Stadt der Blumen strava3
hochrangigeren Titel zu erben, wenn sein Vater einmal starb, aber Niccolòs Plan, sich erneut zu verheiraten, sagte ihm gar nicht zu. Er wollte keine Stiefmutter, die jünger wäre als er selbst, egal, wie schön sie war. Und er konnte sehen, dass zumindest Gaetano und Beatrice seine Vorbehalte teilten. Keiner von ihnen bezweifelte, dass die Werbung ihres Vaters von Erfolg gekrönt sein würde. Wer konnte einen solchen Mann und einen solchen Titel abweisen?
Für Lucien war der Rest des Abends die reine Folter. Er konnte es kaum erwarten, den Palast zu verlassen. Nach umständlichen, öden Floskeln brachen die vier Stravaganti schließlich gemeinsam auf und es blieb Gaetano nur noch die Zeit, zu flüstern, dass er die anderen am nächsten Tag im Kloster treffen würde.
Sky wusste, dass Lucien immer noch von der stummen Willenskraft seines Meisters in Zaum gehalten wurde, bis sie ziemlich weit von der Via Larga entfernt waren. Aber sobald diese Kontrolle entfiel, explodierte der Junge.
»Das ist es also, was es mit dem Kleid auf sich hat! Und das noble Mahl! Wir soll
ten beeindruckt werden. Aber ich lasse niemals zu, dass Arianna dieses Unge
heuer heiratet. Eher bringe ich ihn eigenhändig um!«
Kapitel 11
Die Dolche sind gezogen
Sky wachte mitten am Nachmittag leicht verkatert auf. Zu seiner Überraschung konnte er noch den süßen Dessertwein schmecken, den er dann doch noch vor Nervosität hinuntergestürzt hatte, als der Herzog seine Ankündigung gemacht hatte. Er stand auf, duschte, putzte sich extra lang die Zähne und trank zwei Gläser Wasser, bevor Rosalind nach Hause kam.
Er überlegte gerade, was er essen sollte, als er den Schlüssel seiner Mutter im Schloss hörte. Sie war gut gelaunt, wenn auch müde.
»Tee!«, stöhnte sie und ließ sich in gespielter Erschöpfung in einen Stuhl fallen.
»Wie war dein Mittagessen?«, fragte er, während er Rosalind einen Tee und sich selbst Toast mit Orangenmarmelade machte.
»Schön«, erzählte Rosalind. »Laura ist immer so aufgekratzt. Sie ist jetzt Stadt
rätin, denk mal. Bestimmt wird sie eines Tages selbst Abgeordnete, statt ihnen zuzuarbeiten.«
»Vielleicht wird sie sogar Premierministerin?«, meinte Sky. »Stell dir vor – sie würde Gesetze erlassen, die es verbieten würden, auch nur ein Wochenende kei
ne Party zu feiern.« Rosalind kicherte. »Ich weiß nicht, wo sie die Energie her
nimmt. Ich hab mir immer vorgestellt, dass sie einen Teil für mich mithat. Ach übrigens, frühstückst du etwa jetzt erst? Ich weiß ja, dass du ausschlafen woll
test, aber doch hoffentlich nicht bis vier Uhr?«
Sky grinste nur. »Möchtest du auch was?«, fragte er. Er wusste nicht so recht, ob er müde war, weil er einen Tag und fast eine Nacht in Giglia verbracht hatte, oder ob er erfrischt war, weil er fast sechzehn Stunden im Bett gelegen hatte.
Das Telefon klingelte. Es war Nicholas. Sky nahm den Apparat mit in sein Zim
mer. »Wie war das Abendessen bei meiner Familie?«, war Nicks erste Frage.
»Ganz okay, denke ich«, sagte Sky. »Also, es ist keiner vergiftet worden und ich hab meine Suppe nicht verschüttet. Aber ich bin immer noch ein bisschen be
trunken.«
»Wer war noch da?«
»Lucien und Rodolfo. Lucien hat mich übrigens sofort erkannt.«
»Er ist nett, nicht?«
»Ja. Ich kann verstehen, was Georgia an ihm fand.« Es folgte ein betretenes Schweigen am anderen Ende der Leitung.
»Das weißt du also schon?«, sagte Nicholas bedrückt.
»Ist doch ziemlich offensichtlich, würde ich sagen.«
»Wie bei dir und Alice?«
»Meinst du echt?«, erwiderte Sky. »Aber was dich angeht: Keine Angst – die Ge
schichte hat keine Zukunft, weil Lucien ja in der Vergangenheit festsitzt, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, erwiderte Nicholas. »Sie ist genauso scharf darauf, zurückzukehren, wie ich, wenn das mit den Talismanen klappen sollte.«
»Davon hat Lucien was erwähnt. Rodolfo und Doktor Dethridge sind wohl dran an der Sache.«
»Ich glaube, das Einzige, was Georgia davon abhält, nach Talia zurückzureisen, ist die Tatsache, dass Lucien in Arianna verliebt ist«, sagte Nicholas.
»Ähm … apropos«, sagte Sky. »Dein Vater hat beim Abendessen eine Ankündi
gung gemacht, die Lucien gar nicht gefallen hat.«
Sandro war nicht in seine Behausung zurückgekehrt. Er fühlte sich etwas ausgeschlossen, als Sulien und Tino in den herzoglichen Palast gingen, und war mit seinem Hund im Kloster geblieben.
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