Stadt der Blumen strava3
vollen Zügen tranken. Er war sich nicht so sicher, ob ihm der Wein schmeckte, aber es gab sonst nichts zu trinken und einige der Gerichte waren ziemlich salzig. Ihm fiel ein spezieller Diener auf, der fortwährend am rechten Ellbogen des Herzogs stand und von jedem Gericht und Getränk kostete, ehe Niccolò sich davon bediente.
Das war wohl sein Vorkoster. Was für ein frustrierender Job, dachte Sky. Entweder hielt man sich den Bauch und fiel mit elenden Schmerzen nieder oder Essen und Trinken waren in Ordnung, aber man konnte nur ein Schlückchen und einen kleinen Bissen davon bekommen.
Das Essen war vertrauter, als Sky befürchtet hatte. Es gab eine grüne Suppe, die laut Gaetano aus Brennnesseln zubereitet, jedoch überraschend wohlschmeckend war. Dann gab es eine Sorte von weißem Fisch, der kalt gereicht wurde und in Essig mariniert war. Der nächste Gang war ein Risotto mit etwas, das sich als Ente herausstellte. Aber erschreckenderweise war es mit kleinen Stücken Silberfolie garniert – nicht die Art von Alufolie, mit der man in Skys Welt Braten umwickelte, sondern eher wie die hauchdünnen Blättchen, die er schon mal in indischen Süßigkeiten gesehen hatte. Zum Schluss brachten die Diener eine Art sü
ßer Pizza mit Rosinen, Zucker und Zimt und servierten dazu einen Süßwein, der einen ganz benommen machte.
Sky bemerkte, dass Luciens Aufmerksamkeit abgelenkt wurde. Was hatte der Herzog soeben gesagt? Er hatte sich nach der Duchessa erkundigt, dachte Sky.
Aber sein Kopf war ein wenig benebelt, obwohl er sich beim Wein zurückgehalten hatte.
»Meiner Tochter geht es sehr gut, vielen Dank«, erwiderte Rodolfo gerade.
»Eine bezaubernde, junge Frau«, sagte Niccolò. »Es war eine große Enttäuschung für mich, dass sie es abgelehnt hat, Teil unserer Familie zu werden.«
Lucien und Gaetano wurden beide etwas starr und Gaetano errötete.
»Nicht dass ich mich nicht sehr darüber freue, dass Gaetano seine Cousine heiratet«, fuhr der Herzog lächelnd fort.
»In der Tat, Francesca di Chimici ist ebenfalls eine sehr reizende, junge Frau«, pflichtete Rodolfo bei.
»Ich habe ihr ein Geschenk gesandt«, sagte Niccolò.
»Francesca?«, fragte Rodolfo, als ob er nicht genau Bescheid wüsste.
»Der Duchessa«, sagte Niccolò. »Nur ein unbedeutendes Kleid. Ich hoffe, sie tut mir die Ehre und trägt es bei der Hochzeit.«
»Das wird eher für sie eine Ehre sein, ganz bestimmt«, sagte Rodolfo.
»Was glaubt Ihr«, sagte der Herzog wie nebenbei, »würde die Duchessa allen Mitgliedern meiner Familie gegenüber gleichermaßen abgeneigt sein?«
Jedermann am Tisch war überrascht. Sky erwartete, dass der Herzog jetzt noch einen Vetter oder Neffen vorschlagen würde, aber alle anderen am Tisch wussten, dass die Zahl der in Frage kommenden und noch nicht verlobten Chimici inzwischen sehr begrenzt war.
»Ich habe daran gedacht«, fuhr der Herzog fort, »mich selbst wieder zu verheiraten. Und vielleicht war es ein Fehler von mir, der Duchessa einen so jungen und unerfahrenen Freier zuzumuten, so gerne ich Gaetano auch habe. Vielleicht beweist es mal wieder die Wahrheit der Worte ›Wenn es um Männerarbeit geht, soll man keinen Knaben schickem‹. Was würde Ihre Tochter wohl von dem Vorschlag halten, meine Großherzogin zu werden?«
Alle Anwesenden verstummten, doch Sky hatte gesehen, wie Rodolfo Lucien sofort einen Blick zugeworfen hatte. Der Junge blieb wohl nur auf Grund der Eindringlichkeit dieses Blickes starr am Platz sitzen. Sowohl er als auch Rodolfo waren fahl geworden und der Erste, der das Wort ergriff, war Bruder Sulien.
»Soll das bedeuten, dass Ihr den Titel eines Großherzogs annehmt, Euer Gnaden?«, sagte er. »Dürfen wir Ihnen dazu unsere Glückwünsche aussprechen?«
Es war eindeutig, dass fast alle seine Kinder keine Ahnung gehabt hatten, was der Herzog da plante; nur Carlo sah weniger verblüfft aus.
»Ich werde mein Vorhaben bei den Feierlichkeiten am Abend vor den Hochzeiten der Öffentlichkeit kundtun«, sagte der Herzog. »Zumindest, was meinen neuen Titel betrifft. Ich glaube, die Zeit ist reif dafür, dass ich Großherzog von Tuschia werde.«
»Dann lasst Euch gratulieren, Euer Gnaden«, sagte Rodolfo diplomatisch und hob seinen Kelch wie zu einem Trinkspruch. »Was meine Tochter angeht, bin ich überzeugt, dass sie Euer Werben mit der gebührenden Ehrerbietigkeit anhört, wenn sie in Giglia eintrifft.«
Luca war hin- und hergerissen. Er hatte nichts dagegen, einen noch
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