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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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über deine Mutter? Dann wird es vielleicht einfacher für mich, sie zu finden.«
    Julie schlang die Arme um das Kissen. »Meine Mom ist sehr lieb. Manchmal liest sie mir was aus Büchern vor. Es ist bloß der Schnaps, der sie so müde macht, und dann lasse ich sie in Ruhe. Dann gehe ich nach draußen oder so. Sie ist kein Alkoholiker oder so. Mein Dad fehlt ihr halt sehr. Und sie trinkt nur am Wochenende, wenn sie nicht arbeiten muss.«
    »Wo arbeitet sie denn?«
    »Bei der Zimmermannszunft. Früher war sie mal Köchin, aber dann haben sie das Lokal, in dem sie gearbeitet hat, dichtgemacht. Jetzt ist sie Zimmermannsgeselle. Sie hat gesagt, wenn sie erst mal ein richtiger Zimmermann ist, werden wir viel Geld haben. Von dem Hexenzirkel hat sie das auch gesagt, und jetzt ist sie verschwunden. Sie macht sich immer solche Sorgen um das Geld. Wir sind jetzt schon lange so arm. Seit Dad tot ist.«
    Sie strich mit der Hand einen Kreis auf das Kissen – den Kreis des Lebens. Das taten Schamanen, wenn sie von den Toten sprachen. Sie nahm Reds Angewohnheiten an.
    »Als Dad noch gelebt hat, ist er mit uns immer ans Meer gefahren. Nach Hilton Head. Es ist schön da. Da sind wir schwimmen gegangen, und das Wasser war ganz warm. Mein Dad war auch Zimmermann. Ein Stück von einer Brücke ist auf ihn gefallen. Hat ihn einfach zerquetscht. Da war nichts mehr da von ihm.«
    Manche Leute kriegten vom Leben immer noch eins in die Fresse, ganz egal, wie oft sie sich schon wieder aufgerappelt hatten. »Der Schmerz vergeht ein wenig mit der Zeit«, sagte ich. »Es wird immer wehtun, aber irgendwann ist es nicht mehr ganz so schlimm.«
    »Das haben mir schon viele Leute gesagt.« Julie sah mich nicht an. »Ich muss wohl ein Pechvogel sein oder so.«
    Mit das Schlimmste, was einem Kind passieren kann, ist der Tod eines Elternteils. Als mein Vater starb, war es, als ginge meine ganze Welt in die Brüche. Als wäre ein Gott gestorben. Ein Teil von mir weigerte sich, es überhaupt zu glauben – so verzweifelt wollte ich, dass alles wieder so wäre wie zuvor. Ich hätte alles gegeben für einen einzigen weiteren Tag mit meinem Dad. Und ich war so wütend auf Greg, dass er nicht fähig war, alles mit einer Handbewegung wiederherzustellen. Und ganz langsam und Stück für Stück wurde es mir dann bewusst: Mein Dad war fort. Für immer. Er würde nie mehr wiederkommen. Kein noch so großes Aufgebot an Magie konnte etwas daran ändern. Und gerade als ich glaubte, der Schmerz hätte sich gelegt, betrog mich mein eigener Geist und ließ meinen Dad in meinen Träumen wieder auferstehen. Manchmal wurde mir erst beim Aufwachen wieder bewusst, dass er tot war, und dann traf es mich wie ein Schlag in die Magengrube. Und manchmal wusste ich schon im Traum, dass ich träumte, und dann wachte ich auf und weinte.
    Doch damals hatte ich immer noch Greg gehabt. Greg, der alles daransetzte, dass es mir gut ging. Greg, der mich bei sich aufnahm. Ich musste nicht auf der Straße leben. Und ich musste mir keine Geldsorgen machen.
    Julie und ihre Mutter hatten diesen Luxus nicht. Fähige Zimmerleute verdienten gut, denn Holzkonstruktionen waren gegen Magie gefeit. Der Tod von Julies Vater hatte das Leben dieser Familie zerstört. Er warf sie zu Boden, und sie rutschten weiter und weiter ab. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie wären ganz unten angelangt. Ich schloss Julie fest in die Arme. Ihre Mutter musste sie sehr geliebt haben, denn sie hatte sich wieder aufgerappelt und erneut einen Aufstieg versucht. Sie hatte es geschafft, in die Zimmermannszunft aufgenommen zu werden, was angesichts der großen Konkurrenz nicht einfach gewesen sein konnte. Und es war ihr gelungen, die Gesellenprüfung zu bestehen. Sie gab sich offenbar alle Mühe, ihrer Tochter ein Leben auf der Straße zu ersparen.
    »Du hast mir noch gar nicht gesagt, wie deine Mutter heißt.«
    »Jessica«, erwiderte Julie. »Sie heißt Jessica Olsen.«
    Halt durch, Jessica. Ich werde dich finden. Und währenddessen passe ich gut auf deine Kleine auf. Julie ist bei mir in Sicherheit .
    Als hätte sie gespürt, was ich dachte, schmiegte sich Julie noch fester an mich, und wir saßen schweigend da, von der warmen Nacht umhüllt.
    »Erzähl mir von dem Hexenzirkel. War deine Mutter schon lange dabei?«
    »Nein, nicht lange. Erst ein paar Monate. Sie hat gesagt, sie würden einer großen Göttin huldigen und wir wären bald alle reich.«
    Ich seufzte. Wenn wir diese Esmeralda fanden, würde ich ihr ein,

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