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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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mich gehn.«
    » So kommt der Untod in die Welt «, sagte die Stimme.
    Und ich spürte tief in mir, dass sie recht hatte.
    Ich würde nicht zu dem werden, was ich verachtete. Ich würde nicht so werden wie der Mann, der mich gezeugt hatte.
    Ich kappte die magische Verbindung. Der Schmerz in mir riss ab, peitschte aber noch hin und her, wie eine gerissene Saite. Ich spürte den letzten Funken von Brans Lebenslicht vergehen. Die Magie in mir schlug um sich wie ein eingesperrtes Tier, das mich zerfetzten wollte, um sich zu befreien.
    Bran lag tot in meinen Armen.
    Tränen liefen mir die Wangen hinab, fielen zu Boden und trugen die Magie mit sich fort. Der Boden sog meine Tränen auf, und etwas regte sich darin, etwas, das voller Leben und Magie steckte, doch das war jetzt egal. Bran war tot.
    Ein Formorier schlich sich hinter mir an, er hatte seine Klinge erhoben, um sie mir in den Rücken zu rammen.
    Ich erhob mich, wandte mich um und schlug zu – in einer einzigen, fließenden Bewegung. Slayers Spitze durchdrang die Brust des Formoriers. Ich drückte fester zu, bis ich beim Herz angelangt war. Das harte, muskulöse Organ widerstand den Bruchteil einer Sekunde lang meiner Klinge, wie eine geballte Faust, doch dann durchdrang die Klinge die Herzwand doch und badete in dem Blut darin. Ich riss das Schwert aufwärts und zur Seite und schnitt das Herz in Stücke.
    Ich war nun von oben bis unten blutüberströmt. Ich konnte das Blut riechen. Ich spürte das klebrige, warme Blut an meinen Händen. Der Formorier starrte mich mit weit aufgerissenen, angsterfüllten Augen an. Diesmal würde es keine Wiedergeburt geben. Ich hatte ihn getötet, und als ihm das klar wurde, bekam er schreckliche Angst.
    Der Augenblick währte eine Ewigkeit. Ich wusste, dass ich mich immer daran erinnern würde.
    Ich würde mich immer daran erinnern, weil mir in diesem Moment klar wurde: Ganz egal, wie viele ich schon getötet hatte oder wie viele ich noch töten würde, ehe der Tag zu Ende war, nichts davon würde Bran wieder zum Leben erwecken. Nicht einmal für einen einzigen Moment.
    Ich riss mein Schwert aus dem Formorier heraus. Trauer packte mich und trieb mich an. Ich wütete über das Schlachtfeld, tötete alles, was mir in die Quere kam. Sie liefen weg, wenn sie mich kommen sahen, und ich lief ihnen nach und tötete sie, ehe sie noch jemandem den Freund rauben konnten.
    Die Nacht war herabgesunken. Die Formorier waren tot. Ihre Kadaver lagen über den Boden verstreut, dazwischen die Leichen unserer Gefallenen. So viele Tote. An diesem Morgen hatten sie noch gesprochen, hatten geatmet, hatten ihren Liebsten einen Abschiedskuss gegeben. Und jetzt lagen sie hier und waren tot. Für immer fort. Wie Bran.
    Ich saß bei Brans Leichnam. Seine mitternachtsfarbenen Augen waren geschlossen. Ich war sehr müde. Ich hatte Schmerzen an Stellen, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie besaß.
    Jemand hatte einen Scheiterhaufen errichtet, um Leichen zu verbrennen. Das Feuer leuchtete orange in der Dunkelheit. Dicker Rauch zog in die Nacht.
    Ich hatte Bran bei der Hand genommen und ihn zur Menschlichkeit zurückgeführt, hin zum freien Willen. Und das, nein, ich war schuld an seinem Tod gewesen. Das Feuer war aus seinen Augen gewichen. Er würde mir nie mehr zuzwinkern, würde mich nie mehr Täubchen nennen. Ich hatte ihn nicht geliebt, ich hatte ihn ja kaum gekannt, aber bei Gott, es tat weh. Wieso musste ich jeden, den ich berührte, töten? Wieso starben sie alle? Fast alles andere bekam ich hin, aber dann schlug mich der Tod doch wieder. Jedes Mal. Was nützte all die Magie, wenn sie dem Tod nicht Einhalt gebieten konnte?
    Jemand kam zu mir und berührte mich am Ärmel. »Kate«, sagte eine winzige Stimme. »Kate, bist du okay?«
    Ich sah diejenige an, die da zu mir sprach, und erkannte ihr Gesicht.
    »Kate«, sagte sie voller Mitgefühl. »Bitte, sag etwas.«
    Ich fühlte mich so leer, ich fand meine Stimme nicht.
    »Bist du real?«, fragte ich sie.
    Julie nickte.
    »Wie bist du hierhergekommen?«
    »Bran hat mich hergebracht«, sagte sie. »Ich bin in einem See erwacht. Da waren überall Leichen. Und eine Frau. Er hat mich da rausgezogen und mir ein Messer gegeben, dann hat er mich hierhergebracht.« Sie wies auf die Stelle, an der wir ursprünglich in Stellung gegangen waren. »Ich habe gekämpft.« Sie zeigte mir ihr blutiges Messer.
    »Dummes Kind«, sagte ich. Ich brachte keine Wut mehr auf, und meine Stimme klang ausdruckslos. »So viele

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