmen, da wurde zu Tisch gerufen und der Herzog ging in den Speisesaal voraus, der sogar noch prächtiger war als der Salon. Allein der Anblick des Tisches machte Sky ganz nervös. Daheim aßen er und Rosalind in der Küche oder vom Schoß, wenn sie vor dem Fernseher saßen, und hier war nun eine lange, marmorne Tafel mit silbernen Kandelabern, Weinkelchen und einem riesigen silbernen Zierstück in der Mitte gedeckt.
Zum Glück wurde er zwischen Lucien und Gaetano und gegenüber von Beatrice gesetzt. Obgleich er nicht über die Dinge reden konnte, die ihn am meisten bewegten, war dieser Platz doch nicht zu Angst einflößend. Rodolfo unterhielt sich während der meisten Zeit mit Sulien und dem Herzog und Sky wusste, dass die beiden alten Stravaganti sich gleichermaßen zurückhalten mussten wie er und Lucien. Und das beruhigte ihn.
Die Diener schenkten reichlich Rotwein aus und Sky nippte vorsichtig an seinem Glas, während er bemerkte, dass die anderen jungen Männer in
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