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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Leiter zu verstauen, ich verließ das Haus und ging zu dem Parkplatz, wo meine Maultierstute Marigold an einem eigens für derlei Zwecke dort angebrachten Metallständer festgemacht war. Als ich näher kam, sah ich, dass ihr jemand mit grüner Farbe ein halb fertiggestelltes Hakenkreuz aufs Hinterteil gemalt hatte. Der Pinsel lag zerbrochen auf dem Boden. Daneben sah ich einige Blutflecke und etwas, das wie ein Zahn aussah. Ich guckte genauer hin. Ja, tatsächlich: ein Zahn.
    »Hatten wir ein kleines Abenteuer, hm?«
    Marigold antwortete nicht, aber ich wusste aus Erfahrung, dass es keine gute Idee war, von hinten an sie heranzutreten. Sie hatte einen mörderischen Tritt am Leib.
    Hätte sie auf der anderen Backe kein Brandzeichen des Ordens gehabt, so wäre Marigold in dieser Nacht womöglich gestohlen worden. Doch glücklicherweise waren die Ritter des Ordens dafür bekannt, dass sie Diebe auf magischem Wege verfolgten und dann auf brachiale Weise zur Strecke brachten.
    Ich band Marigold los und stieg auf, dann ritten wir in die Nacht hinaus.
    Normalerweise wechselten sich Technik und Magie alle paar Tage ab. Zwei Monate zuvor jedoch war ein Flair über uns hereingebrochen, eine Flutwelle der Magie, die unsere Stadt wie ein Tsunami unter sich begrub und die unglaublichsten Dinge Wirklichkeit werden ließ. Drei Tage lang lebten Dämonen und Götter mitten unter uns, und die menschlichen Monster hatten größte Schwierigkeiten, sich zu beherrschen. Ich hatte den Flair auf einem Schlachtfeld verbracht und einigen Gestaltwandlern dabei geholfen, eine Horde von Dämonen niederzumachen.
    Es war ein bombastisches Ereignis gewesen. Ich träumte immer noch lebhaft davon. Es waren nicht unbedingt Albträume, sondern eher berauschende, surreale Visionen von Blut, funkelnden Klingen und Tod.
    Der Flair war vorübergezogen und hatte der Technik wieder die Weltherrschaft überlassen. Seit zwei Monaten sprangen Autos problemlos an, hielt elektrisches Licht die Finsternis in Schach und machten Klimaanlagen den August ausgesprochen erträglich. Wir hatten sogar Fernsehen. Am Montagabend hatten sie einen Film gezeigt – Terminator 2 – , der nachdrücklich klargemacht hatte, dass es immer noch schlimmer kommen konnte.
    Dann, am Mittwoch, um die Mittagszeit, kehrte die Magie zurück, und in Atlanta brach die Hölle los.
    Ich weiß nicht, ob sich die Leute der Illusion hingegeben hatten, dass die Magie nicht wiederkehren würde, oder ob sie schlicht auf dem falschen Fuß erwischt wurden – jedenfalls hatten wir, seit ich dabei war, noch nie so viele Hilfsgesuche gehabt. Im Gegensatz zur Söldnergilde, für die ich ebenfalls tätig war, halfen die Ritter des Ordens jedermann, ganz egal, ob und wie viel er zahlen konnte. Sie stellten einem nur so viel in Rechnung, wie man erübrigen konnte, oft verlangten sie auch gar nichts. Wir wurden jedenfalls mit Hilfsgesuchen förmlich überschwemmt. Mittwochnacht bekam ich vier Stunden Schlaf und war anschließend gleich wieder im Einsatz. Kalendarisch war es nun schon Freitag, und meine Gedanken kreisten fast nur noch um eine schöne warme Dusche, etwas zu essen und ein weiches Bett. Ein paar Tage zuvor hatte ich einen gedeckten Apfelkuchen gebacken, und das letzte Stück davon wollte ich mir an diesem Abend gönnen.
    » Kate ?« Maxines strenge Stimme hallte in meinem Kopf wider. Sie kam aus der Ferne, war aber klar und deutlich zu verstehen.
    Ich zuckte nicht zusammen. Nach dem Marathon der vergangenen achtundvierzig Stunden erschien es mir vollkommen normal, in meinem Kopf die Stimme der telepathisch begabten Sekretärin des Ordens zu hören. Traurig, aber wahr.
    » Tut mir leid, meine Liebe. Der Apfelkuchen muss wohl noch ein wenig warten .«
    Maxine las nicht absichtlich meine Gedanken, aber wenn ich mich auf etwas konzentrierte, bekam sie unweigerlich etwas davon mit.
    » Ich habe hier einen Grün-Sieben, gemeldet von einem Zivilisten .«
    Ein toter Gestaltwandler. Alles, was mit Gestaltwandlern zu tun hatte, landete bei mir. Die Gestaltwandler misstrauten Außenstehenden, und ich war der einzige Mitarbeiter der hiesigen Sektion des Ordens, der den Status eines »Freunds des Rudels« genoss. Wobei »genießen« in diesem Zusammenhang ein ausgesprochen relativer Begriff war. Dieser Status bedeutete im Grunde nur, dass mich die Gestaltwandler noch ein paar Worte sagen lassen würden, ehe sie Hackfleisch aus mir machten. Sie trieben die Paranoia in ungeahnte Höhen.
    »Wo ist es?«
    »

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