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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Trockenzeit seinen Lieblingsfusel bestellte und sich dabei den Namen des Getränks auf der Zunge zergehen ließ.
    »Das Verlangen nach Macht ist etwas sehr Gefährliches«, sagte ich .
    Er bleckte die Zähne. Etwas Raubtierhaftes blitzte in seinem Blick auf. »Das sagst du doch bloß, weil du Macht hast. Leute, die selber Macht haben, wollen nie, dass andere Leute auch mächtig werden.«
    Julie zupfte ihn am Ärmel. »Aber du hast doch Macht. Du bist doch ein Schamane.«
    Er wandte sich ihr hektisch zu. »Und was nützt mir das? Die Banden hauen mir trotzdem auf die Fresse und klauen mein Essen. Was nützt es da, dass ich dafür sorgen kann, dass sie am nächsten Tag Blut pissen? Das nächste Mal bringen sie mich einfach um, und das war’s dann. Ich will wahre Macht. Damit sich keiner mehr mit mir anlegen kann.«
    »Ich kann dir das geben, was ich habe«, sagte Julie kleinlaut.
    »Noch nicht«, erwiderte er. »Lass es noch wachsen.«
    Was lief da zwischen den beiden? Bei der Art und Weise, wie sie einander ansahen, lief es mir kalt über den Rücken.
    »Erzähl mir mehr über die Wesen, die dich verletzt haben.«
    »Sie waren sehr schnell und hatten langes Haar. Und das Haar hat mich gepackt, als wäre es lebendig. Und sie hatten Angst vor dem Armbrustschützen.«
    »Erzähl mir etwas über den Kessel.«
    Red fuhr zusammen, als hätte er einen Stromschlag abbekommen, sprang auf und rannte aus der Wohnung. Julie saß ein wenig näher an der Wohnungstür als ich und war eine Viertelsekunde vor mir auf der Treppe. Sie rannte die Treppe hinunter, und ich zwang mich stehen zu bleiben.
    Sie waren Kinder.
    Das Leben hatte ihnen Schläge versetzt, bis sie fast wild davon geworden waren. Sie hatten keinerlei Zuflucht, vertrauten niemandem, nur sich selbst, und es wäre mir im Traum nicht eingefallen, nun hinunterzulaufen und Red Schläge anzudrohen, damit er mit der Wahrheit herausrückte. Es reichte fürs Erste. Wenn die beiden wiederkamen, kamen sie wieder. Und währenddessen blieb mir Zeit, mir ein paar Gedanken über mein weiteres Vorgehen zu machen.
    Ich ging zurück in die Küche und aß ein Stück Wurst, das noch auf meinem Teller lag. Durchs Fenster sah ich Red und Julie auf der Straße stehen. Sie standen ganz nah beieinander, und sein dunkler Schopf lehnte an ihrem blonden. Und während ich hinsah, kehrte die Technik zurück. Die elektrische Lampe im Wohnzimmer sprang an und tauchte die Wohnung in ein angenehmes, gedämpftes Licht. Unten auf der Straße bestrahlte eine der wenigen noch funktionierenden Laternen die beiden Kinder. Sie gingen ein Stück weiter nach links, traten aus dem Lichtkegel heraus. Das waren die Gesichter dieser Neuen Welt: ein Straßenschamane und seine Freundin. Ausgehungert, raubtierhaft, magisch.
    Sie sprachen weiter miteinander, und ich aß derweil auf und trank mein Wasser aus. Schließlich zog Red etwas aus der Tasche und hängte es Julie um den Hals. Wahrscheinlich ein Talisman.
    Julie umarmte ihn. Er stand einfach da, ganz starr, während sie die Arme um ihn schlang. Vermutlich wollte er sich in der Öffentlichkeit keine Blöße geben. Unbehagen beschlich mich. Wieso bekam ich ein so ungutes Gefühl, wenn ich die beiden sah?
    Fast so, wie wenn ich an die Sache mit Max Crest und mir zurückdachte.
    Wenn Greg noch am Leben gewesen wäre, hätte ich Max keines zweiten Blickes gewürdigt. Doch Gregs Tod hatte mich schwerer getroffen, als ich es mir zunächst eingestanden hatte. Ich war einsam und verängstigt und hätte sehr gern einen liebevollen Mann gehabt, der daheim auf mich wartete. Jemanden, bei dem ich mich anlehnen konnte. Max war rein zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Unsere Beziehung war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, denn sie beruhte auf Trauer, und anders als Liebe vergeht Trauer unweigerlich irgendwann. Nachdem nun ein wenig Gras über die ganze Sache gewachsen war, verspürte ich weder Eifersucht Myong gegenüber noch irgendwelches Verlangen nach Max. Er fehlte mir überhaupt nicht. Doch jedes Mal, wenn mir sein Name in den Sinn kam, bekam ich ein vages, ungutes Gefühl, das nicht unbedingt etwas mit schlechtem Gewissen zu tun hatte, sondern eher mit Verlegenheit.
    Am liebsten hätte ich die ganze Sache genommen, in eine Kiste gepackt und diese Kiste an einer tiefen Stelle im Meer versenkt. Ich wollte Max Crest nie wiedersehen. Stattdessen musste ich nun seine Hochzeit arrangieren. Wie zum Teufel schaffte ich es immer wieder, mich in derartige

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